Rückschlag für Schnitzer-Stadel-Umbau: Projekt verzögert sich nach tragischem Vorfall

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Bürgermeister Karl Schleich informierte die Bürger. © Kuchler

Bei der Bürgerversammlung in Bernbeuren blieb am Dienstag kaum ein Stuhl frei. Bürgermeister Karl Schleich legte über zwei Stunden seinen Rechenschaftsbericht ab – und gab eine tragische Wendung im Schnitzer-Stadel-Projekt bekannt.

Bernbeuren – Die Bernbeurener Auerberghalle war am Dienstagabend gut gefüllt, als Bürgermeister Karl Schleich ans Mikrofon trat. Bei der Bürgerversammlung nahm er sich rund zwei Stunden Zeit, um die Zuhörer über die Entwicklungen des vergangenen Jahres und laufende Projekte zu informieren. Nur die Handzettel, auf denen normalerweise alle Zahlen und Fakten zusammengefasst sind, suchte man an dem Abend vergebens. Wie Schleich auf Nachfrage eines Bernbeureners erklärte, sei das heuer „untergegangen“.

Bei seinem Rechenschaftsbericht schaute der Rathauschef zunächst auf 2024. Dabei stellte er fest, dass die Bevölkerungszahlen in Bernbeuren etwa konstant bleiben, was er auch „gut so“ finde, und dass trotz „exorbitanter Kosten“ weiterhin gebaut werde. Mit Blick auf den Verwaltungshaushalt erklärte er, dass man im Vergleich zu den Einnahmen (größte Posten: Einkommensteuerbeteiligung und Schlüsselzuweisung) mit hohen Kosten zu kämpfen habe. Vor allem die Kita-Förderung schlägt bekanntlich kräftig zu Buche. Die staatlichen Zuweisungen seien da bei weitem nicht ausreichend, mahnte Schleich an.

Rückschlag für Schnitzer-Stadel-Umbau in Bernbeuren

Auch an der hohen Kreisumlage, die heuer knapp ein Drittel der Gesamtausgaben ausmacht, äußerte Schleich Kritik. „Diesen Jammer haben wir schon sehr lange, und das wird wohl auch so weitergehen.“ Ihm zufolge werde die Kreisumlage wohl schon bald auf 56 Prozentpunkte steigen.

Schleich sprach auch die Grundsteuer-Reform an, mit der „keine Kommune so richtig glücklich“ sei, sowie den anstehenden Breitbandausbau im Ort. Um die fast abgeschlossene Sanierung der Trinkwasseranlage zu finanzieren, wird außerdem bald ein Verbesserungsbeitrag fällig.

Großes Interesse: Die Bernbeurener Auerberghalle war zur Bürgerversammlung gut gefüllt.
Großes Interesse: Die Bernbeurener Auerberghalle war zur Bürgerversammlung am Dienstagabend gut gefüllt. © Kuchler

Was den laufenden Umbau des Schnitzer-Stadels betrifft, gab der Rathauschef nun eine tragische Wendung bekannt: So ist der Architekt Anfang Januar verstorben. Laut Schleich hatte der Planer schon länger mit einer Krankheit zu kämpfen, mit 62 Jahren starb er dennoch sehr unerwartet im Krankenhaus. „Für sein Büro und auch für uns war das natürlich ein Schock.“

Da das Planungsbüro nach dem Tod des Einzelunternehmers laut Schleich nicht mehr weitergeführt werden soll, braucht man schnellstmöglich einen neuen Architekten. „Das löst für uns enorme Probleme aus“, so Schleich. Immerhin handelt es sich beim Schnitzer-Stadel um ein Projekt, das einer EU-weiten Ausschreibung unterliegt. „Rechtlich hätten wir da keine Chance.“ Ein Fachanwalt habe der Gemeinde nur raten können, mit den Fördergebern zu reden.

Bernbeurener fragen nach zu Gasthaus Filser und Auerberghalle

So setzte sich der Bürgermeister mit Mathias Pfeil vom Denkmalamt in Kontakt, wo man den Schnitzer-Stadel mit der größten Summe fördert (1,34 Millionen Euro). Da Pfeil das Projekt „am Herzen liegt“, habe er glücklicherweise zugesagt, dass auch eine „normale“ Ausschreibung möglich sei. So konnte die Gemeinde eine kurzfristige Angebotsaufforderung an drei Planungsbüros verschicken. „Mitte April haben wir dann ein neues Büro und keinen Baustopp“, so Schleich. Der Umbau verzögert sich dennoch, inzwischen wird von einer Eröffnung des Nahversorgers im Herbst 2026 ausgegangen.

Nachdem der Bürgermeister noch seinen Dank an alle ausgesprochen hatte, die sich für das Dorf einsetzen, ergriffen die Bürger das Wort: Wibke Stock kündigte an, am 8. August ein Friedensfest auf die Beine stellen zu wollen. Eine Frage kam zum aktuellen Stand des Gasthauses Filser, in dem eine Unterkunft für Geflüchtete vorgesehen ist. Wie Schleich erklärte, habe er deshalb vor Weihnachten am Landratsamt nachgefragt – auch mit Blick auf die potenziell neue Asylpolitik der Bundesregierung. An den Plänen für den Filser habe sich nichts geändert. „Scheinbar drückt das Landratsamt bei Asyl aber gerade auf die Bremse.“

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Ob es Pläne für die Sanierung der Auerberghalle gebe, wollte ein anderer Bürger wissen. Hierzu mache man sich durchaus Gedanken, so Schleich. Finanzieren könne die Gemeinde das allein jedoch nicht, vielleicht gebe es aber mal ein passendes Förderprogramm. „Dann ist es gut, einen Plan in der Schublade zu haben.“ Mit Blick auf das Gewerbe im Ort interessierte einen Bürger, ob es Unternehmen gebe, die Bernbeuren verlassen hätten. Schleich sagte, dass der Busunternehmer Sprenzel nach Schongau gegangen sei. Das sei aber der einzige.

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