„Nicht mehr tragfähig“: Deutsches Traditionskaufhaus wird nach 146 Jahren dichtgemacht
Nach 146 Jahren schließt eines der ältesten Kaufhäuser Deutschlands endgültig die Türen. Ein Neustart unter dem Mantel der Drogeriekette Müller war nicht von Erfolg gekrönt.
Ulm – Das Ladensterben in Deutschland hat in der aktuellen Wirtschaftskrise nicht gerade nachgelassen. Kürzlich wurde bekannt, dass beispielsweise in Stuttgart ein beliebtes Restaurant schließt und ein Sternerestaurant in der Schwaben-Metropole in die Insolvenz gerutscht ist. Nun geht nach 146 Jahren die Geschichte eines der ältesten noch bestehenden Kaufhäuser Deutschlands zu Ende, das sich in der Zeit mehrfach neu erfunden hat und nach einer Insolvenz im Jahre 2018 von der Ulmer Drogeriekette Müller übernommen wurde. Geholfen hat das allerdings nicht.
Im Jahr 1879 gründete Carl Abt in Ulm (Baden-Württemberg) am Münsterplatz das Stammhaus der Carl Abt GmbH & Co. KG, das sich im Laufe der Jahre zu einem der größten deutschen Einzelhändler mit einer Spezialisierung auf Haushaltswaren, Geschenk- und Dekoartikel entwickelt hat. Neben dem Ulmer Stammhaus gab es Filialen in Ravensburg (Baden-Württemberg) und Günzburg (Bayern). Nach 146 Jahren wird das Stammhaus im Herzen von Ulm aber endgültig geschlossen, womit die Geschichte des Unternehmens endet.
Müller schließt Traditionskaufhaus Abt in Ulm – hat „diesen Ort über 140 Jahre lang mit Leben gefüllt“
Wie der Handelskonzern Müller am 22. Juli in einer Pressemitteilung erklärte, soll das Traditionskaufhaus Abt im Zuge einer Rückbesinnung auf das Kerngeschäft zum 15. Januar 2026 geschlossen werden. „Mit der Schließung der Ulmer Traditionsfiliale Abt verabschieden wir uns von einem besonderen Stück Handelsgeschichte“, wird Firmenchef und Gründer Erwin Müller zitiert. „Unser Respekt gilt dem, was dieses Haus über Generationen für Ulm bedeutet hat. Unser besonderer Dank richtet sich an die Mitarbeitenden, die Kundinnen und Kunden sowie an die Stadt, die diesen Ort über 140 Jahre lang mit Leben gefüllt hat.“

Die Mitarbeiter – laut dem SWR beschäftigt Abt im Stammhaus noch 47 Menschen – wurden über die Schließung informiert. „Es gibt Kollegen, die hier ihr ganzes Berufsleben verbracht haben“, sagte eine Mitarbeiterin der Bild. „Für sie war die Nachricht ein Schock, nach der Verkündung war es totenstill.“ Müller erklärt in der Mitteilung, dass den betroffenen Mitarbeitern nach Möglichkeit neue Perspektiven innerhalb des Konzerns angeboten werden sollen. Auch für das traditionsreiche Stammhaus selbst soll ein Nachmieter gefunden werden.
Traditionskaufhaus Abt schließt im Januar: Deshalb war die Umwandlung in eine Müller-Filiale keine Option
Wie eingangs erwähnt, hatte Müller das Traditionskaufhaus im Jahr 2018 aus der Insolvenz übernommen, vom ursprünglichen Standort am Münsterplatz in die konzerneigene Immobilie an der Hirschstraße verlegt, modernisiert und neu eröffnet. Inzwischen hat sich die Wettbewerbslage aber deutlich gewandelt. „Trotz der tiefen Verwurzelung in der Stadt erwies sich das eigenständige Kaufhauskonzept – losgelöst vom übergreifenden Multisortimentsansatz von Müller – aufgrund der veränderten Wettbewerbssituation langfristig als nicht tragfähig“, heißt es deshalb in der Mitteilung.

Eine Umwandlung des Traditionskaufhauses Abt in eine herkömmliche Müller-Filiale sei nicht möglich, da sich in unmittelbarer Nähe bereits eine solche befinde. Kürzlich wurde außerdem bekannt, dass das Traditionsmodehaus Heikorn in Singen ebenfalls im Januar 2026 geschlossen wird.