Der Zahn der Zeit nagt an ihr: Lourdesgrotte muss saniert werden
Seit 1896 ist die Lourdesgrotte auf dem Kalvarienberg über den Dächern Peitings ein atmosphärischer Ort, an dem Pilger Frieden und Ruhe finden. Doch der Zahn der Zeit ist nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Deshalb ist in den kommenden Jahren eine grundlegende Sanierung notwendig.
Peiting – Der Kalvarienberg ist ein Zeugnis des Heimatbewusstseins der Peitinger. So legte der am 1. Juni 1880 gegründete Verschönerungsverein bereits 1886 die Fußwege auf dem ehemaligen Maierberg an und stellte am 2. Juni das Kreuz auf. Dieses wurde gestiftet vom damaligen Grundstücksbesitzer, dem „Moarhofbauern“ Friedrich Plöbst.
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Dessen Nachfolger Leonhard Bierling verkaufte die 47 Tagwerk große Fläche auf dem Berg an den von Pfarrer Georg Braun 1894 gegründeten gemeinnützigen Darlehenskassenverein und spendete großzügig an das Marienheim, in dem er seinen Lebensabend verbrachte. Mit der Einweihung der Kreuzwegstationen ging 1887 die Umbenennung zum Kalvarienberg einher.
1896 erfolgte der Bau der Lourdesgrotte. Bis auf den heutigen Tag sorgen sich die ehrenamtlichen Helfer des Vereins darum, dass sich Grotte und Kreuzberg stets in einem ordentlichen Zustand befinden. Die letzte größere Sanierung an der Grotte ist in den Jahren 1972/73 passiert. Der mittlere Pfeiler war damals heruntergebrochen. Für eine später einmal notwendige Sanierung stifteten die beiden inzwischen verstorbenen Brüder Peter und Helmut Asanger bereits Tuffsteine. Diese werden jetzt benötigt.
Absprache mit Gemeinde, Denkmalschutz, Kirchenverwaltung und Grundeigentümer
Denn durch Wassereintrag von oben ist die Deckenkonstruktion der Grotte arg in Mitleidenschaft gezogen worden. In Absprache mit dem Denkmalschutz, der Gemeinde, der Kirchenverwaltung und der Raiffeisenbank als Grundstücksbesitzer wird derzeit ein Konzept entwickelt.

Mit eingebunden ist für die Expertise Stefan Herterich aus Wurmansau, der von der Sanierung der Grotte in Wildsteig umfangreiche Erfahrung mitbringt. „Die Peitinger sind dabei auf einem guten Weg“, bestätigt Sabine Timmer von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Angesichts des geschätzten Kostenaufwands von mindestens 150 000 Euro ist die Eintragung des Verschönerungsvereins ins Vereinsregister zur Erlangung der Gemeinnützigkeit erforderlich.
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Für jedermann offen zu halten
Die Eheleute Leonhard und Eleonora Bierling räumten für sich und ihre Besitznachfolger auf dem Maierberg mit notariellem Vertrag vom 17. Dezember 1897 der Kalvarienberg- und Lourdesgrotten- Stiftung, vertreten durch Ignatz Kirchmayer, für ewige Zeiten das unentgeltliche Recht ein, die Grotte und den Kreuzweg zu erhalten sowie die Wege für jedermann offen zu halten. Ebenso räumten die Eheleute Xaver und Josef Lutz sowie Katharina Reßl der Stiftung das Recht ein, durch ihre Grundstücke einen bereits angelegten neuen Weg zur Lourdesgrotte zu führen.
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Nach dem Eucharistischen Kongress im Jahr 1960 in München, bei dem eine in Peiting zu Gast weilende Irin auf diesem Weg stürzte, wurde dieser herausgemessen und im Oktober 1964 von der Gemeinde übernommen. 2021 erneuerte der Peitinger Bauhof die Treppenanlage mit nunmehr 90 Stufen aus Granitsteinhochbord und dahinter liegendem Pflaster.
Nach der Errichtung des Kreuzes und der Kreuzwegstationen wurde vielfach der Wunsch zum Bau einer Lourdesgrotte geäußert. Den letzten Anstoß dazu gab die Witwe Maria Schelle („Michelebäurin“) mit einer Schenkung von 150 Mark. Nach langen Erwägungen – einige wollten die Grotte in der Nähe von Maria Egg haben –, wurde die Stelle am Fuße des Kalvarienberges gewählt, die sich auch nachträglich als die geeignetste und schönste bewährte. Dank der Aufzeichnungen von Pfarrer Georg Braun, dem Initiator der Lourdesgrotte, sind alle Einzelheiten überliefert. So schreibt der Geistliche: „Schon im Jahre 1895 wurden die Vorarbeiten besorgt: Abgrabung des mit wildem Gesträuch bewachsenen Hügels. Anlage eines neuen Weges. Viele hundert Fuder Steine wurden bei schlechtester Witterung mit vielen Schwierigkeiten auf die Anhöhe gefahren.“
Steinmaterial sogar aus Thüringen
Diese Steine wurden bezogen aus Morgenbach bei Wildsteig, von der Schnalz, und ein Wagon mit 200 Zentnern gelbverkalkter Röhrichtsteine gar aus Thüringen. Letztere erwiesen sich wegen ihres leichten Gewichtes als besonders brauchbar.
Der ganze Bau wird getragen von starken Eisenschienen. Die Arbeit wurde geleitet von Steinmetzmeister Xaver Sepp aus Landsberg. Der Familie Sepp in Landsberg entstammt übrigens auch der Rotgerber Benedikt Sepp, der Urgroßvater von Gerbermeister Josef Anton Sepp.
Grotteneinweihung war 1896
Pfarrer Georg Braun hat niedergeschrieben, dass Steinmetz Sepp bereits in Lourdes war und alles, besonders auch das Gitter, möglichst naturgetreu nachzumachen suchte. Steinmetz Franz Georg Sepp aus Landsberg weiß aus mündlicher Überlieferung, dass Xaver Sepp, der den Betrieb 1882 gründete, mehrere Lourdesgrotten baute.
Besonders eifrig waren bei dem Bau in Peiting auch Bürgermeister Josef Barnsteiner und Privatier Michael Rock. Die Statuen aus Terrakotta, Madonna und Bernadette, wurden bezogen von Leo Woerl in Würzburg und kosteten 600 Mark.
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Weiter geht aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Georg Braun hervor: „Anstelle der bisherigen Wildnis wurden gärtnerische Anlagen gemacht. Die Gesamtausgaben beliefen sich einschließlich des Wertanschlages für freiwillig geleistete Fuhrwerke, geschenkte Steine und anderes auf 10 000 Mark.“
Jedes Jahr Lichterprozession
Besonders feierlich gestaltete sich die Einweihung am 15. August 1896, dem Fest Mariae Himmelfahrt. Noch heute findet an diesem Feiertag eine Lichterprozession von Peiting hoch zur Grotte statt.
Heute Versammlung
Zu einer außerordentlichen Hauptversammlung lädt der Verschönerungsverein für den heutigen Freitag (19 Uhr) in den Gasthof Dragoner ein. Vorstand Jürgen Schallhammer berichtet über die anstehenden Arbeiten an Grotte, den Kreuzwegstationen und dem Weg. Dafür müssen die Satzungsneufassung und der Eintrag des Vereins ins Vereinsregister beschlossen werden.