Nach 43 Jahren: Peitinger Traditions-Bäckerei Aicher schließt - „Rotz und Wasser geheult“
Nach 43 Jahren ist nun plötzlich Schluss: Am morgigen Samstag gehen bei der Peitinger Traditions-Bäckerei Aicher die letzten Brezen über den Tresen. Krankheit, Alter, Personalmangel: Die Gründe sind vielfältig. Und langjährige Kunden traurig.
Peiting – Erst die Metzgerei Rohrmoser, dann das Café „S´Zuckerl“ und das Traditions-Gasthaus „Zum Buchberger“, und jetzt auch noch das: Die Peitinger Bäckerei Aicher an der Müllerstraße schließt als eine von zwei Bäckereien am Ort am Samstag überraschend für immer die Ladentüren.
Die Stimmung ist gedrückt, auch wenn Margret Aicher versucht, wie gewohnt gute Stimmung im Laden zu verbreiten. Seit Jahren war die Situation im Familienbetrieb angespannt. Man hatte Unterstützung für die Backstube gesucht – und nicht gefunden. „Es will doch keiner mehr nachts und am Wochenende arbeiten“, sagt die Chefin achselzuckend. Die Backstube schmissen somit Sohn Marius, Senior-Chef Heribert und ein Angestellter. Weil Heribert Aicher schon dem 72. Lebensjahr entgegenblickt und seine Frau Margret mit 66 Jahren auch schon viele Berufsjahre hinter sich hat, war schon länger klar, dass es wohl auf Dauer nicht weitergeht mit der Bäckerei an der Müllerstraße. „Wir wollten eigentlich Ende Mai schließen“, erzählt Margret Aicher.
Doch dann tut sich am vergangenen Montag plötzlich ein erneuter verheerender personeller Engpass auf. Der Familienrat tagt noch am selben Abend. Und beschließt schweren Herzens: Es geht einfach nicht mehr. An diesem Samstag ist Schluss. „Die Ereignisse haben sich einfach überschlagen.“
Wie es mit dem Laden weitergeht, ist noch offen
Die Entscheidung hat sich die Familie Aicher wahrlich nicht einfach gemacht. Bereits 1981 hatte das Ehepaar Aicher seinerzeit die Bäckerei von Familie Witt übernommen – damals noch am Standort neben dem Weilheimer Hof in Peiting. Dann der Umzug an die Müllerstraße, wo die Kunden nicht nur wegen der guten Ware, sondern auch wegen der netten Belegschaft über Jahrzehnte gerne eingekauft haben.
Die Hiobsbotschaft von der Schließung ihrer Stamm-Bäckerei hat schnell die Runde gemacht. „Ich habe deswegen schon Rotz und Wasser geheult zusammen mit den Kunden“, erzählt Margret Aicher. Unter anderem auch von einem Brief, den ihr eine Kundschaft geschickt hat. Das Schreiben enthält neben lieben Grüßen und Wünschen auch noch eine Ode an die „legendäre Aicher-Breze“.

Und so schnell werden in dem Laden-Geschäft an der Müllerstraße wohl auch keine anderen Brezen oder Kuchen über den Verkaufstisch gehen. Einen Nachfolger, der die Bäckerei zum Beispiel als Filial-Geschäft übernehmen könnte, gibt es nicht. „Die anderen Bäckereien haben ja auch kein Personal“, weiß Margret Aicher. Außerdem seien sie von den Ereignissen in dieser Woche wirklich überrollt worden. Da hätte man keine Zeit mehr für Nachfolger-Gespräche gehabt. Die Familie bleibt freilich in den Räumen über dem Geschäft wohnen, alleine wie es mit dem Laden weitergeht: Das kann zu diesem Zeitpunkt noch keiner sagen.
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Die gute Nachricht: Vom Laden-Team finden laut Margret Aicher alle wieder schnell eine Anstellung. Trotzdem dürfte die Stimmung am morgigen Samstag im Geschäft am Boden sein. Weil man sich als Team gemocht hat. Weil das Team seine Kunden und diese umgekehrt das Aicher-Team „saugern gemocht haben“. Margret Aicher: „Wir haben eine wirklich phantastische Kundschaft in Peiting, wir lieben sie alle!“
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