Die Kritik der Aktionsgruppe „Schluss mit dem Kliniksterben in Bayern“ an der Notfallambulanz in Schongau hat bei den Verantwortlichen für erheblichen Unmut gesorgt. Sie kämpfen gerade um die Finanzierung des „SOGesund“.
Im Gespräch mit der Heimatzeitung hatte der Sprecher der Aktionsgruppe, der ehemalige Klinikvorstand Klaus Emmerich, die Notfallambulanz als „Mogelpackung“ bezeichnet, die sich kaum von einer Kassenärztlichen Bereitschaftspraxis unterscheide und „keinesfalls als echte Notfallversorgung“ bezeichnet werden könne. Sie sei nur eingerichtet worden, um eine Rückzahlung der Fördermittel für die Sanierung der Notaufnahme zu verhindern, so Emmerich weiter.
Thomas Lippmann, Geschäftsführer der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, weist diese Darstellung im Gespräch mit der Heimatzeitung zurück: „Herr Emmerich lebt weder im Landkreis, noch hat er jemals Kontakt zum SOGesund aufgenommen. Daher ist es einfach traurig, dass die Mitarbeiter der Notfallambulanz so abgekanzelt werden.“
„Völlig kontraproduktiv, auf Vorzeigemodell einzudreschen“
Das „SOGesund“ sei ein Erfolg, 12 000 „Bürgerkontakte“ im ersten Halbjahr würden deutlich machen, dass das Gesundheitszentrum von der Bevölkerung angenommen werde. „Wir wollen die Versorgung für die Bürger im westlichen Landkreis sicherstellen, da ist es völlig kontraproduktiv, auf so ein Modell mit Vorbildcharakter für ganz Deutschland einzudreschen“, so Lippmann weiter. Dadurch bestehe die Gefahr, dass die große Unterstützung durch die Politik, insbesondere des Kreistags, leidet.
„Jeder, der im ,SOGesund‘ war, ist begeistert“, so Lippmann weiter. Tagsüber seien dort mehr Fachärzte vor Ort als früher im Krankenhaus Schongau, „manche sagen, dass wir in diesem Bereich besser sind als Berlin. Deswegen sollten wir aufhören, das schlechtzureden“, fordert er. In den kommenden Wochen sollen weitere Ärzte im „SOGesund“ einziehen.
Notfallversorgung muss mit ins Paket
Auch Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, hält die von der Aktionsgruppe aufgebrachte Debatte für „kontraproduktiv“. Das „SOGesund“ sei momentan wirtschaftlich nicht tragfähig, stellt er klar. Denn – vereinfacht gesagt – ist die Struktur so modern, dass es für sie noch keine Rahmenbedingungen für die Finanzierung gibt.
Die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH hatte mit Zustimmung des Kreistags alles auf eine Karte gesetzt und die Anforderungen, die im Entwurf der Krankenhausreform für sogenannte „Sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen“ wie das „SOGesund“ bereits umgesetzt, bevor das Gesetz beschlossen wurde.
Das sorgt jetzt dafür, dass „wir Schongau jetzt gerade bundesweit als Vorzeigeobjekt für andere Anbieter nutzen, um zu zeigen, wie die Transformation vom Krankenhaus zum Gesundheitszentrum erfolgreich gestaltet werden kann“, so Engehausen weiter. Die Politik wünsche sich eine dementsprechende Umgestaltung weiterer – insbesondere kleinerer – Häuser. Allerdings sei bei vielen Krankenhausbetreibern und den Krankenkassen noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
Krankenkassen stellen sich weiter quer
Die Kassen würden sich bislang in den gerade laufenden Verhandlungen weigern, für die Notfallversorgung in den Notfallambulanzen Mittel bereitzustellen. Die Gesundheitszentren – in ersten Entwürfen der Krankenhausreform noch Level 1i-Krankenhäuser genannt – sollen in Zukunft anders finanziert werden als heutige Krankenhäuser. Statt über Fallpauschalen tatsächliche Behandlungen abzurechnen, sollen sie sogenannte Vorhaltepauschalen bekommen. Bedeutet konkret, dass ein erheblicher Teil der tatsächlich entstehenden Kosten übernommen wird, egal, wie viele Behandlungen in dem Haus stattfinden.
Das würde das derzeit erhebliche Defizit des „SOGesund“ mit seinen 40 Betten deutlich senken. Bis Jahresende sollen die Verhandlungen über die Finanzierung abgeschlossen sein, so Engehausen. „Allerdings werde ich nichts unterschreiben, bei dem die Teilnahme an der Notfallversorgung über Notfallambulanzen ausgeschlossen ist“, stellt er klar. Das sei ein wichtiger Teil, um gerade leichtere Fälle tagsüber abzudecken und damit die „großen“ Notaufnahmen in Weilheim, Landsberg und Füssen zu entlasten.
Derweil läuft die Debatte um die Zukunft des Krankenhauses Penzberg weiter. Die SPD im Kreistag will jetzt prüfen lassen, ob der Landkreis das Haus zurückkaufen sollte.