Wahlkampf-Wunder wie 2021? Forscher mit düsterer Scholz-Prognose – was den Kanzler schwächt

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Die SPD und Olaf Scholz liegen in den Umfragen vor der Bundestagswahl deutlich zurück. Experten glauben nicht an ein „Wahlkampf-Wunder“ wie 2021.

Berlin - Am Samstag wird sich die SPD bei ihrem Parteitag in Berlin auf die Bundestagswahl 2025 einstimmen. Als Kanzlerkandidaten schicken die Sozialdemokraten dabei erneut Olaf Scholz ins Rennen – und nicht den in Umfragen deutlich beliebteren Verteidigungsminister Boris Pistorius. Das ist bereits seit Wochen klar. In der SPD hofft man auf ein „Wahlkampf-Wunder“ wie 2021. Wahlforscher sind mit Blick auf eine mögliche Aufholjagd des Kanzlers bis zur Wahl am 23. Februar allerdings sehr skeptisch.

Schwache Umfrage-Werte für Scholz: SPD teilweise nur noch auf Platz vier

Nachdem der SPD-Bundesvorstand ihn nach dem Rückzug von Pistorius geschlossen als Kanzlerkandidaten nominiert hatte, sagte Scholz bereits Ende November: „Die SPD kann Wahlkampf, das haben wir immer wieder bewiesen.“ Der Bundeskanzler kündigte an, er wolle erneut gewinnen. In den aktuellen Umfragen sieht es bislang allerdings nicht nach einem Wahlsieg aus: die SPD pendelte sich auch im neuen Jahr bei 14 bis 17 Prozent ein.

Das sind ähnliche Werte wie bereits zum Zeitpunkt der Scholz-Nominierung. Die Sozialdemokraten liegen damit meist auf Rang drei hinter der AfD und der deutlich in Führung liegenden Union. Im ZDF-„Politbarometer“ rutschte die SPD zuletzt sogar hinter die Grünen auf Platz vier ab. In einer aktuellen Umfrage zu den beliebtesten Kanzlerkandidaten ist Scholz ebenfalls weit abgeschlagen.

Umfrage-Werte „alles andere als zufriedenstellend“: SPD hofft auf „Wahlkampf-Wunder“

Die aktuellen SPD-Werte seien „alles andere als zufriedenstellend“, räumte auch SPD-Generalsekretär Matthias Miersch ein. An den Zahlen könne sich aber „massiv noch etwas ändern.“ In der SPD hofft man auf ein Wahlkampf-Wunder wie 2021, als man mit Umfragewerten unter 15 Prozent gestartet war und letztlich bei der Bundestagswahl mit 25,7 Prozent als Gewinner über die Ziellinie ging. Auch damals fand die SPD-Aufholjagd erst kurz vor der Wahl statt.

Doch Wahlforscher verweisen auf wesentliche Unterschiede zur letzten Bundestagswahl. „2021 profitierte Scholz ganz klar von den Fehlern der anderen“, erklärte Peter Matuschek vom Meinungsforschungsinstitut Forsa der Nachrichtenagentur AFP. Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sei damals wegen einer Plagiatsaffäre „entzaubert“ worden. Auch der Unionskandidat Armin Laschet (CDU) habe Fehler gemacht, wie seinen Lacher beim Besuch eines Flutgebiets im Ahrtal.

Wahlforscher halten eine Aufholjagd von Olaf Scholz für „extrem unwahrscheinlich“.
Wahlforscher halten eine Aufholjagd von Olaf Scholz vor der Bundestagswahl für „extrem unwahrscheinlich“. © Kay Nietfeld/dpa

Wahl-Experten mit düsterer Scholz-Prognose: Aufholjagd „extrem unwahrscheinlich“

Die Ausgangslage sei für Scholz heute „deutlich schwieriger“, meint auch Roland Abold vom Meinungsforschungsinstitut infratest dimap der AFP. Er sei 2021 trotz seiner Ministerzeit als Kanzlerkandidat „neu und relativ unverbraucht“ erschienen. „Heute steht er maßgeblich für die schlechte Regierungsbilanz und wird mit dem Scheitern der Ampel-Regierung identifiziert.“ Matuschek ergänzte: „Bei Scholz haben wir selten Werte für einen amtierenden Bundeskanzler gesehen, die so schlecht waren.“

Zu den wichtigsten Themen vor der Bundestagswahl zählten derzeit die Wirtschaftslage und Migration, so Abold. „Hier ist es aktuell um die Kompetenzen, die der SPD bescheinigt werden, nicht so gut bestellt“, lautet die Bilanz des Experten. Den bisherigen Fokus der SPD auf soziale Kernthemen wie Mindestlohn und Rente hält Matuschek nicht für erfolgversprechend: Das stoße zwar nicht auf Ablehnung, soziale Themen seien in der Mitte der Gesellschaft „aber für viele nicht so wichtig“.

Das Fazit der beiden Wahl-Experten fällt deutlich aus. Es sei „extrem unwahrscheinlich“, dass die SPD noch eine große Aufholjagd startet und es auf Platz eins schafft. „Der Abstand zur Union ist einfach zu groß“, erklärte Matuschek. Im Falle einer Wahl-Niederlage würde Scholz als SPD-Kanzler mit der kürzesten Amtszeit in die Parteigeschichte eingehen. (ph/afp)

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