Das Asam nach 300 Jahren Sanierungsstau: Exklusive Einblicke in Freisings Mammutbaustelle
Alle, die sich auf die Eröffnung des Asam freuen, haben jeden Grund dazu. Um die Zeit des Wartens zu verkürzen, hat das FT hinter die Baustellenkulissen geschaut.
Freising – Als Ende 2014 die Decke des Asamsaals bröckelt, steht fest, dass eine Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden kann. Und doch dauert es danach noch drei Jahre, bis der letzte Vorhang fällt, es 2017 endlich losgehen kann mit der Mammutsanierung. Heute, sieben Jahre später, ist die Stadt Freising auf der Zielgeraden. Die Fassade strahlt wie nie zuvor, dunkle Ecken und Nischen rund ums Asam sind verschwunden, alles ist hell, freundlich, einladend.
Um allen, die einer Eröffnung, die nun von April auf Herbst verschoben werden musste, entgegenfiebern, die Zeit des Wartens zu verkürzen, hat das FT um einen Rundgang gebeten: auf Freisings „komplexester Baustelle“, wie Hochbauamtsleiter Robert Naujokat sie nennt. Beim Blick hinter die Kulissen wird sofort klar: Die Freisinger haben Grund, sich zu freuen.
Hell und einladend
Der Rundgang durch das neue Asam ist aktuell noch durchaus abenteuerlich. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, Projektleiter Ulrich Setzwein und Robert Naujokat bitten denn auch, gut aufzupassen, wo man hintritt. Ein paar Schritte durch den Asam-Torbogen, und schon tut sich einem die neue Welt des Freisinger Asam auf.
Dort, wo früher Parkplätze waren, ist jetzt ein lichtdurchfluteter Innenhof. Das Pflaster ist fertig verlegt, aber mit Pressspanplatten geschützt. In der Mitte stapeln sich Paletten, Gerüstteile und Baumaterial. Die Fassade ist in großen Teilen fertig und überstrahlt den Baustellencharme auf dem großzügigen Platz. „Bis hier im April die ersten Gäste ins Theater gehen, ist das alles verschwunden“, sagt Naujokat. Denn auch, wenn die offizielle Eröffnung bis Herbst warten muss, werden einzelne Vorstellungen bereits in wenigen Wochen über die große Asambühne gehen.
Vertraut und doch neu
Im Inneren fühlt man sich sofort an das von Diözesanmuseumsdirektor Christoph Kürzeder für sein Haus ausgerufene Motto nach der Wiedereröffnung erinnert: „Wie immer, nur anders.“ Das bekannte Kreuzgewölbe, die Garderobe an der vertrauten Stelle – der Geist des Alten und Bekannten weht noch durch die Räume, und doch ist alles neu.
Durch die Kreuzbögen hindurch führen die Verantwortlichen zum Herzstück: zur Freilichttreppe. Sie ist komplett beplankt. „Alles, was heute hier nicht sichtbar ist, ist schon fertig – ein gutes Zeichen“, sagt Naujokat. Setzwein öffnet für den Rundgang eine kleine Ecke des mit Schaumstofffolie eingepackten Treppengeländers und legt den Blick auf die hochwertigen Eichenstäbe für einen Moment frei.

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Im ersten Stock sind unzählige Handwerker zu Gange. Der helle Eschenboden im Stadtmuseum wird gerade verlegt, in den Fluren wird geweißelt. Überall hängen Kabel von der Decke. Beim Rundgang durch das Stadtmuseum werden die neuen Dimensionen deutlich. Eschenbacher: „Konkret ist es jetzt drei Mal so groß.“ An den Wänden hängen DinA4-Ausdrucke mit verschiedenen Schriftarten. Museumsleiterin Ulrike Götz sei hier schon schwer beschäftigt, alle Vorbereitungen für die Eröffnung im Herbst zu treffen.
Dann, im zweiten Stock, vorbei an den bereits angelieferten Thekenmöbeln für das Theaterfoyer: der Asamsaal. Die barocke Decke mit dem Freskenzyklus von Hans Georg Asam ist bereits fertig restauriert. Ansonsten sieht es für das Auge eines Laien hier wild aus. Der Eichenboden muss noch verlegt werden. Vor der neuen Bühne wird der Blick in die Technik des Orchestergrabens frei: Der kann auch hochgefahren werden und nimmt dann entweder weitere Stuhlreihen auf oder erweitert die Bühnenfläche nach vorne. Auf dem Podest unter dem Balkon des Saals, gestehen Naujokat und Setzwein, dass die Asambaustelle ihnen ebenso viele schlaflose Nächte wie Freude bereitet.

Der Sanierungsstau
„Es gibt nicht viele Denkmäler, bei deren Sanierung so viele verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen“, sagt der OB: Museum, Theater, Gastronomie. Laut Setzwein nicht zu vergessen: „Wir haben hier seit 300 Jahren einen Sanierungsstau.“ Dass der nun behoben ist, dass man – Stand heute – am Ende rund 64,5 Millionen Euro ausgegeben haben wird, dass sich Freising auf eine neue Gastronomie, eine technisch spektakuläre Außenbühne freuen darf, soviel ist nach der Begehung sicher. Und es warten noch viele weitere Zuckerl im neuen Asam.