Wärmeplanung: Grafing macht Dampf
Grafing macht Dampf bei der kommunalen Wärmeplanung. Der Grund für diese Eile: Keiner weiß ganz genau, wie ergiebig der Fördertopf am Ende sein wird. Also lieber gleich loslegen.
Grafing – Der Stadt Grafing wurden auf Antrag bereits 90 000 Euro an Zuschüssen für die kommunale Wärmeplanung genehmigt. Der Bewilligungszeitraum endet aber am 30. September kommenden Jahres. Deshalb pressiert es. Die Details lieferte im Bauausschuss Christina Spiegel, Klimamanagerin der Stadt. Was sie besonders betonte: „Die Bürger werden durch den Wärmeplan nicht eingeschränkt, sondern unterstützt.“
Eine neue Heizung ist kein Wocheneinkauf im Supermarkt. Deshalb ist eine längere Planungsvorschau für die Grafinger ganz wichtig, Eile ist in diesem Fall vielleicht nicht immer der beste Ratgeber. In Bayern wurden in Reaktion auf das neue Gebäudeenergiegesetz im Jahr 2023 etwa 50 000 Wärmepumpen als Hausheizung installiert. Auch in Grafing entschieden sich Hausbesitzer für diese Wärmequelle. Diejenigen, die da investiert haben, oder sich noch schnell eine neue und effektive Gastherme haben einbauen lassen, sind als Kunden für ein Nahwärmenetz mindestens auf die nächsten zehn Jahre hin verloren. Die schmeißen nicht ihre neue Heizung raus, nur weil sie theoretisch an ein Nahwärmenetz anschließen könnten. Die Wärmeplanung soll den Bürgern also eine Entscheidungshilfe bieten, wenn sie sich denn nicht im Habeck-Hauruckverfahren schon entschieden haben. „Vor einem Jahr sind sie alle auf die Wärmepumpen wie die Geier“, schilderte Stadtrat Josef Biesenberger (Grüne) seinen Eindruck.
Seriosität ist bei der Planung ein wichtiger Faktor. „Wir wollen einen guten Aufschlag hinlegen“, sagte Spiegel den Mitgliedern des Bauausschusses. Später dann müsse die kommunale Wärmeplanung alle fünf Jahre aktualisiert werden.
Interesse der Hausbesitzer ist groß
Das Interesse der Grafinger Hausbesitzer an diesem Thema ist hoch. „Wir hatten im Juli eine Veranstaltung mit 120 Interessenten“, berichtete Spiegel von einem Infotag in der Stadthalle. Dabei war freilich auch deutlich geworden: Das Nahwärmenetz wird nicht überall und allen das Herz erwärmen, auch dem örtlichen Energieversorger Rothmoser nicht, und zwar deswegen, weil sich bei manchen Stadt-Quartieren die Investition nicht lohnen wird. Der Wärmeplan soll aber eine Übersicht bieten, „was möglich ist”. Die Stadt werde jedoch keinen zwingen, „seine Heizung rauszuschmeißen“, so Spiegel.
„Schön, dass wir uns um so ein Thema schon jetzt kümmern“, lobte Stadträtin Elli Huber (CSU) die Verwaltung. Einen idealen Zeitpunkt für die kommunale Wärmeplanung wird es vermutlich in keiner einzigen Kommune des Landkreises Ebersberg geben. Grünen-Stadtrat Biesenberger glaubt zu wissen, warum das so ist: „Das Problem liegt darin, dass Leute ihre Lösung jetzt machen und dann den Appetit verlieren“ auf eine zentrale Wärmeversorgung. Das wäre für die Betroffenen mit einer doppelten Investition verbunden und das macht niemand.
Vor einem Jahr sind sie alle auf die Wärmepumpen wie die Geier.
Die kommunale Wärmeplanung könnte aber auch Schluss machen mit der Verschwendung von Abwärme, die bei vielen Prozessen entsteht und oft einfach ungenutzt in die Umgebung abgegeben wird. In der Sitzungsvorlage wurde auf diesen Punkt indirekt hingewiesen: „Die Gemeinde muss sich die Frage stellen, wie das Gemeindegebiet mit erneuerbarer Wärme versorgt werden kann. Dafür werden Wärmequellen (verschiedene Energieträger) und Wärmesenken (Wärmeabnehmer inklusive Gebäudestruktur) betrachtet.“
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Die Lehre aus der öffentlichen Reaktion auf das neue Heizungsgesetz: „Zu seinem Glück gezwungen werden soll niemand. Die Verantwortung für die eigene Wärmeversorgung bleibt nach wie vor bei den Bürgern“, so die Verwaltung. Der Wärmeplan habe keine rechtliche Außenwirkung und begründe keine einklagbaren Rechte oder Pflichten. Er sei viel mehr als strategische Fachplanung zu verstehen, die vor Ort den besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung aufzeigt. Am Ende also wird in dieser Frage vermutlich der Preisvergleich zwischen Nahwärme (wenn denn möglich) oder Individuallösung den Ausschlag geben – zumindest langfristig.
Die Stadt wurde vom Bauausschuss einstimmig beauftragt, „die kommunale Wärmeplanung zügig erstellen zu lassen”. Die Vergabe erfolgte bereits nichtöffentlich.