Wirt der Tegernseer Hütte hört nach 31 Jahren auf – Neue Pächter kennen das Adlernest gut

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Ihre exponierte Lage macht die Tegernseer Hütte für Wanderer besonders attraktiv. Nach 31 Jahren, in denen Michl Ludwig die Alpenvereins-Hütte betrieben hat, gibt es nun einen Pächterwechsel. © Thomas Plettenberg

Ganze 31 Bergsommer lang hat Michl Ludwig die Tegernseer Hütte am Ross- und Buchstein bewirtschaftet. Nun hat der Wirt einen Schlusspunkt gesetzt. Den Schlüssel zur Hüttentür hat er an ein neues Pächter-Duo übergeben.

Kreuth - Einmal während des Sommers europäische Länder bereisen, einmal andere Berggipfel besteigen: Michl Ludwig weiß sehr genau, was er mit seiner neu gewonnenen Zeit anfangen möchte. 31 Jahre lang hat sich sein Leben während der Bergsaison von Mitte Mai bis Anfang November hauptsächlich auf dem schmalen Plateau zwischen Ross- und Buchstein (Gemeinde Kreuth) abgespielt. Dort, wo auf 1650 Metern die Tegernseer Hütte, das Adlernest, thront. Mit seinen 63 Jahren hat Ludwig nun einen Schlussstrich gezogen.

Neue Hüttenwirte kennen sich bestens im Adlernest aus

Er geht mit einem guten Gefühl, wie er sagt. Die Nachfolge konnte er in vertrauensvolle Hände legen: Zwei langjährige Mitarbeiter seiner Hütten-Mannschaft, Andreas Hauber und Sebastian Bailey, haben das Adlernest als neue Pächter übernommen. „Die kennen sich aus und wissen genau, worauf sie sich einlassen“, sagt Ludwig, der selbst als Hüttenbetreiber immer von seiner Frau Sylvia unterstützt wurde. Auch für die Alpenvereins-Sektion Tegernsee als Eigentümerin der Hütte sind die beiden ein Glücksfall. Man habe erst gar nicht nach einem neuen Betreiber suchen müssen, freut sich Sektions-Vorsitzender Rainer Toepel. Hauber und sein Kollege Bailey hätten schon seit geraumer Zeit ihr Interesse an einer Nachfolge Ludwigs signalisiert.

Neue Pächter Tegernseer Hütte: Sebastian Bailey (r.) und Andreas Hauber
Als Zweier-Team werden Andreas Hauber (l.) und Sebastian Bailey die Tegernseer Hütte bewirtschaften. Sie haben als Kollegen schon viele Jahre dort oben mitgearbeitet. © Privat

Essen und Getränke gelangen über Materialseilbahn nach oben

Dass sie Erfahrung mit der exponiert gelegenen Tegernseer Hütte haben, ist zweifellos ein Vorteil. Zweimal die Woche hinunterlaufen ins Tal, Einkaufen fahren, Essen und Getränke nach oben transportieren, die letzten 400 Höhenmeter per Materialseilbahn: „Das ist schon ein anderer Aufwand als eine Wirtschaft im Tal“, weiß Toepel. Nicht umsonst haben Eigentümer vieler Berghütten mittlerweile Probleme damit, geeignete Wirte zu finden.

Hütte wurde umfangreich saniert und umgebaut

Ludwig und die Sektion übergeben an die neuen Pächter ein wohl bestelltes Haus. Während der Corona-Zeit wurde die Tegernseer Hütte umfangreich umgebaut und brandschutztechnisch saniert. „Im vergangenen Jahr haben wir die Kläranlage fertiggestellt“, berichtet Toepel. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wurde ertüchtigt. Auch im laufenden und im kommenden Jahr stünden weitere Instandhaltungsmaßnahmen an, sagt der Vorsitzende.

Zahl der Übernachtungen ist auf der Tegernseer Hütte massiv gestiegen

Es ist gerade die umfangreiche Technik, die viel Geschick und Arbeitseinsatz vom Wirt erfordert. Dazu die vielen Tages- und Übernachtungsgäste. Dass der Bergsport im Trend liegt, macht sich auch auf der Tegernseer Hütte bemerkbar, die gerade wegen ihrer exponierten Lage bei Ausflüglern so beliebt ist. Registrierte die Hütte in den Anfangszeiten Ludwigs gerade einmal 550 Übernachtungen im Jahr, so sind es heute allein im Monat August mehr als 400. „Früher“, berichtet Ludwig, „waren der August und die Pfingstferien die schwächste Zeit, weil alle in den Urlaub gefahren sind“. Heute seien das die stärksten Monate.

Neue Wirte haben schon etliche Jahre auf der Hütte gelebt und gearbeitet

Die beiden neuen Wirte kennen den Ablauf auf der Tegernseer Hütte sehr genau. Etliche Jahre schon haben der 44-jährige Andreas Hauber aus Ellwangen und der 32-jährige Sebastian Bailey, der ursprünglich aus Kapstadt stammt und inzwischen in Innsbruck wohnt, auf der Tegernseer Hütte gelebt und gearbeitet. Sowohl in der Küche als auch im Service. „Es ist eine Stoßzeiten-Gastro“, sagt Hauber über das Hüttengeschäft. Gerade am Wochenende und während der Schulferien würden sich die Wanderer en masse auf der Terrasse drängen, bei Schlechtwetter dagegen bleiben die Gäste aus.

Verzeichnet schon viele Buchungen für diese Sommer-Saison: der langjährige Pächter Michl Ludwig vor seiner Tegernseer Hütte am Roß- und Buchstein. Diesen Samstag wird dort der Betrieb aufgenommen.
Nach 31 Jahren hat Michl Ludwig als Wirt der Tegernseer Hütte aufgehört. © Archiv Thomas Plettenberg

Andreas Hauber: „Wollen gute Atmosphäre schaffen“

„Wir freuen uns auf die Aufgabe, haben aber auch Respekt davor“, sagt Hauber über die neue Verantwortung als Hüttenwirt. Alles organisieren, einkaufen, verwalten – „da muss man natürlich hineinwachsen“. Ihr beider Ziel sei es, auf der Tegernseer Hütte „eine gute Atmosphäre nach innen und nach außen zu schaffen“. Jeder, sowohl Mitarbeiter als auch Gäste, solle sich hier wohlfühlen. Hauber und Bailey wollen sich zu zweit und mit voller Kraft für die Hütte einsetzen, suchen aber auch noch Verstärkung für ihr Team. Vor allem die Unterstützung von Aushilfskräften sei gefragt.

Was das Bewirtungskonzept anbelangt, so wollen die künftigen Wirte „das Rad nicht neu erfinden“. „Das ist ja unter dem Michl alles so gewachsen und geworden“, erklärt Hauber. Möglicherweise werde man aber mit dem Essensangebot ein wenig mehr variieren. Beginnen wird die Saison heuer am 17. Mai.

Michl Ludwig will sich möglicherweise eine kleine Alm suchen

Auf die Unterstützung ihres Vorgängers können die beiden jedenfalls zählen. „Wenn‘s irgendwo klemmt, stehe ich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite“, kündigt Ludwig an. Der 63-Jährige fühlt sich fit und will sich auch nach der Ära als Tegernseer Hütten-Wirt keineswegs zur Ruhe setzen. Vielleicht werde er sich nach einer kleinen Alm mit Jungvieh, ein paar wenigen Tischen und almtypischen Speisen umsehen, die er betreiben könnte. „Aber einige Nummern kleiner als bisher und ohne Übernachtungen“, betont Ludwig.

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