Miesbacher Warmbad: Chlorgaslagerung zumindest unsachgemäß
Vor der Schließung des Warmbads Miesbach wurden dort offenbar Chlorgasflaschen unsachgemäß gelagert. Der frühere Schwimmeister erhebt schwere Vorwürfe. Rathaus und Behörden wiegeln ab.
Die Trennung erfolgte alles andere als im Guten und zog sogar ein – folgenloses – gerichtliches Nachspiel nach sich. Wegen Körperverletzung war der frühere Schwimmmeister des Miesbacher Warmbads, Peter Lohmann, angeklagt. Letztlich wohl ein Ergebnis übereifriger Ermittlungen. Denn der vermeintlich geschädigte Mitarbeiter wollte selbst von einer Körperverletzung nichts wissen, wie er vor dem Amtsgericht aussagte. Es folgte ein Freispruch.
Streit im Bad – Schwimmmeister holt Feuerwehr
In Vorgeschichte und Nachhall findet sich aber reichlich Konfliktstoff. So erfolgte die Kündigung Lohmanns fristlos, wenige Tage, bevor das Warmbad im Herbst 2023 schloss. Die genauen Gründe wurden vor Gericht nicht dargelegt. Jedenfalls kam es im Warmbad selbst zu einem Konflikt zwischen dem Schwimmmeister und dem zuständigen Mitarbeiter der Stadt. Ersterer hatte Alarm geschlagen, weil – seiner Darstellung nach – am Morgen Chlorgas ausgetreten war und seiner Lebensgefährtin, ebenfalls im Warmbad tätig, schwindlig und übel geworden war. Er war daraufhin zu Bürgermeister Gerhard Braunmiller gegangen und hatte Abhilfe gefordert. Kurze Zeit später erfolgte die Kündigung, die das Rathaus per E-Mail versandte. Im Zuge des Konflikts im Bad rief Lohmann wegen des Chlorgasaustritts die Feuerwehr. Die aber stellte nichts fest und zog wieder ab.
Lagerung „gesetzlich unzulässig und unverantwortlich“
Gegessen war die Sache damit nicht. Denn Lohmann informierte diverse Behörden über die seiner Meinung nach unhaltbaren Zustände im Warmbad. Vor allem die Lagerung des Chlorgases – beim Einatmen besteht Lebensgefahr – bezeichnete er als „gesetzlich unzulässig und unverantwortlich“. Als Meister für Bäderbetriebe weiß er, wovon er spricht. Seit Jahrzehnten ist der 49-Jährige in seinem Beruf tätig – zuletzt als Personaldienstleister in Calw (Baden-Württemberg). Braunmiller habe sich im Frühjahr 2023 an ihn gewendet und eindringlich darum gebeten, das Miesbacher Bad zu betreuen. In den folgenden Wochen habe er mehrere Mitarbeiter ins Oberland geschickt. Alle hätten es nach kurzer Zeit abgelehnt, den Job weiterzumachen. So kam der Firmenchef selbst.
Immer wieder Abhilfe gefordert – ohne Erfolg
Was er sah, stelle eine „massive Gefahr für Badegäste, Mitarbeiter und Bevölkerung“ da, schreibt er. So sei Chlorgas in zwei Gartenhäuschen und einem Schuppen (zwischen)gelagert worden – teils zusammen mit anderen Chemikalien. Einfach, weil mehr Flaschen bestellt wurden, als der dafür vorgesehene Raum fassen kann. Auch seien volle Flaschen „stundenlang im Badebetrieb“ herumgestanden. Nur im eigentlichen Chlorgasraum habe es die vorgeschriebene Warn- und Sicherheitseinrichtungen gegeben. Noch nicht einmal die Türen seien abgeschlossen gewesen. Zudem dürfe die Anlieferung der Flaschen nicht über den öffentlichen Badebereich erfolgen, sondern über einen eigenen Zugang von außen. Auf die Missstände habe er den Bürgermeister immer wieder aufmerksam gemacht und Abhilfe gefordert – ohne Erfolg.
Behörde: Keine Gefahrenlage, wegen der es eine Schließung hätte geben müssen
Nachdem sie verständigt worden waren, schauten sich Gesundheits- und Gewerbeaufsichtsamt die Sache vor Ort an. Beide stellten fest, dass „leere Gasflaschen in einem Nebengebäude gelagert“ wurden. „Dies ist nicht zulässig“, heißt es auf Anfrage aus dem Gesundheitsamt. Zudem sei der Chlorgasraum überbelegt gewesen. Auch die Anlieferung durch den Badebereich entspreche „nicht den gesetzlichen Anforderungen“. Die für die Gewerbeaufsicht zuständige Regierung von Oberbayern teilt mit: „Das Gewerbeaufsichtsamt hat die Betreiberin des Warmbads daher aufgefordert, den Mängeln innerhalb eines Monats abzuhelfen.“ Dem musste die Stadt nicht wirklich nachkommen, da im Bad die Saison ohnehin beendet war. „Eine Gefahrenlage, die Anlass zu weitergehenden Maßnahmen des Gewerbeaufsichtsamts, insbesondere etwa eine Betriebsschließung, gegeben hätte, bestand nicht“, so die Regierung von Oberbayern weiter. Auch Braunmiller unterstreicht auf Anfrage: „Eine Gefahr für Mitarbeiter und Badegäste bestand zu keiner Zeit.“
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„Dringende“ Empfehlung: korrekte Lage und Dimension des Chlorlagerraums
Bekanntlich beschloss der Stadtrat im Dezember, das Bad vor der geplanten Sanierung nicht mehr zu öffnen. Bei einer Sanierung empfiehlt das Gesundheitsamt zwei Dinge „dringend“: eine korrekte Lage und Dimension des Chlorlagerraums. Die Lagerung sei im derzeitigen Zustand tatsächlich nicht zulässig. Ferner solle die Stadt darauf achten, dass ein gleichmäßiger Chlorgehalt im Beckens erreicht wird. Dies war bisher nicht so, wie auch Lohmann kritisierte. Das Gesundheitsamt stufte dies jedoch als „noch nicht als gesundheitsgefährdend“ ein. Klar ist wohl: Die Sanierung des Warmbads war längst überfällig.