Keine Nachfolger gefunden: Frauenunion und Seniorenunion Schongau aufgelöst
Heimlich, still und leise haben sich in Schongau zwei Arbeitsgemeinschaften der CSU verabschiedet, weil es keine Ehrenamtlichen mehr gibt, die das übernehmen möchten: Sowohl die Frauenunion als auch die Seniorenunion haben sich aufgelöst. Ganz ohne Emotionen ging das wohl nicht.
Ein kleiner Satz bei einem Treffen der Frauenunion in Peiting machte auf das Thema aufmerksam: In der Marktgemeinde war gerade sehr bedauert worden, dass sich die Frauenunion der Stadt Schongau aufgelöst habe. Kann das sein? Hatten die politisch engagierten Frauen nicht gerade erst ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert?
„Habe keine Nachfolgerin gefunden“
„Ich habe keine Nachfolgerin gefunden“, begründet Evelyne Paul ihren Schritt. Die vergangenen zwölf Jahre hatte sie den Vorsitz inne. „Heute will keiner mehr Verantwortung übernehmen, es ist traurig, aber leider der Stand“, bedauert Paul. Einen Vorwurf macht sie daraus aber niemandem, sie habe größtes Verständnis. Neben Familie und Beruf bleibe vielfach keine Zeit für weitere Aktivitäten, und die jungen Frauen würden sich heute anders organisieren. Auch sei die Frauenunion in Schongau inzwischen „überaltert“, wie die langjährige Vorsitzende das beschreibt. Die Jüngste sei 38, die älteste 90 Jahre alt.
„Wir waren ganz unter uns, da sind schon Emotionen hochgekommen“, so Paul über die entscheidende Jahresversammlung am 10. März. Aber sie sei 76 Jahre alt und ihr Mann 83, „da darf man ohne schlechtes Gewissen aufhören“, verrät die engagierte Schongauerin, dass bei Ralf-Eberhard Paul ebenfalls eine Änderung ansteht: Ihr Mann will in der Sitzung am 3. April seinen Posten als Kreisvorsitzender der Seniorenunion abgeben. Sie wollten mehr Zeit füreinander und für die Familie haben – keines der drei Kinder wohne vor Ort. „Es ist zwar nicht so viel zu tun bei der Frauenunion, aber es gibt doch immer Einträge im Terminkalender, weshalb man dann vielleicht hier nicht wegkann“, so die ehemalige Vorsitzende.
Weiter als Schatzmeisterin im CSU-Ortsverband
Dem Schongauer CSU-Ortsverband wolle sie als Schatzmeisterin aber weiter zur Seite stehen. „Den Laptop kann ich überall hin mitnehmen, da muss ich nicht vor Ort sein.“ Ihr Posten als Schatzmeisterin bei der Seniorenunion Schongau ist dagegen bereits obsolet. Nur ein paar Tage vor der Frauenunion, am 6. März, löste sich nämlich der Seniorenverband auf. Vorsitzender Paul Huber, 40 Jahre Stadtrat und seit zehn Jahren an der Spitze der Seniorenunion, zog endgültig den Schlussstrich.
„Ein bisschen Arbeit ist es doch, und man wird nicht jünger“, meint Huber, der heuer 76 Jahre alt wird. Man müsse nicht bis ins Alter von 100 Jahren ein Amt haben, „jetzt möcht‘ ich langsam meine Ruhe“, sagt der langjährige CSU-Kommunalpolitiker ganz direkt. Er habe außerdem vor, als Kassier bei der Seniorenunion im Kreisverband aufzuhören.
1971 den CSU-Mitgliedsantrag gestellt

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1971 habe er den CSU-Mitgliedsantrag ausgefüllt, „eine turbulente Zeit“, erinnert sich Huber daran, wie Georg Handl als Bürgermeister aufgestellt worden war. 1978 in den Stadtrat gewählt, gehörte Huber diesem Gremium bis 2018 an. Und dann noch die Seniorenunion – jetzt sei eben genug. Am Abend der Auflösung sei er zufrieden nach Hause gegangen, „nur mit einem gewissen Bedauern von verschiedenen Leuten“, meint er recht unverbindlich.
Lob von der Kreisvorsitzenden
Freilich tue es weh, wenn man „sein Baby“ abgebe, sagt Evelyne Paul. Dabei war sie wohl eher wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde gekommen. Vor 22 Jahren zog das Ehepaar nach Schongau – und wurde Nachbar von Rita Hennecke, die als CSU-Rätin 30 Jahre lang dem Stadtrat angehörte. „Sie war es, die mir den Mitgliedsantrag für die Frauenunion gab. Ich warf ihn in den Papierkorb, aber mein Mann holte ihn heraus und füllte ihn für mich aus – ich solle doch bitte beitreten im Sinne einer guten Nachbarschaft“, lacht Paul.
Auch wenn es die Frauenunion Schongau nach 50 Jahren nicht mehr gibt: „Unseren Stammtisch machen wir weiterhin, das habe ich versprochen“, so Evelyne Paul. Das Wiederbeleben der Arbeitsgemeinschaft sei jederzeit möglich. Das sagt auch Angelika Flock, Vorsitzende der Kreisfrauenunion, die es sich nicht nehmen ließ, Paul persönlich aus ihrem Amt zu verabschieden. „Ich bedauere es zutiefst, dass sich niemand fand, denn wir Frauen haben etwas zu sagen, es ist ein ganz wichtiger Verband.“ Sie hob noch einmal die Verdienste Pauls hervor. „Evelyne hat eine großartige Arbeit gemacht und die Frauenunion mitgeprägt.“ In den anderen Ortsverbänden gebe es bisher aber keine Probleme mit der Nachbesetzung. Und die Kreisfrauenunion sei sogar der stärkste Verband innerhalb des Kreisvorstandes.
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