„Kahlschlag“ im Moosburger Stadtwald: Noch im Februar werden im großen Stil Bäume gefällt

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Hier zeigt Moosburgs Stadtgärtner Michael Guyens bei der Begehung die massiven Schädigungen im Wurzelwerk einer Esche durch den Hallimasch-Pilz. © Bauer

Die Stadt Moosburg muss ihr Eingangstor des Stadtwaldes fällen. Eschentriebsterben und der Hallimasch-Pilz machen die Maßnahme alternativlos.

Moosburg – „Ich könnte weinen.“ Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger war sichtlich ergriffen, als er auf den ersten Metern des Moosburger Stadtwalds einen Ortstermin einleitete. Die Experten der Stadt mussten informieren, dass auf einem 30 Meter breiten und 85 Meter langen Streifen quasi das Eingangstor des Stadtwaldes komplett gefällt werden muss. Der Weg durch das sogenannte Schwarzhölzl führt von der Stadtwaldstraße am Seniorenzentrum vorbei und ist extrem stark frequentiert. „Hier brauchte man im Hochsommer eine Taschenlampe“, sagte Dollinger, „weil die Bäume so dicht waren und alles dunkel machten.“

Stadtgärtner Michael Guyens hatte die traurige Pflicht, die Gründe der „Tabula-rasa-Komplettfällung“ erklären zu müssen. Der Großteil der Bäume sind Eschen, die vom Eschentriebsterben betroffen sind. Das alleine ist zwar nicht schön, aber noch nicht der Grund für die Zwangsmaßnahme. Dazu kommt auf der Fläche der extreme Befall durch den Hallimasch-Pilz, der sich an geschwächte Bäume andockt. „Ohne den Hallimasch fallen die Eschen nicht um“, sagte Guyens, „aber beides ist zu viel.“

Die Bäume stellen eine große Gefahr dar

Und der Pilz ist überall. Der Stadtgärtner zeigt einen bereits umgefallenen Baum, bei dem die Schädigungen des Wurzelwerks deutlich zu sehen sind. „Dieser Baum ist nur auf eine Garage gefallen und hat einen geringen Schaden verursacht“, sagt Guyens. Dann zeigt er auf die nächsten Bäume, die mit grüner Farbe für die dringende Fällung markiert wurden: „Diese Bäume würden auf eine Bank vor dem Seniorenzentrum fallen. Das ist eine große Gefahr.“

Bürgermeister, Stadtgärtner und Stadtwaldförster stehen auf Waldweg in Moosburg
„Ich könnte weinen“, sagte Bürgermeister Josef Dollinger (r.) sichtlich ergriffen. Moosburgs Stadtgärtner Michael Guyens (l., hier zusammen mit Stadtwaldförster Bernd Halmen) hatte ihm zuvor die Hiobsbotschaft überbracht. © Bauer

Michael Guyens kennt nahezu jeden Baum. Er geht nur einen Stamm weiter und beschreibt das nächste Problem: „Diese Esche hier ist halbwegs in Ordnung, aber weit weg von gut. Wenn die Nachbarbäume gefällt werden, dann ist dieser Baum nicht mehr sicher.

Die Freistellung bringt neue Probleme.“ Das Wurzelnetzwerk aus dem Naturwunder Wald besteht nicht mehr und der alleinstehende Baum hat keinen Schutz bei großen Stürmen. Der unkontrollierte Fall wäre dann nur eine Frage der Zeit. Nach der Fällung nahezu aller Bäume bleiben voraussichtlich vier Biotopbäume stehen. Das sind kranke Eschen, die auch den Pilzbefall haben, aber keine Gefahr darstellen. Diese Bäume können nicht auf Wege oder Gebäude fallen.

Guyens geht davon aus, dass die letzten Bäume im Schwarzhölzl noch zehn Jahre stehen bleiben können. Und er zeigt noch ein dramatisches Spiel am Rand des Wäldchens hin zum Königreichssaal der Zeugen Jehovas: „Ein Baum muss weg. Der andere daneben ist gesund, wird durch die Entnahme sicher geschwächt. Aber keiner kann sagen, wie sehr. Ich kann aber nicht ruhig schlafen, wenn der Baum jederzeit auf den mehrfach wöchentlich vollbesetzten Parkplatz fallen kann.“ Noch im Februar werden die Bäume durch die Stadt Moosburg gefällt.

„Diesen Wald werden wir nicht mehr erleben“

Dann wird nachgepflanzt, aber einen dichten Wald mit Dunkelheit am Tag wird es wohl erst wieder in 60 Jahren geben. „Diesen Wald werden wir alle nicht mehr erleben“, sagt Guyens. Deshalb sollen Schüler aus Mittelschule und Gymnasium mitpflanzen, denn sie könnten später ihren Enkeln vom Neustart des Waldes erzählen.

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