„Momente, in denen es normal ist, dass nichts normal ist“: Große Party zum Welt-Down-Syndrom-Tag ein voller Erfolg

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Rappelvoll war das Peitinger Pfarrheim bei der Party zum Welt-Down-Syndrom-Tag. Eingeladen hatte dazu der Verein „einach mehr – Menschen mit Trisomie 21 im Pfaffenwinkel“. © Eleonore Fähling

Der Welt-Down-Syndrom-Tag ist in Peiting mit einer großen Party gefeiert worden. Rund 300 Gäste sind dazu in den Peitinger Pfarrsaal gekommen.

Peiting – Wohin man im Peitinger Pfarrsaal schaut, blickt man in frohe und lachende Gesichter sowie in strahlende Augen. Kinder und Jugendliche feiern einträchtig mit ihren Freunden, Eltern, Großeltern, Geschwistern, Bekannten, Verwandten oder einfach Peitingern, die „Bock haben auf Tanzen“ zu knackigen Funk-Sounds.

Zauberer „Magic Martin“ kann sich über ein hingerissenes Publikum im brechend vollen Pfarrsaal freuen, das seinen Auftritt bejubelt. Sängerin und Pianistin Magdalena Echter, der danach die Bühne gehört, lockt mit ihren ruhigeren Cover-Songs die ersten auf die Tanzfläche. Die Lyrics zu „Auf uns“ von Andreas Bourani werden per Beamer an die Wand geworfen. Wer mag, kann mitsingen.

Draußen bilden sich währenddessen lange Schlangen an den „Foodtrucks“, drinnen werden mit Genuss Cocktails mit und ohne Alkohol genossen. Und dann der Party-Höhepunkt mit der Funk- und Soul-Band „The Movement“ aus München: Gespannt verfolgen eingefleischte Musik-Fans den Aufbau der Instrumente am Bühnenrand. Gleich mit den ersten Takten füllt sich die Tanzfläche, und die Party im Saal nimmt noch einmal Fahrt auf.

Nein, das ist keine Beschreibung des Peitinger Pfarrfaschings. Stattdessen wurde hier der Welt-Down-Syndrom-Tag gefeiert. Das Datum, der 21.3., ist gut zu merken, denn es könnte auch eine griffige Abkürzung für Trisomie 21 sein. Menschen mit Trisomie 21 oder auch Down-Syndrom haben drei statt zwei Exemplare des Chromosoms 21 in ihrem Erbgut. In Deutschland gibt es etwa 50.000 Menschen mit Trisomie 21. Im Pfaffenwinkel haben sich rund 40 Familien mit Kindern von 0 bis 30 mit dieser Erbgutveränderung zum Verein „einfach mehr – Menschen mit Trisomie 21 im Pfaffenwinkel“ zusammengetan, der nun erstmals diese Party im Peitinger Pfarrsaal ausgerichtet hat. Und vom Zulauf schlicht überwältigt wurde.

Jede Menge Musik gab es bei dieser Party von Sängerin und Pianistin Magdalena Echter sowie der Funk- und Soul-Band „The Movement“.
Jede Menge Musik gab es bei dieser Party von Sängerin und Pianistin Magdalena Echter sowie der Funk- und Soul-Band „The Movement“. © Eleonore Fähling

Denn rund 300 Gäste wollten gemeinsam mit den Mitgliedsfamilien feiern. „Bei schlechtem Wetter hätten wir echt ein Problem gehabt“, sagt Sepp Breidenbach, Vater von Xaver. So konnten die Gäste den lauen Frühlingsabend auch draußen zum Essen nutzen, während drinnen alles bunt durcheinander wuselte – Inklusion passierte so ganz von selbst. Warum das wichtig ist, schildert die erste Vorständin von „einfach leben“, Sabine Hartmann. „Auf dem Dorf ist das leichter als in der Stadt, denn hier kennen viele unsere Kinder von klein auf, fragen beispielsweise wie bei meiner Tochter im Basketball, wann sie denn endlich auch dazu kommt“, schildert Hartmann. Trainer in Sportvereinen hätten sonst oft noch Berührungsängste, und „viele Familien trauen sich deshalb mit ihren Kindern nicht dort hin“, obwohl es vielleicht Möglichkeiten gäbe.

Im derzeitigen Bildungssystem hingegen sei Inklusion nur bedingt möglich, beschreibt sie: „Im Kindergarten klappt es meistens noch, in der Grundschule wird es schon schwierig und in der weiterführenden Schule ist es unmöglich, die Kinder mit in der Regelschule zu unterrichten, das können die Lehrer nicht leisten.“ Zudem seien die Förder- und Betreuungsbedarfe der Kinder sehr unterschiedlich. Und entsprechende Förderschulen wie etwa in Rottenbuch rar.

Das beschreibt auch Carolin Kronmüller, Mutter von Ferdinand. An vielen Stellen hapere es bei der Unterstützung von Familien mit Kindern mit besonderem Betreuungs- und Förderbedarf, etwa bei der Flexibilität von Betreuungsangeboten. Und das setze sich über Kindheit und Jugend hinaus fort: Die Kinder werden groß „und wollen ja auch hinaus in die Welt, zu Hause ausziehen, selbständig werden“, sagt sie. Die Caritas vernetze gerade Familien, um gemeinsam zu überlegen, was die Jugendlichen dafür brauchen.

Umso wichtiger seien solche „Momente, in denen es normal ist, dass nichts normal ist“, sagt Kronmüller. Denn: „Inklusion sollte eine selbstverständliche Haltung sein“. An diesem Abend war es so.

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