Gastlichkeit hat im Tölzer Land Tradition. Es gibt viele Pensionen, die über Generationen hinweg in Familienhand sind. Über die Jahrzehnte hat sich vieles verändert: Aus einfachen Herbergen wurden oft komfortable Feriendomizile. Die Serie „Gastgeber mit Geschichte“ beleuchtet Beherbergungsbetriebe im Wandel der Zeit. Heute das Haus Krinner in Bad Tölz.
Lange Tradition in Bad Tölz hat das kleine, beschauliche Haus Krinner in der Ludwigstraße. Aktuell führt das Mutter-Tochtergespann, bestehend aus Christine Schwärzler und Christine Brandl den Beherbergungsbetrieb in zweiter und dritter Generation. Einst erbauten Schwärzlers Eltern, Michael und Marianne Krinner, das Gebäude. „Mein Vater hatte das Sportgeschäft Krinner in Bad Tölz. Damals war alles stark auf Wintersport ausgerichtet und er wollte ein zweites Standbein für den Sommer schaffen.“ So sei die Idee geboren gewesen, eine Pension zu eröffnen. „Unser Haus, indem meine Mutter auch heute lebt, wurde also von Anfang an für diese Zwecke entsprechend gebaut“, erklärt Tini Brandl.
Mitten im Tölzer Kurgebiet gelegen war das Haus Krinner immer eine beliebte Anlaufstelle für Gäste, die ihre Angehörigen in den Kliniken oder Kursanatorien besucht haben. „Aber auch wir hatten einige Kurgäste zum Übernachten, die tagsüber dann außerhalb ihr Programm absolviert haben“, erinnert sich Schwärzler zurück. Damals sei es keine Seltenheit gewesen, dass die Urlauber zwei bis drei Wochen geblieben sind.
Nachdem das Haus 1937 eröffnet wurde, kamen nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Amerikaner rein und es diente als Quartier für die Soldaten. „Zehn Jahre lang war unser Haus hier besetzt“, sagt Schwärzler. Als die US-Soldaten wieder weg waren, ging der Gastbetrieb sofort weiter. Dabei hätten immer alle zusammen geholfen. „Mein Vater ist früh gestorben, daher habe ich dann mit meiner Mutter den Betrieb geführt, mittlerweile sind es meine Tochter und ich“, sagt die Tölzerin. Während Tini Brandl sich um die Zimmer, die Reservierungen und die Büroarbeit kümmert, zaubert ihre Mutter das Frühstück. „Da gehen wir auch individuell auf die Wünsche unserer Gäste ein.“ Einen besonderen Service, den man bei vier Zimmern gut bieten könne, und der gerne angenommen werde.
Ende des Kur-Booms: „Großer Einbruch“ durch Seehofer-Reform
Das Ende der Kurzeit in Tölz brauchte einen „großen Einbruch“ mit sich, wie Brandl berichtet. Auf längere Sicht gesehen aber auch eine Wende im Tourismus.
An der Gästeklientel habe sich über die Jahrzehnte einiges geändert. „Was uns seit circa zehn Jahren auffällt, ist, dass immer mehr junge Frauen alleine verreisen, Radtouren machen oder auch auf dem Fernwanderweg von München nach Venedig bei uns eine Nacht bleiben“, meint Brandl. Ihre Mutter pflichtet ihr bei: „Sowas gab es früher wirklich nie. Generell kommen sehr viele Sportler mittlerweile zu uns.“ Überdies würden die Gäste jünger sein. „Früher war unsere Gästeklientel eher 60 Plus mittlerweile ist es ganz bunt gemischt – von 23 bis 85“, sagt die Seniorin lachend. „Die Leute kommen von überall her. Wir haben viele Stammgäste aus Berlin und Norddeutschland. Aber auch Schweizer und Österreicher machen gerne hier Urlaub.“
Immer mehr junge, alleinreisende Frauen
Aber nicht nur die Urlauber haben sich verändert, auch ihre Aufenthaltsdauer. „Das hat schon auch viel mit der Seehofer-Reform zu tun gehabt. Zu Kurzeiten waren die Menschen einfach deutlich länger hier. Mittlerweile haben wir viele Sportler und Wanderer, die einfach für ein paar Tage kommen.“ Eine der größten Herausforderungen sei für die Familie die Coronapandemie und die damit einhergehenden Lockdowns gewesen. „Das gabs für uns noch nie, dass so lange Zeit unsere Pension leer war“, sagt Brandl.
Das kleine Haus ermöglichte sonst immer viel persönlichen Kontakt zu den Gästen. „Das schätzen die meisten auch sehr. Sie unterhalten sich gerne und fragen viel über die Region nach“, berichtet Schwärzler. „Entsprechend haben wir auch das Haus eingerichtet.“ Im Frühstücksraum hängen viele Jagdtrophäen, Geweihe und alte Fotos an den Wänden. „Dafür interessieren sich die Leute besonders. Das haben wir schon mit Absicht so gemacht. Denn mein Großvater war der Jäger von Fall.“ Alte Wilderergeschichten aus dem Isarwinkel in die Welt zu bringen, bereitet der Senioren merklich große Freunde. „Solche Ohrwaschel bekommen die meisten da“, sagt sie lachend und macht eine ausladende Handbewegung. Die urige Pension lebe aber auch von den Geschichten, die die Urlauber wiederum im Gepäck haben. „Unsere Gäste bringen uns die Welt ins Haus.“
Steckbrief
Gründungsjahr: 1937
Wievielte Generation: 3
Anzahl der Zimmer: 4
Mit Gastronomie: Nur Frühstück für Hausgäste
Bekanntester Gast: verschiedene Skifahrer
Besonderheit des Hauses: Gemütliche Atmosphäre
Spezialität der Küche: Hausgemachte Marmelade
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste: 2,5 Tage