In Altheim im Alb-Donau-Kreis hat Bürgermeisterin Selina Holl überraschend ihren Rücktritt angekündigt. Die 31-Jährige, die erst vor knapp zwei Jahren mit 89 Prozent der Stimmen ins Amt gewählt worden war, begründete ihren Schritt mit wachsender Kritik an ihrer Person und ihrem Team. "Anhaltende Kritik und ein damit verbundenes Misstrauen gegenüber mir und meinen Mitarbeitern" hätten sie zu dieser Entscheidung gebracht, erklärte Holl in einer Mitteilung.
Ständige Proteste erschwerten Arbeitsablauf massiv
Immer wieder habe es Proteste gegeben, die den Verwaltungsalltag massiv erschwert hätten. "Es gibt ständig wiederkehrende Beschwerden über unsere Arbeitsleistung, die den Arbeitsablauf massiv beeinflussen und erschweren", so die Bürgermeisterin weiter. Dabei betonte Holl, dass sie stets über das normale Maß hinaus für ihr Amt da gewesen sei.
"Ich kann und ich möchte das Amt nicht weiterhin ausüben"
Dabei habe sie immer vollen Einsatz gezeigt, betont Holl. Sie habe nicht nur während des Mutterschutzes, sondern auch kurz nach Geburt ihrer Tochter im Krankenhaus und während des Wochenbetts gearbeitet. Dennoch sei die Unzufriedenheit in Teilen der Bürgerschaft gewachsen.
"Ich kann und ich möchte das Amt nicht weiterhin ausüben. Das Wohlergehen meiner Kinder und meine Gesundheit stehen nun an erster Stelle."
Im Gemeinderat selbst habe es jedoch keine Forderungen nach einem Rücktritt gegeben. Laut "SWR" stellte der stellvertretende Bürgermeister Karl-Heinz Erb (parteilos) klar: „Die Verwaltung und der Altheimer Gemeinderat standen hinter der jungen Bürgermeisterin.“ Gleichwohl räumte er ein, dass Bürgerinnen und Bürger ihm ihre Unzufriedenheit mitgeteilt hätten.
Fragen nach Vereinbarkeit von Amt und Familie
Holl, die im Mai ihr zweites Kind bekam und nach einer Scheidung in einer Patchworkfamilie lebt, sah sich dabei immer wieder Fragen nach der Vereinbarkeit von Amt und Familie ausgesetzt. Sie selbst entgegnete dem "SWR": „Ich habe ja schon ein Kind und habe es ja seither auch hingekriegt.“
Ihre Leidenschaft für die Kommunalpolitik und Verwaltung hatte sie nie bestritten. Bereits mit 15 Jahren begann sie ihre Laufbahn in diesem Bereich. „Also ich lebe Verwaltung, ich brenne dafür“, sagte sie im Interview. Auf der Internetseite der Gemeinde verabschiedete sie sich mit bewegenden Worten: „Ich habe jede einzelne Sekunde meines Bürgermeister-Daseins unheimlich genossen.“ Der Rücktritt sei für sie ein „sehr, sehr, sehr schwerer“ Schritt.
Ihr Ausscheiden werde „bedauert“
Auch in Ratskreisen galt die junge Rathauschefin als fachlich hochkompetent und engagiert, berichtete der Sender "Donau 3 FM". Dort hieß es, ihr Ausscheiden werde „bedauert“.
Die knapp 2000 Einwohner zählende Gemeinde muss nun über die Nachfolge entscheiden. Zunächst übernehmen die Stellvertreter die Amtsgeschäfte. Am 27. August ist eine Sondersitzung angesetzt, in der das weitere Vorgehen beraten werden soll. Neuwahlen sind nach Angaben der scheidenden Bürgermeisterin voraussichtlich für November oder Dezember geplant.