Altstadtflohmarkt abgesagt, Risiko zu groß – Veranstalter können Sicherheitskonzept nicht erfüllen
Der April-Termin des Bürgersteigflohmarkts in der Schongauer Altstadt fällt flach. Das von der Stadt in Anbetracht möglicher Amokfahrten geforderte Sicherheitskonzept kann der Veranstalter nicht umsetzen. Ein Risiko wollen Werbegemeinschaft und Flohmarkt-Organisator aber auch nicht eingehen. Ist das das Ende solcher Veranstaltungen?
Für Samstag, 5. April, war er geplant, der Bürgersteigflohmarkt, den die Werbegemeinschaft organisiert und der flankiert wird von einem großen Flohmarkt am Marienplatz. Der Altstadtflohmarkt ist ein Publikumsmagnet und zieht viele Menschen an. Nach Rücksprache mit dem Bürgerservice der Stadt habe man nun aber entschieden, die Veranstaltung abzusagen, heißt es von den Organisatoren.
Können Innenstadt nicht absichern
„Wir können die Innenstadt nicht so absichern, wie es seitens der Stadt gefordert wird“, berichtet Flohmarkt-Veranstalter Günter Fiebig. Mit Blick auf Amokfahrten in Magdeburg, München oder Mannheim, bei denen Passanten starben oder verletzt wurden, wolle man kein Risiko eingehen, so Maria Mader von der Werbegemeinschaft.
Problematisch sei vor allem der Marienplatz, erklärt Fiebig. „Er müsste so gesperrt werden, dass ein Verrückter nicht mit dem Auto reinfahren und Leute umnieten kann.“ Gleichzeitig müsse aber die Zufahrt für Feuerwehr oder Sanka möglich bleiben. Als kleiner Veranstalter oder Verein könne man es sich jedoch nicht leisten, die Feuerwehr mit einer mobilen Straßensperre zu beauftragen, wie dies zuletzt am Faschingssonntag geschehen sei. „Dann bekomme ich hinterher eine dicke Rechnung. Das sind Kosten, die so ein Flohmarkt nicht trägt.“
Marienplatz ist schwer abzusichern
Und was ist mit den anderen Flohmärkten in Weilheim oder am Festplatz in Schongau, die Fiebig ebenfalls organisiert? Dort könnten die Zufahrten jeweils leicht mit einem Auto samt Hänger blockiert werden, das sei gut machbar.
Das Besondere am Altstadtflohmarkt: „Die Leute sollen ja vor ihrer Haustüre ihre Stände aufbauen. Wie soll man die denn schützen?“, fragt Fiebig. Mader ist ratlos. „Und ich bin auch keine Sicherheitsexpertin.“ Was weitere Veranstaltungen anbelangt, etwa die vom Verein „Schongau belebt“ organisierte Hexennacht, „da wird sich die Stadt etwas einfallen lassen müssen“. Die Veranstaltung zog zuletzt Tausende Besucher in die Altstadt. „Es wäre gut, wenn man darüber reden könnte und die Stadt sich auch hinter diese Veranstaltungen stellen würde“, wünscht sich Mader. Für kleine Vereine werde die Organisation von Veranstaltungen sonst schwierig. „Man muss immer irgendwo mit seinem Namen unterschreiben. Und am Ende ist es auch eine Versicherungsfrage.“
„Die Stadt wird sich Gedanken machen“
Es werde von Veranstaltern ein Schutz vor „Überfahrtaten“ gefordert, bestätigt Martin Keßler vom Schongauer Bürgerservice. Den Bürgersteigflohmarkt habe er gar nicht kritisch gesehen, da dieser nicht so viele Besucher anziehe. Am Marienplatz hingegen seien im vergangenen Jahr 800 bis 900 Leute gewesen, schätzt er. Was wird dann aus dem Grünen Markt oder den Jahrmärkten? Man könne nicht jede Fußgängerzone jeden Tag absperren, weiß Keßler. „Aber es ist schwierig, Mannheim war auch ein ganz normaler Tag.“ Keßler hofft, dass sich die Lage wieder beruhigt und weist darauf hin: „Die Stadt wird sich Gedanken machen.“
Dass der Veranstalter ein Sicherheitskonzept vorlegen müsse, sei nicht neu, so die stellvertretende Geschäftsleiterin Esther Laue. „Allerdings wurde durch die jüngsten Vorkommnisse das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung massiv beeinträchtigt und dadurch das Bewusstsein, für Veranstaltungen entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, verstärkt.“ Außerdem habe es zu einem Überdenken möglicher Gefahren geführt. Derzeit werde intern geklärt, wie die Stadt vielleicht Veranstalter unterstützen könne. Und für heuer sind schon eine ganze Reihe von Veranstaltungen geplant, die Vereine haben sich sogar bei einem eigenen Termin abgesprochen.
Stadt prüft intern Möglichkeiten
„Auch stadteigene Veranstaltungen sind von den gesetzlichen Regelungen nicht ausgeschlossen.“ Die Sicherheitsmaßnahmen etwa für verkaufsoffene Sonntage würden derzeit geprüft. Laue macht aber deutlich, dass an Veranstaltungen grundsätzlich alles möglich sei. „Das Sicherheitskonzept soll ja nicht Veranstaltungen verbieten, sondern sicherer machen.“ Die Verantwortung liege immer beim Veranstalter.
Je nach Größe der Veranstaltung könne die Planung des Sicherheitskonzepts aufwendiger sein, eventuell müssten auch bisherige Veranstaltungen durch Änderungen sicherer gemacht werden. Laue: „Prinzipiell sind wir optimistisch, dass für alle Veranstaltungen Lösungen gefunden werden können.“