Weniger Einwohner als angenommen? Zensus-Ergebnis wirft in Peiting Fragen auf
Ist die Einwohnerzahl in Peiting niedriger als angenommen? Das legt zumindest das Ergebnis des neuen Zensus nahe. In der Verwaltung kann man die Zahlen nicht nachvollziehen. Für den Markt hat die statistische Schrumpfkur finanzielle Folgen.
Peiting – Anfang Februar flatterte ein durchaus wichtiger Bescheid des Bayerischen Landesamtes für Statistik ins Peitinger Rathaus. Darin informierte die Behörde die Gemeinde offiziell über das Ergebnis des Zensus 2022 und die damit amtlich ermittelte Einwohnerzahl des Marktes. Demnach lebten zum Stichtag 15. Mai des besagten Jahres 11 575 Personen in Peiting.
Was sich wie ein üblicher bürokratischer Vorgang liest, hat nun den Peitinger Gemeinderat beschäftigt, birgt die Zahl doch durchaus Brisanz. Denn sie entscheidet sich deutlich von den Daten, die der Markt zum Stichtag über sein Meldewesen erfasst hatte. „Es sind 445 Personen, die uns fehlen“, stellte Bürgermeister Peter Ostenrieder fest.
Die Frage, die im Raum stand, war: Welche Zahl stimmt denn nun? Geschäftsleiter Stefan Kort hatte dazu eine klare Meinung. „Man möchte meinen, dass das Einwohnermeldeamt die verlässlichste Zahl liefert.“ Schließlich werden dort An-, Ab- und Ummeldungen sowie Geburten und Sterbefälle erfasst.
Die Zahlen des Zensus seien dagegen für die Gemeinde kaum nachzuvollziehen, klagte Kort. „Das ist wie eine Blackbox.“ Im Peitinger Fall seien vom Landesamt drei Korrekturen an den gelieferten Daten vorgenommen worden, erläuterte er. Die erste bezog sich dabei auf Personen, bei denen festgestellt worden war, dass sie bundesweit mit mehr als einem Hauptwohnsitz gemeldet waren.
Finanzielle Folgen für die Marktgemeinde
Die zweite Korrektur betraf sogenannte Sonderanschriften wie Wohnheime und Gemeinschaftsunterkünfte, für die im Rahmen der Untersuchung alle dort lebenden Personen erfasst worden waren.
Die größte Differenz mit 376 Personen ergab sich laut Kort jedoch aus den stichprobenartig während des Zensus durchgeführten Haushaltsbefragungen, deren Ergebnis statistisch hochgerechnet wurden.
Bewerten und überprüfen ließen sich die Diskrepanzen durch die Gemeinde nicht. Denn die Kommune bekomme die konkreten Datensätze etwa bei doppelten Hauptwohnsitzen nicht übermittelt, dies verbiete aus Datenschutzgründen das sogenannte „Rückspielverbot“.
Meine News
„Das ist wie eine Blackbox.“
Dass der niedrigere Zensuswert als amtliche Einwohnerzahl gilt, ist dabei nicht nur eine statistische Formalie, sondern hat auch finanzielle Auswirkungen für die Gemeinde. „Der bittere Aspekt daran ist, dass uns dadurch stetig Einnahmen verloren gehen“, sagte Norbert Merk (CSU). Denn unter anderem die Schlüsselzuweisungen, mit denen der Freistaat die Gemeinden und Städte finanziell unterstützt, sind in ihrer Höhe abhängig von der Einwohnerzahl. Der frühere Landkreis-Kämmerer schätzte, dass durch die Differenz mehrere tausend Euro weniger in der Gemeindekasse landen würden. Kein Riesenbetrag, aber auch Kleinvieh macht bekanntlich Mist.
Kleiner Trost aus Peitinger Sicht: Im Vergleich zu anderen Kommunen sei man noch glimpflich davongekommen, merkte Kort an. Zwar lag das Minus mit 3,7 Prozent über dem bayerischen Schnitt von 2,2 Prozent. Gemeinden wie Balderschwang (-38 Prozent) wie auch Städte wie Regensburg (-6,7 Prozent) oder Kempten (-7 Prozent) traf das Zensus-Ergebnis deutlich härter.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter.)
„Schmerzlich, aber noch erträglich“, stufte deshalb Franz Seidel (BVP) den Einwohnerverlust ein und stellte anschließend die Frage, welche Personen man denn nun aus dem Melderegister streichen müsse. „Das werden wir ausschnapserln“, scherzte Kort. Schnell wieder ernst konnte er Seidel beruhigen. Es handle sich nur um einen rein statistischen Wert.
Dieser wird nun bis zum nächsten Zensus, der planmäßig alle zehn Jahre stattfinden soll, fortgeschrieben. Zahlenmäßig ging es für Peiting dabei zuletzt bergauf. Mitte 2024 lag die amtliche Einwohnerzahl der Marktgemeinde laut Bayerischem Landesamt für Statistik bei 11 756. Kort: „Wir haben also einen Teil unserer ,verlorenen‘ Einwohner wieder aufgeholt.“