Waltenhofen: Infoveranstaltung zur Windkraft im Allgäu

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Kempten

Kommentare

Rund 400 Bürger kamen zur Infoveranstaltung der Bürgerinitiative Weitblick, darunter viele aus dem Weitnauer Tal. Zu den Rednern gehörte Physikprofessor Dr. Gerd Ganteföhr. © Jörg Spielberg

Infoabend in Waltenhofen: Rund 400 Interessierte bei Diskussion über geplante Windkraftanlagen und ihre Folgen für Weitnau und den Tourismus im Allgäu.

Waltenhofen – Geht es nach den Vorstellungen des Regionalen Planungsverbandes Allgäu, wird auch im Allgäu zukünftig kräftig in die Windkraft investiert. Der Regionale Planungsverband ist damit betraut, das Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) umzusetzen. Rund um die Gemeinde Weitnau mit den Ortsteilen Wengen, Kleinweiler, Hellengerst, Rechtis und Seltmans-Sibratshofen sollen laut Veranstalter auf den umliegenden Höhenzügen gleich mehrere Windkraftanlagen mit einer Höhe von bis zu 250 Metern entstehen.

Dagegen regt sich Widerstand und so lud die Bürgerinitiative „Weitblick“ zu einer Informationsveranstaltung nach Waltenhofen ein. Rund 400 Menschen kamen, darunter Weitnaus Bürgermeister Florian Schmid. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Weitblick-Sprecher Martin Stanscheit (63), der forderte, dass „die Argumente der Bürger ernst genommen und gehört werden“. Stanscheit verweist auf die aktuelle Aurora-Studie, die besagt, dass der Strombedarf im Jahr 2045 lediglich 715 TWh betragen wird und nicht 1.150 TWh. Zudem beklagt der Weitblick-Vorsitzende, dass allein in der Gemeinde Weitnau mehr als die Hälfte aller im Oberallgäu geplanten Windkraftanlagen entstehen soll. Stanscheit befürchtet, wie viele Anwesende im Saal, dass dies dramatische Folgen für den lokalen Tourismus nach sich ziehen werde.

Expertenmeinung

Um die Argumente der Bürgerinitiative fachlich zu untermauern, hatte man Physikprofessor Dr. Gerd Ganteföhr eingeladen. Der legte dar, wie aus seiner Sicht der stark schwankende Einspeisecharakter von Wind- und Sonnenenergie zu einer teuren Dauerkrise führe: „Wir schalten Windräder ab, wenn sie zu viel Strom liefern – und kaufen dann teuer zu, wenn kein Wind weht.“

Als weiterer Redner war Prof. Dr. Erwin Hussendörfer, Wald- und Forstexperte der Hochschule Weihenstephan, online zugeschaltet. Hussendörfer erläuterte, welche Folgen das Schlagen von Schneisen, Bodenverdichtung durch Bauverkehr und die Rodung intakter Wälder hat. „Der Wald ist ein entscheidender Klimaschützer – und kein beliebig nutzbares Bauland“, so sein Fazit.

Online-Petition

Zum Abschluss stellte Martin Stanscheit ein Kurzgutachten zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Windkraft auf den Tourismus im Allgäu vor. Laut Stanscheit sei für die Gemeinden Waltenhofen, Missen und Weitnau mit einem Wertschöpfungsverlust von rund 250 Millionen Euro zu rechnen. „30 Prozent weniger Gäste seien zu erwarten“, so Stanscheit.

Diese Befürchtungen zeigten auch viele Besucher der Veranstaltung in der Diskussion im Anschluss an die Fachvorträge, die bis Mitternacht andauerte. Die Initiative Weitblick verkündete am Abend, dass bisher mehr als 2.000 Unterschriften für eine Online-Petition gegen Windparks auf den Allgäuer Voralpen zusammengekommen sind.

kb

Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare