Teure Osterhasen: Darum steigt der Preis für Schokolade gerade so stark
Um rund 15 Prozent stiegen die Preise für eine Tafel Schokolade in Deutschland im vergangenen Jahr durchschnittlich. Dieses Jahr geht es weiter nach oben. Die Tafel Milka-Schokolade etwa verteuerte sich bereits Ende Januar in vielen Supermarkt-Ketten von 1,49 auf 1,99 Euro – also satte 33 Prozent. Auch die beliebten Schoko-Osterhasen dürften diesen Preistrend mitmachen.
Hintergrund der steigenden Schokoladenpreis ist der Weltmarktpreis für Kakao, immerhin die wichtigste Zutat in Schokolade. Er lag jahrzehntelang in einem Bereich zwischen 1500 und 3000 Dollar pro Tonne, doch das ist Geschichte. Ab Ende 2022 schoss er in die Höhe. Erst Mitte Dezember vergangenen Jahres wurde der Rekordstand von 12.605 Dollar für die Tonne Kakao erreicht. Mittlerweile ist er wieder auf knapp 8000 Dollar gesunken, aber das kann sich schnell ändern. In den beiden Vorjahren glich die Preiskurve für Kakao einer Achterbahn mit steigender Tendenz.
Knapp die Hälfte der Kakaobohnen von der Elfenbeinküste
Der Preis für Kakao wiederum wird maßgeblich von einem Land bestimmt: der Elfenbeinküste. Knapp die Hälfte aller Kakaobohnen auf der Welt werden hier geerntet. Zusammen mit dem Nachbarland Ghana, das für etwa 12 Prozent des Weltmarktes verantwortlich ist, und einigen kleineren Produzenten in der Region kommt Westafrika auf einen Marktanteil von 70 Prozent, wenn es um die Kakaobohne geht.
Entsprechend sensibel reagiert der Kakaomarkt und -preis auf alles, was in dieser Region passiert. Die Elfenbeinküste verkauft jedes Jahr rund 70 Prozent ihrer Ernten schon im Voraus als Termingeschäfte. Dafür muss die Agrarbehörde schätzen, wie hoch die Ernten wohl ausfallen werden. Dass die vorab verkaufte Menge jedes Jahr sinkt, ist also kein gutes Zeichen. Waren es 2023 noch 1,7 Millionen Tonnen, ging es 2024 auf 1,3 Millionen Tonnen zurück. Auf etwa diesen Niveau soll es dieses Jahr bleiben. Das entspricht geschätzten Ernten von 2,3 Millionen Tonnen vor zwei Jahren und nur noch 1,85 Millionen Tonnen in diesem Jahr – ein Rückgang von rund 20 Prozent. Dem Weltmarkt fehlen damit fast 10 Prozent seiner normalen Kakaomenge.
Viren, Hitze und Regen
Westafrika leidet unter drei Phänomen, die gleichzeitig die Kakaoernten beeinträchtigen. Das erste ist ein Virus namens „Cacao swollen shoot virus“ (CSSV). Er wird von Läusen übertragen, die die Säfte von Kakaopflanzen absaugen. Geschätzte 60 Prozent der Plantagen in der Elfenbeinküste sind davon betroffen und sogar 80 Prozent in Ghana. Bauern bleibt nichts anderes übrig, als befallene Pflanzen zu entfernen. Das drückt die Ernten.
Hinzu kommt der Klimawandel, und zwar gleich zweifach. Zum einen steigen die Temperaturen. Eine erst Anfang des Jahres veröffentlichte Studie US-Universität Princeton zeigte, dass die Erträge von Kakaopflanzen und die Qualität der Bohnen schwinden, je häufiger die Temperaturen über 32 Grad liegen – und dass dies in Westafrika mittlerweile drei Wochen länger im Jahr geschieht als noch vor einer Dekade. Zum anderen sind die Niederschläge in der Regenzeit immer heftiger, während in der Trockenzeit die Dürreperioden zunehmen. Auch das schadet dem Wachstum der Pflanzen und Bohnen.
Kakao erklärt nicht den Preisanstieg
Das hat sich besonders im Vorjahr ausgewirkt. Weltweit wurden nur 4,4 Millionen Tonnen Kakaobohnen geerntet, die wenigsten seit 2010 und 17 Prozent weniger als im Durchschnitt der zehn Jahre davor. Dieses Jahr soll es wieder um 10 Prozent auf 4,86 Millionen Tonnen nach oben gehen, doch auch das sind noch rund 8 Prozent unter dem sonstigen Schnitt. Während sich das Angebot verringert hat, bleibt der weltweite Hunger auf Kakao und Schokolade aber hoch. Die indische Analysefirma TransGraph Consulting schätzt deswegen, dass dem Markt dieses Jahr 184.000 Tonnen Kakao fehlen werden. Vergangenes Jahr waren es noch rund 400.000 Tonnen zu wenig. Die einzige Lösung dafür: Die Preise werden steigen.
Experten sind aber trotzdem der Meinung, dass die Preisanstiege für Schokolade im Supermarkt mit den hohen Kakaopreise nicht zu erklären sind. Nicko Debenham, der jahrelang Nachhaltigkeitschef beim Schokoladenproduzenten Barry Callebaut war, rechnet im ZDF vor, dass Kakao nur rund zehn Prozent des Endpreises etwa einer Tafel Schokolade ausmache. Da sich der Kakaopreis in etwa verdreifacht habe, dürfte das die Schokolade maximal um 20 Prozent verteuern. Das entspricht dem durchschnittlichen Anstieg im Vorjahr, nicht aber den 30 Prozent, die wir dieses Jahr bereits sehen – zumal Kakao seit Silvester günstiger geworden ist.
Langfristig dürften die Schokoladenpreise aber hoch bleiben. Hoffnung gibt es dadurch, dass die aktuell hohen Kakaopreise andere Länder in Afrika aber auch Mittelamerika dazu anreizen, eigene Plantagen aufzubauen. Die ersten, nennenswerten Ernten von dort sind aber erst für 2028 zu erwarten.