„Alles für unseren Betrieb selbst gemacht“: Schreiner stattet die elterliche Pension in Oberbayern selbst aus

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Hans Benz hat alle Holzmöbel für seine Pension Schusterpeter selbst geschreinert. © Arndt Pröhl

Für viele Wanderer und Radfahrer ist das Café Schusterpeter in Arzbach eine beliebte Anlaufstelle. Die dazugehörige Pension ist in zweiter Generation in Familienhand.

Arzbach – Es war schon immer der große Traum von Katharina Benz: einmal ihr eigenes Café zu betreiben. Das machte die Arzbacherin gemeinsam mit ihrem Mann Hans Benz 1978 zur Realität. Auf ihrem einstigen Obstgarten neben ihrer kleinen Landwirtschaft errichteten sie das noch heute bestehende Café Schusterpeter.

Zum Kaffeetrinken zum „Schusterpeter“ nach Arzbach

„Mein Opa und Uropa waren Schustermeister, daher kommt auch der Hausname“, erklärt Hans Benz jun., der seit 2002 gemeinsam mit seiner Frau Claudia seinen elterlichen Betrieb weiterführt. „Zu Beginn war hier nur das Café und drei Gästezimmer“, erinnert er sich an die Anfänge seiner Eltern. „Meine Mutter hat immer Kuchen nach Hausfrauen-Art gebacken. Der war überall beliebt und schnell bekannt.“ Aus Bad Tölz seien viele Kurgäste nachmittags zum Kaffeetrinken nach Arzbach gekommen. „Die meisten sind zu Fuß über den Isarwanderweg gekommen und mit dem Bus um 17 Uhr dann wieder nach Tölz zurückgefahren.“ Dies sei in den ersten 25 Jahren das Hauptgeschäft gewesen.

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„Einen deutlichen Umbruch gab es dann durch die Seehofer-Reform, da lag das ganze Kurgeschäft und Bad Tölz schlichtweg brach“, sagt Benz. Stehengeblieben ist Gastgeber-Familie trotzdem nicht. „Meine Eltern haben schon vier Jahre nach der Eröffnung damit angefangen, das Café und die Pension immer mehr zu erweitern.“ Erst sei ein Neubau mit Aufenthaltsraum und drei weiteren Zimmern dazugekommen, dann baute die Familie das Dachgeschoss aus. Mittlerweile gehören neun Zimmer und vier Ferienwohnungen zu der Wackersberger Pension.

Café und Pension Schusterpeter laufen getrennt

Vor circa 17 Jahren haben schließlich Hans Benz und seine Frau Claudia das Café saniert und neu gestaltet. „Wir haben uns dazu entschlossen, das Café zu verpachten und uns nur noch auf die Vermietung zu konzentrieren.“ Dadurch, sagt der 58-Jährige, habe die Familie an Lebensqualität gewonnen. „Beides parallel zu betreiben, ist wahnsinnig viel Arbeit.“ Dennoch laufen beide Betriebe gut nebeneinander. „Das Café haben seit 2022 Christian und Melanie Schweiger gepachtet, das funktioniert gut und es ist eine beliebte Anlaufstelle von Wanderern und Radfahrern, die auf dem Isarweg unterwegs sind. Der Ausflugsverkehr ist schon wichtig.“

Steckbrief

Gründungsjahr: 1978
Wievielte Generation: 2
Anzahl der Zimmer:  9 Zimmer, 4 Ferienwohnungen
Mit Gastronomie:  Nur Frühstück für Hausgäste
Bekanntester Gast: Eva Karl Faltermeier
Besonderheit des Hauses: Gesamte Zimmerausstattung selbst geschreinert
Spezialität der Küche: Kuchen
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste: 4,5 Tage

2010 erweiterte Benz die Pension mit einem kleinen Wellnessbereich inklusive Sauna, Dampfbad und Physiothermkabine. „Das wird sehr gut angenommen.“ Vieles im Aufenthaltsraum, aber vor allem das gesamte Mobiliar in den Zimmern und Wohnungen hat der Gastgeber übrigens selbst geschreinert – im Landhausstil. „Das ist alles Handarbeit. Ich bin ja gelernter Schreinermeister und habe in meiner kleinen Werkstatt alles für unseren Betrieb selbst gemacht.“ Dabei lege er großen Wert darauf, dass das Holz aus der Region kommt. Mit einer Ausnahme: „Wir haben ein Zirbenzimmer, da ist das Holz natürlich von etwas weiter hergeholt.“

Mit 80 Prozent der Gäste per Du

Jeden Morgen richtet das Ehepaar gemeinsam das Frühstück her und bedient seine Gäste. „Wir haben da keine Arbeitsteilung, sondern machen alles zusammen.“ Der Kontakt zu den Hausgästen bereitet Hans Benz besondere Freude. „Wir haben viele Stammgäste. Kleine Pensionen wie die unsere leben einfach von dem persönlichen Kontakt“, ist er sich sicher. Über die Jahre hinweg hätten sich auch viele Freundschaften daraus entwickelt. „Wir besuchen auch öfter mal Gäste von uns. Neulich waren wir erst auf einem Geburtstag im Sauerland. Ich würde sagen, dass wir mit 80 Prozent der Urlauber per Du sind.“

Malerisch im Wackersberger Ortsteil Arzbach gelegen: Das Café und die Pension Schusterpeter.
Malerisch im Wackersberger Ortsteil Arzbach gelegen: Das Café und die Pension Schusterpeter. © Arndt Pröhl

Für den Arzbacher sei es nie zur Debatte gestanden, den elterlichen Betrieb nicht zu übernehmen. „Ich bin da hineingewachsen, es ist eine schöne Arbeit und meine Heimat“, sagt er. Er gehe auch davon aus, dass in einigen Jahren eine seiner beiden Töchter den Familienbetrieb weiterführen werde. „Ich glaube, dass jede dazu bereit wäre zu übernehmen, aber bis da eine Entscheidung fällt, ist noch Zeit hin.“

Hans Benz könne den Betrieb guten Gewissens übergeben. „Es ist ein schöner Beruf, von dem man gut leben kann, aber der einem trotzdem noch Zeit für sich und die Familie gewährt“, sagt er. „Reich wird man vermutlich nicht, aber wir haben alles, was wir brauchen.“ (feb)

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In unserer Serie „Gastgeber mit Geschichte“ stellen wir Gastbetriebe mit langer Tradition im Tölzer Land vor. Weitere Folgen:

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