Ein zweites Haus für Obdachlose: Stadt Miesbach mietet zusätzliches Objekt an

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Das Obdachlosenhaus an der Frauenschulstraße ist sanierungsbedürftig. © Thomas Plettenberg

Im Bereich des Nordgrabens in Miesbach herrscht unter den Anwohnern Verunsicherung, seit der Bauhof dort ein Wohnhaus leergeräumt hat. Auf Nachfrage erfuhr der direkte Nachbar: Die Stadt habe das Haus gemietet, um dort Bedürftige unterzubringen.

Eine Aussage, die über verschiedene Gespräche und Kanäle eine gewisse Eigendynamik entwickelte: Angeblich soll die Stadt sogar sechs Häuser als Notunterkünfte herrichten, so die Gerüchte. Für Obdachlose, aber auch für sogenannte Fehlbeleger – also anerkannte Asylbewerber, die auf dem Wohnungsmarkt keine Wohnung finden, die Sammelunterkunft aber verlassen müssen. Was weitere Fragen aufwarf: Wer kümmere sich um die neuen Bewohner? Wer sei Ansprechpartner, falls es Probleme geben sollte?

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Bürgermeister Gerhard Braunmiller den Sachverhalt. Richtig sei, dass die Stadt nicht sechs, aber ein Wohnhaus angemietet habe mit dem Ziel, es als zusätzliche Notunterkunft zu nutzen. Hier sei man bei dem bisherigen Obdachlosenhaus an der Frauenschulstraße mittlerweile an Grenzen gestoßen, die aus mehreren Gründen mehr Platz erforderlich machten. Zum einen könne man die dort geplante Sanierung des Gebäudes nicht wie vorgesehen durchführen, weil das Haus zu voll sei. Außerdem seien die vorhandenen Zimmer nicht geeignet, um auch Familien für längere Zeit aufzunehmen.

„Stadt ist verpflichtet, Bedürftige unterzubringen“

„Die Lage am Wohnungsmarkt verschärft sich. Alles wird teurer“, sagt Braunmiller und verweist auf Berichte aus dem Miesbacher Sozialamt. Wohnungsnot sei zunehmend ein Thema, „und die Stadt ist verpflichtet, Bedürftige unterzubringen“. Dabei gehe es ausschließlich um Leute ohne Wohnung, nicht um Fehlbeleger. Damit stellten sich die gängigen Fragen zu Flüchtlingen hier nicht. Auch sei das Landratsamt bei dieser städtischen Angelegenheit außen vor. Der Stadtrat habe im Juni über den privatrechtlichen Mietvertrag in nicht öffentlicher Sitzung abgestimmt.

Angemietet hat die Stadt das Haus auf fünf Jahre. Es biete Platz für zehn bis 20 Bewohner – Einzelpersonen wie Familien. Die Kosten könne Braunmiller mit Blick auf den Vertrag nicht nennen. Nur so viel: „Wir brauchen diesen Puffer.“ Das habe er auch Preiß und dessen Familie im persönlichen Gespräch so gesagt.

Kritik an der Transparenz

Was Preiß bestätigt. Er sagt aber auch, dass es ihm vor allem um die Information der Nachbarn gegangen sei, und da habe sich seitdem nichts getan. Der Hintergrund: Die verwandtschaftliche Beziehung zum Hauseigentümer mache die Sache nach außen kompliziert. In der Nachbarschaft gehe man davon aus, so Preiß, dass seine Familie gewusst habe von der Vermietung, was aber nicht stimme. Dies wollte er seitens der Stadt klargestellt haben.

Das soll nun geschehen. Laut Braunmiller wird am heutigen Freitag ein Brief an die nächsten Nachbarn geschickt, in dem die Stadt die Situation darstellt. Auch der Stadtrat sei über dieses Schreiben informiert. „Die Stadt muss hier vorsorgen“, sagt Braunmiller. Man habe schon länger die Augen offen gehalten für so ein Haus und sei nun fündig geworden. Für die Anwohner habe er Verständnis. Er sowie die Mitarbeiter aus dem Sozialamt stehen für Einzelgespräche zur Verfügung.

ddy

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