„Geringfügige“ Überschreitung: Gemeinderat lehnt geplantes Mehrfamilienhaus ab

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Ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten möchte ein Bauherr am Birkenweg in Zolling errichten. Der Gemeinderat lehnt den Antrag ab. © Bayerische Vermessungsverwaltung

Der Gemeinderat Zolling möchte keinen Präzedenzfall schaffen und hat deshalb ein geplantes Mehrfamilienhaus am Birkenweg abgelehnt - wegen „geringfügiger“ Überschreitung.

Zolling – Für Diskussion sorgte im Gemeinderat Zolling jüngst der Antrag eines Bauherrn, der am Birkenweg ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten errichten möchte. Das Problem an dem Bauvorhaben: Der geplante Neubau überschreitet die Grundflächenzahl laut Verwaltung gering, und zwar um 54 Quadratmeter, was rund neun Prozent des 984 Quadratmeter großen Grundstücks ausmacht. Zur Erklärung: Die Grundflächenzahl gibt an, wie viel Grundfläche eines Grundstücks bebaut ober überbaut werden darf.

Die Frage, die Bürgermeister Helmut Priller deshalb den Räten stellte: „Wollen wir die Überschreitung zulassen“ – und dadurch einen Präzedenzfall schaffen? Denn: „Wenn man die Richtzahl einmal überschreitet, orientieren sich andere Bauwerber an der Zahl.“

Toth: Wohnungen für Familien sinnvoller

Alexander Hildebrandt (UBZ) würde dem Bauantrag zustimmen, weil die Überschreitung „geringfügig“ sei. Manfred Sellmaier (CSU) sah das „kritisch“, eben weil damit ein Präzedenzfall entstehen würde. Karl Toth (UBZ) konnte sich mit dem Mehrfamilienhaus nicht anfreunden: Statt der acht Wohnungen mit geplanten Wohnflächen zwischen 60 und 70 Quadratmetern plädierte er für weniger, dafür größere Wohnungen für Familien: „Wir brauchen in Zolling Wohnungen mit Kinderzimmern“ – in dem Gebäude hätten nur zwei Wohnungen ein Kinderzimmer. Sein Appell: „Mit dem Bauherrn das Gespräch suchen.“

„Nachschärfen“ bei den Parkplätzen

Bei dem Bauvorhaben stellt sich für einige Räte noch ein weiteres Problem. Insgesamt sind laut Verwaltung 18 Stellplätze erforderlich – zwei je Wohnung und zwei Besucher-Stellplätze. Zwölf Stellplätze werden in drei Duplex-Doppelgaragen untergebracht, sechs weitere Parkplätze im Freien ausgewiesen.

Letzteres ist nicht nur für Maximilian Falkner (CSU) zu wenig. „Bei acht Wohneinheiten muss es acht Freiflächen-Parkplätze geben. Sonst funktioniert das nicht“, sagte er. Falkner und Hildebrandt waren sich deshalb einig: Der Bauherr muss bei den Parkplätzen „nachschärfen“ – auch, was die Größe der Duplexgaragen betreffe. Das ist auch im Sinne von Helmut Priller, denn dass die künftigen Bewohner „auf der Straße parken, das wollen wir nicht“.

Auch Stellplätze für Fahrräder fehlen

Für Karl Toth gibt es noch ein weiteres Manko: „Es fehlen Radlstellplätze.“ Doch diese seien „von der Bayerischen Bauordnung nicht gefordert“, erklärte der Bürgermeister. Dennoch würde es auch Stefan Birkner (UBZ) gerne sehen, wenn „pro Wohnung ein Radlstellplatz“ ausgewiesen werde.

Toth appellierte an seine Kollegen, das Bauvorhaben „heute nicht abzulehnen“, sondern ein Gespräch mit Bauherrn und dem Architekten zu suchen. Doch das stand nicht zur Debatte. Und so votierte auch er dafür, das gemeindliche Einvernehmen zu verweigern. Nur Stephan Wöhrl (CSU) stimmte dagegen.

Wie es nun mit dem „riesigen Koloss“, wie ihn Falkner bezeichnete, weitergeht, ist noch offen. Laut Priller „gibt es Varianten“, mit denen man das Überschreitungsproblem lösen könnte – etwa durch weniger oder kleinere Wohnungen. Konkrete Vorschläge möchte er dem Bauherrn aber nicht an die Hand geben.

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