3500 Menschen protestieren in Dachau friedlich gegen Rechts
3500 Menschen haben an diesem Sonntagnachmittag in Dachau friedlich gegen Rechtsextremismus demonstriert. Ihre Forderung dabei: ein neues Wir-Gefühl in der Gesellschaft.
Dachau – 200 Demonstranten waren offiziell im Vorfeld angemeldet worden. Gekommen waren letztlich nach Schätzungen der Polizei rund 3500. Die Sicherheitskräfte hatten aber trotz des Zulaufs einen ruhigen Sonntagnachmittag. Viel zu tun gab es für die Einsatzkräfte zum Glück nicht, denn die Demonstration, die vom Ernst-Reuter-Platz über die Theodor-Heuss-, die Schleißheimer-, die Würm- und über die Jakob-Kaiser-Straße wieder zurück zum Ernst-Reuter-Platz führte, verlief „friedlich und ohne Störungen“, wie die die Polizei Dachau dann auch im Anschluss in ihrer offiziellen Presseerklärung bestätigte.
Der gemeinsame Tenor aller Beteiligter, ob Vertreter von Organisationen, Verbänden, Vereinen und der Kirchen war, sich klar gegen rechtes, antisemitisches und völkisches Gedankengut zu positionieren und damit ein neues Wir-Gefühl in der Gesellschaft zu schaffen.
Fabian Handfest aus der Vorstandschaft des „Runden Tischs gegen Rassismus Dachau e. V.“ hatte die Veranstaltung geplant. Innerhalb weniger Tage war es ihm und seinem Team gelungen, 60 Organisationen mit ins Boot zu holen und am Ende 3500 Dachauer für die Veranstaltung zu mobilisieren – die zahlreichen Zaungäste am Straßenrand noch gar nicht mitgerechnet. Viele schlossen sich dann auch auf dem Rückweg zum Ernst-Reuter-Platz dem Demonstrationszug spontan an.
Martin Modlinger: „Wir schweigen heute nicht!“
Martin Modlinger vom Verein „Seebrücke Dachau“ war der erste Redner der Kundgebung und betonte, dass der Rechtsextremismus „wieder da ist und auch nie weg war“. Der Nationalsozialismus habe mit Schweigen begonnen, so Modlinger, aber „wir schweigen heute nicht“, denn sonst sei es für das „,Nie Wieder’ zu spät“, so der Grünen-Politiker unter donnerndem Applaus.
Jutta Neupert vom Netzwerk „BUD – Beratung, Unterstützung und Dokumentation“, das Opfer rechter Gewalttaten berät, warnte: „Die Schamgrenzen sind gefallen!“ Es gebe eine neue „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, die sich in der AfD „manifestiert“ habe. Sie – wie auch alle ihre Mitredner – rief die Anwesenden daher dazu auf, sich auch im Alltag gegen rechtsextremes Gedankengut zu stellen, auch wenn dies oft „nervig und anstrengend sei“.

Berührende Worte richtete im Anschluss Osama Kezzo an die Anwesenden. Der gebürtige Syrer und mittlerweile deutsche Staatsbürger ist im Migrationsbeirat des Landkreises und bei der Caritas im Bereich Flüchtings- und Integrationsberatung engagiert. Er dankte dafür, dass „Deutschland mir Schutz gegeben“ hat und führte den Anwesenden vor Augen, dass er laut AfD „deportiert“ gehöre. Menschlichkeit sei das Wichtigste, so Kezzo. Und: „Vielfalt macht uns stark!“
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Der Historiker und Autor Dr. Norbert Göttler zeigte sich besorgt, dass die „bürgerliche Mitte“ verloren gehe. Die Demonstrationen müssten daher auch ländliche Regionen erreichen. Und auch im Freundes- , Kollegen- und Bekanntenkreis sei es geboten, sich gegen die AfD zu positionieren. „Der Heimatbegriff ist zu wichtig, als das man ihn den Nazis überlassen könnte“, so Göttler.
Am Ende waren sich alle einig: Die Gesellschaft muss aufstehen!
Der Lokalpolitiker und Bund-Naturschutz-Ortsvorsitzende Peter Heller forderte, dass die Politik „niemals gemeinsame Sache mit Rechtsextremen“ machen dürfe. „Wir lehnen die ab, die Klimaaktivisten sprachlich gleichsetzen mit Terroristen“, so Heller weiter. In Wahrheit seien die Rechtsextremen die Terroristen!
Und Lukas Stolze, Sprecher des Jugendrates Dachau, traf mit seinen abschließenden Worten den Nerv aller Teilnehmer, als er sagte: „Wir müssen als Gesellschaft aufstehen und unsere Demokratie verteidigen!“ Simone Wester