Die Linke hat wieder Aufwind. Dementsprechend laut gibt sich die Partei. Man erinnere sich an die überdrehten Auftritte der Fraktionsvorsitzenden Heidi Reichinnek oder das überhebliche Gehabe von Parteichef Jan van Aken. Bei der letzten Bundestagswahl holte die Linke fast neun Prozent, hat nun mehr als 50 Bundestagsabgeordnete.
Die Nachfolgepartei der SED holt gerne wieder alte DDR-Begriffe aus der Mottenkiste. So hat Co-Parteichefin Ines Schwerdtner jüngst in dem Magazin, das sie bis 2024 selbst als Chefredakteurin leitete, ein Interview gegeben. Es fielen "Kader", "arbeitende Klasse" und "proletarische Kultur". Im ZDF-"Sommerinterview" in Berlin kann Schwerdtner daran nichts Negatives finden.
Linke-Chefin Schwerdtner nimmt die Union fest ins Visier
Sie beharrt lieber darauf, dass man ihre Partei ernst nehmen und einbinden solle bei politischen Entscheidungen. Beim ZDF-Interview in Berlin-Lichtenberg, im Hintergrund ein Baugerüst und ein Kran, pocht die Linken-Chefin darauf, dass Schwarz-Rot sich künftig erkenntlich zeigen soll, weil die Linken am 6. Mai einem zweiten Wahlgang bei der Kanzlerwahl zugestimmt hatten.
Laut Schwerdtner hat es seitens der Union Zusagen gegeben, ein Deal wurde vereinbart: "Wir haben darüber gesprochen, dass wir bei kommenden Mehrheiten, wo es eine Zweidrittelmehrheit braucht, die Union mit uns sprechen muss."
Überhaupt hat sie die Union fest im Visier. So forderte Schwerdtner im Zweiten, dass sich Unionsfraktionschef Jens Spahn einem Untersuchungsausschuss wegen der Beschaffung von Masken während der Corona-Zeit stellen müsse. Spahn habe als Gesundheitsminister mehrere Milliarden Euro aus dem Fenster geworfen. Dafür müsse er zur Rechenschaft gezogen werden.
Wie passt das? Hamas-Anhänger bei der Linken zu Gast
Weniger forsch tritt die Linken-Vorsitzende beim Thema linker Antisemitismus auf. Zuletzt hatte der Brandenburger Antisemitismus-Beauftragte Andreas Büttner – auch er ist bei der Linken – kritisiert, es gebe linken Antisemitismus, der nicht verschwiegen werden sollte. Schwerdtner widerspricht im ZDF-Sommerinterview.
Noch mehr windet sie sich, als es um eine Party des Bezirksverbandes der Linken unlängst in Berlin-Neukölln geht. Dort war auch eine Gruppierung zu Gast, die laut Verfassungsschutz aus Hamas-Anhängern besteht. Schwerdtner sagt lapidar, solche Fälle würden aufgearbeitet. Die Partei habe mit der Hamas "nichts gemein".
Schwerdtner lenkt im ZDF-Interview einfach ab
ZDF-Journalist Wulf Schmiese ist wieder sehr gut im Stoff und in Form und bohrt daher weiter. Schwerdtner lenkt jetzt einfach ab: "Ich finde ich es nicht richtig, angesichts des Krieges in Gaza und Hunderttausenden von Menschen, die gerade verfolgt werden, die flüchten müssen, die hungern, über ein Sommerfest zu sprechen."
So kann man dem Vorwurf des Antisemitismus natürlich auch begegnen. Das ist billig. Überhaupt zeigt das Interview, dass sich die Chefin der Linken über die AfD nicht erheben muss. Die Linke vertritt auch extreme Positionen. Nur auf der anderen Seite eben.