Krankenhausschließungen: Aktionsgruppe fürchtet „lebensentscheidende Auswirkungen“
Die Befürchtungen um die Zukunft des Penzberger Krankenhauses haben die Aktionsgruppe „Schluss mit dem Kliniksterben in Bayern“ auf den Plan gerufen. Sie befürchtet eine Schwächung der Notfallversorgung im Landkreis und kritisiert erneut die Schließung des Schongauer Krankenhauses.
Schon während des Bürgerbegehrens hatte sich die Aktionsgruppe immer wieder in die Debatte eingeschaltet. Sie will den derzeit laufenden Kahlschlag in der bayerischen Krankenhauslandschaft stoppen. Klaus Emmerich, ehemaliger Klinikvorstand und seit Jahren bei der Aktionsgruppe aktiv, meldete sich jetzt bei der Heimatzeitung. Man beobachte die Entwicklungen sehr genau, sagte er. Und die Unsicherheit bezüglich der Zukunft des Penzberger Krankenhauses sei „besorgniserregend“.
„Bisher verfügte der Landkreis Weilheim-Schongau laut Krankenhausplan über 432 Klinikbetten, davon 169 in Weilheim, 163 in Schongau und 100 Betten unter fremder Trägerschaft in Penzberg. Sollte das Krankenhaus Penzberg ebenfalls schließen, stünden im Landkreis Weilheim-Schongau nur noch 169 der bisher 432 Klinikbetten zur Verfügung“, rechnet Emmerich vor. Das ist nicht ganz korrekt, da es in Schongau auch noch 40 stationäre Betten gibt. Im Fall einer Pandemie oder einer Katastrophe könne dies lebensentscheidende Auswirkungen haben, so Emmerich weiter: „Angesichts dieses Szenarios ist es verwunderlich, dass eine mögliche Rücknahme des Penzberger Klinikums durch den Landkreis aktuell nicht verhandelt wird.“
Dabei sieht Emmerich die Notfallversorgung in Gefahr – sowohl im Falle einer kompletten Schließung des Hauses als auch bei einer Umwandlung in ein Gesundheitszentrum analog zum „SOGesund“ in Schongau. In Schongau wurde die Notaufnahme, die vorher täglich rund um die Uhr geöffnet hatte, in eine Notfallambulanz umgewandelt. Diese ist nur noch tagsüber und nur noch an Wochentagen geöffnet und kümmert sich ausschließlich um leichtere Fälle. Schwerere Fälle werden automatisch an umliegende Krankenhäuser mit einer regulären Notaufnahme weitergeleitet.
Notfallambulanz nur, um Fördermittel nicht zurückzahlen zu müssen?
Für Emmerich ist diese Art Notfallambulanz eine Mogelpackung. „Das unterscheidet sich kaum von einer Kassenärztlichen Bereitschaftspraxis und ist keinesfalls als echte Notfallversorgung zu betrachten“, meint er im Gespräch mit der Heimatzeitung. Seine Vermutung: „Die Notfallambulanz wurde nur eingerichtet, um die Fördermittel für die Sanierung der Notaufnahme nicht zurückzahlen zu müssen.“
In die Sanierung von Teilen des Schongauer Krankenhauses und insbesondere der Notaufnahme wurden vor wenigen Jahren hohe Beträge investiert, für die erhebliche Fördermittel vom Land zugeschossen wurden. Derartige Fördermittel sind in der Regel zweckgebunden für einen langen Zeitraum – in der Regel 25 Jahre. Wenn sich die Nutzung vorher ändert oder das geförderte Objekt ganz schließt, müssen die Fördermittel zurückgezahlt werden. Emmerich vermutet, dass das der Grund ist, warum in Schongau noch die Notfallambulanz geöffnet bleibt.
Erreichbarkeit nicht garantiert
Mit den aktuellen Angeboten sei die Problemstellung nicht gelöst, dass „mehr als 28 000 EinwohnerInnen von einem Allgemeinkrankenhaus einschließlich stationärer Basisnotfallversorgung abgeschnitten sind“ und diese nicht binnen 30 Minuten erreichen können, so der Sprecher der Aktionsgruppe weiter. Für den Raum Penzberg befürchtet er eine ähnliche Entwicklung wie in Schongau, wenn man sich nicht für den Erhalt eines echten Krankenhauses mit echter, rund um die Uhr geöffneter Notaufnahme stark macht.