Infoveranstaltung in Unterumbach: Riesiges Interesse an der Fernwärme

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Rappelvoll war der große Saal des Gemeinschaftshauses Unterumbach beim Thema Fernwärme. © sim

Rund 120 Unter- und Oberumbacher haben die Infoveranstaltung mit Experten zum Thema Fernwärme besucht. Viele Details des geplanten Fernwärmenetzes sind aber noch unklar.

Unterumbach – Nachdem sich Bürgermeister Helmut Zech in der Pfaffenhofener Gemeinderatssitzung im vergangenen September noch „ziemlich enttäuscht über das öffentliche Interesse“ gezeigt hatte, war er jetzt „überwältigt“ von selbigem: Beim Tagesordnungspunkt Fernwärme Unterumbach war damals genau ein Zuhörer anwesend gewesen. Jetzt – an gleichem Ort im großen Saal des Gemeinschaftshauses Unterumbach – war der Saal bei einer Infoveranstaltung zum selben Thema rappelvoll. Die rund 120 Unter- und Oberumbacher saßen und standen dicht an dicht, um den Experten der Firma „dme consult“ zum Thema Fernwärme in beiden Ortschaften zu lauschen und nach dem Vortrag Fragen stellen zu können.

Bürgermeister Zech betonte eingangs, dass die Bürger jetzt die Chance hätten, für die „nächsten drei Generationen“ zu entscheiden. Er selbst nutzt nach eigenen Angaben in seinem Haus in Pfaffenhofen bereits Fernwärme und ist „heilfroh, dass ich’s damals gemacht habe“. Im selben Atemzug betonte er aber auch, dass man niemanden dazu „zwingen“ wolle und das Projekt Fernwärme ein „Miteinander“ sei. Ihm persönlich sei es gleich, wie sich die Umbacher entschieden. Ob Fernwärme oder nicht, dass müsse halt jetzt im Zuge der Kanal- und Straßenbaumaßnahmen in Unterumbach zeitnah beschlossen und umgesetzt werden.

Eine gewisse Dringlichkeit gibt es laut Bürgermeister auch wegen des Neubaugebietes in Unterumbach, in dem die Eigentümer Klarheit haben wollen, welche Heizart nun möglich ist.

Die Experten der Firma „dme consult“, Technischer Leiter Andre Kittler, Projektleiter Stephan Kittler, Geschäftsführer Dietmar Münnich und Projektleiter Alexander Siebold, informierten die Anwesenden, darunter zahlreiche Gemeinderäte und Verwaltungsmitarbeiter, über die Möglichkeit, Fernwärme in Ober- und Unterumbach einzusetzen. Seit 2009 beschäftigt sich die Firma bereits mit dem Thema, führt seit 2011 Quartierkonzepte – wie jetzt in der Gemeinde Pfaffenhofen – durch. Dieses ist ein Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau, bei dem die Kommunen mit hohen Mitteln bezuschusst werden, wenn sie eine kommunale Wärmeplanung erstellen, um von den fossilen Brennstoffen wegzukommen. Es geht dabei nicht nur um Fernwärme, sondern auch um Gebäudesanierung, E-Mobilität, Energieeinsparung im Haushalt und mehr.

Zwischen Ober-und Unterumbach

Für das Quartierskonzept Unterumbach, an dem sich auch Oberumbach anhängen kann, gibt es auf 0,24 Hektar 121 Interessenten bei der insgesamt 463 Einwohner zählenden Ortschaft. Bis zu 198 potenzielle Fernwärmeanschlüsse inklusive Neubaugebiet sind es laut „Dme“ insgesamt.

Der Standort könnte zwischen Ober- und Unterumbach, auf Höhe des jetzigen Hundeübungsplatzes liegen. In trockenen Tüchern ist das aber noch nicht.

Die KfW würde pro Haushalt 70 Prozent der Anschlusskosten übernehmen. 30 000 Euro sind laut den Referenten pro Einfamilienhaus die „Förderhöchstgrenze“ für alle Maßnahmen rund um die Fernwärme. Als potenzielle Wärmequelle sind derzeit „Biomasse, Wärmepumpe (Luft oder Wasser) und Pufferspeicher“ angedacht, wie auf der Infoveranstaltung zu erfahren war.

2025 soll die Fernwärme zur Verfügung stehen, wenn sich genügend Interessenten finden. Bürgermeister Helmut Zech händigte jedem Interessierten zum Abschluss der Veranstaltung einen Vorvertrag aus, der bis spätestens 19. Februar in der Verwaltung eingegangen sein muss.

Mit der Unterschrift ist auch ein „erster Aufschlag von 4000 Euro“ fällig, erklärte Zech. Falls die Fernwärme umgesetzt wird – ein Betreiber muss noch gefunden werden – wird der Betrag angerechnet. Falls nicht, bekommen die Hauseigentümer das Geld von der Gemeinde wieder zurück. „Es gibt gegenseitige Rücktrittsrechte“, versicherte das Gemeindeoberhaupt.

Rücktrittsrechteauf beiden Seiten

„Das Netz bau’ ma miteinander“, betonte Helmut Zech nicht nur einmal an diesem Abend. Was passiert aber, wenn der Betreiber nach einigen Jahren das Netz verkaufen möchte? „Die Gemeinde wird sich ein Vorkaufsrecht im Vertrag sichern, das bedeutet Sicherheit für die Anschlussnehmer“, versicherte Zech auf Nachfrage.

Wer sich für einen Anschluss entscheidet, muss sein Haus innerhalb von zwei Jahren nach Bereitstellung an das Fernwärmenetz anschließen und Gas- und Ölheizungen zurückbauen. „Ihren Kachelofen oder Solarthermie können sie weiterbetreiben“, versicherte Dietmar Münnich, der gemeinsam mit seinen Kollegen den Anwesenden die zu erwartenden Preissteigerungen bei fossilen Brennstoffen mit Rechenbeispielen vor Augen führte. „Die Energiewende ist keine Rabattschlacht“, so der Experte. Die Kosten pro Kilowattstunde sind laut dem Rechenbeispiel derzeit sogar höher als bei Pellets, Solarthermie oder Wärmepumpe.

Doch warum solle man sich dann für Fernwärme entscheiden? Mit der Fernwärme sei man nicht mehr dem „geopolitischen Markt unterworfen“, so Münnich. Den Hausanschluss an das Fernwärmenetz muss der Eigentümer selbst zahlen, erhält dafür aber über zehn Jahre lang Fördermittel, so die Experten.

Wer die Anlage betreiben wird, ist derzeit noch nicht klar. Bürgermeister Helmut Zech hatte in einer der vergangenen Gemeinderatssitzungen die GfA in Geiselbullach ins Spiel gebracht. Aber er weiß jetzt: „Die möchten nach der Errichtung des Netzes nur den Betrieb übernehmen, aber das können wir selbst auch“, so Zech. Wenn sich niemand findet, dann wird die Gemeinde „wahrscheinlich die Anlage betreiben“, stellte Zech in Aussicht.

Wie viele Bürger jetzt einen Vorvertrag unterschreiben, will die Gemeindeverwaltung voraussichtlich Ende Februar bekanntgeben. Simone Wester

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