Vier Generationen Frauenpower – Oberbayerischer Familienbetrieb im Wandel: „Tradition ist Ansporn“

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Privat und beruflich ein eingeschweißtes Team: Marianne und Peter Steingruber. © Arndt Pröhl

Der Landgasthof Fischbach ist seit 1932 in Familienhand. Trotz vieler Veränderungen bleibt der Charme erhalten. Die Steingrubers setzen auf Tradition.

Fischbach - Gastlichkeit hat im Tölzer Land Tradition. Es gibt viele Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, die über Generationen hinweg in Familienhand sind. Die Serie „Gastgeber mit Geschichte“ beleuchtet Beherbergungsbetriebe im Wandel der Zeit.

Von Frau zu Frau wurde der heutige Landgasthof Fischbach über vier Generationen innerhalb der Familie weitergegeben und weiterentwickelt. Seit 2005 führt Marianne Steingruber den mittlerweile alteingesessenen Gastronomie- und Beherbergungsbetrieb gemeinsam mit ihrem Mann Peter Steingruber. Den Grundstein dafür legten Marianne Steingrubers Urgroßeltern, als sie 1932 auf das damalige Hofgut kamen, um es landwirtschaftlich zu betreiben. „Aus finanziellen Gründen haben sie zwei Zimmer an Erholungssuchende vermietet“, berichtet die heutige Wirtin.

Münchner kamen schon vor knapp 100 Jahren zur Erholung in den Isarwinkel

Was damals wie heute gleich ist, sind die Münchner, die gerne für ein Wochenende auf den malerisch gelegenen Landgasthof kommen. Aus beinahe 100 Jahre alten Flyern hat Steingruber auch den noch heute aktuellen Werbeslogan ihres Betriebs genommen. „Ruhe und Erholung – Urlaub für Genießer“. „Das passt einfach zu uns und zu der Gegend“, sagt sie und schweift mit ihrem Blick über den idyllischen Weiler. Bis auf die Beliebtheit bei Menschen aus der Stadt und dem Werbespruch hat sich sehr viel über die Generationen hinweg geändert.

Start mit zwei Ferienzimmern

Aus den zwei Zimmern wurden erst sieben kleine, dann vier Zimmer sowie vier Ferienappartements für Familien mit eigener Küchenzeile. Überdies wurden auch die früher geläufigen Etagenbäder abgeschafft. „Ich erinnere mich noch dran, dass, als wir Kinder waren, unsere Familie sich mit den Gästen ein Bad geteilt hat“, schildert die 50-Jährige. „Was heute undenkbar wäre, war damals noch ganz normal.“

Malerisch im Isarwinkel gelegen: Das Gasthaus Fischbach in Wackersberg.
Malerisch im Isarwinkel gelegen: Das Gasthaus Fischbach in Wackersberg. © Arndt Pröhl

Steingrubers Großmutter hat mit ihrem Ehemann die Landwirtschaft mit Milchviehhaltung noch übernommen. 1973 kam dann die Wende, und der Schwerpunkt auf dem Hof ging in Richtung Gastronomie, der Stall wurde umgebaut zum Festsaal. „Noch heute finden hier Feiern und Vereinsveranstaltungen statt.“ Eine Herausforderung für die Familie war es, dass der Gutshof jahrzehntelang Pachtobjekt im Besitz der Tölzer Grüner Brauerei war. „Das war auch, als mein Mann und ich 2005 übernommen haben, ein Punkt, an dem wir überlegt haben, ob es noch Sinn macht, hier weiterzumachen. Denn das Haus wurde immer älter, man musste immer mehr renovieren. Da wird es schwierig, wenn es nicht in der eigenen Hand ist und man nie das letzte Wort hat.“

Kauf des Landgasthofes änderte alles

2008 konnte die Familie schließlich den Landgasthof kaufen. „Ab dann hat sich alles geändert, wir haben das Haus komplett entkernt und die damals sieben kleinen Zimmer komplett neu gemacht, anders ausgelegt, überall Bäder eingebaut.“ Nur zwei Stuben in der Gastwirtschaft seien so geblieben, wie sie waren. „Wir wollten ein bisschen den alten Charme des Hauses behalten. Das finden auch unsere Gäste sehr spannend und schätzen die urige Atmosphäre.“

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Ob bei der Umstrukturierung von Landwirtschaft auf Gastwirtschaft oder den Sanierungsarbeiten: Auch wenn die Frauen der Familie immer tonangebend waren, ganz ohne Männer ging es auch wieder nicht. „So ein Betrieb funktioniert nur, wenn alle zusammen helfen.“ Bei den Umbauarbeiten habe etwa Steingrubers Vater, Jakob Baumgartner, der einen Schreinereibetrieb hatte, sehr viel selbst gemacht. „Er hat die Möbel für die Zimmer und Appartements gefertigt“, sagt die stolze Tochter. Auch Steingrubers Ehemann Peter arbeitet im Unternehmen mit. „Er kümmert sich hauptsächlich um die Außenanlagen, während ich in der Küche bin und die Büroarbeit mache.“

Wunsch: Kinder treten Nachfolge an

Apropos Küche: Steingruber hat die Lehre zur Köchin im Posthotel Hofherr gemacht. „Es war von Anfang an klar, dass ich eine Ausbildung mache, die zum Familienbetrieb passt. Ich sehe es als meine Verantwortung, das weiterzuführen, was meine Familie sich aufgebaut hat“, meint sie. Nach ihrer Lehre seien eine Zeit lang drei Generationen in der Küche gewesen. „Meine Oma, meine Mama und ich. Da ist es sauber hergegangen“, erinnert sie sich lachend zurück.

Mit Blick in die Zukunft würde sich das Ehepaar Steingruber wünschen, dass eines der Kinder – Hannes, Lisa oder Andreas – den Familienbetrieb übernimmt. „Die lange Tradition ist schon ein Ansporn.“ Auch jetzt schon packen sie fleißig mit an. „Ich finde, das kann man schon auch verlangen. Bei mir war es auch nie anders und das gehört zu unserem Leben einfach dazu.“ Tochter Lisa mache beispielsweise eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. „Jetzt schauen wir mal, wie es dann irgendwann hier mal weitergeht“, schließt sie mit einem Augenzwinkern.

Steckbrief

Gründungsjahr: Seit 1932 ist die Familie auf dem Grundstück, seit 2008 ist der Grund Familienbesitz

Wievielte Generation: 4

Anzahl der Zimmer:  4 Appartements, 4 Doppelzimmer

Mit Gastronomie:  Ja

Bekanntester Gast: Peter Maffay, Stefan Murr

Besonderheit des Hauses: Sehr ruhige Lage mit schattigem Wirtsgarten

Spezialität der Küche: Wild aus heimischer Jagd

Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste: 3 Tage

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