„Für mich ist das nichts Besonderes“: Grafinger für 150 Blutspenden ausgezeichnet

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Über 150 Mal hat Bernd Joelsohn aus Grafing bereits Blut gespendet. © Peter Kees

Über 150 Mal hat Bernd Joelsohn aus Grafing bereits Blut gespendet. Seine Motivation? Ein persönlicher Schicksalsschlag. Nun wurde der 73-Jährige für sein Engagement ausgezeichnet.

Grafing – Um Leben zu retten, braucht es nicht immer spektakuläre Einsätze. Manchmal reicht auch schon ein kleiner Piks. Den hat Bernd Joelsohn schon über 150 Mal erhalten. Seit fast 40 Jahren geht er regelmäßig zur Blutspende. Für sein langjähriges Engagement ist der Grafinger jetzt mit 17 weiteren Blutspendern bei einer Feierstunde vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) ausgezeichnet worden.
Dabei ist Joelsohn dieser Trubel um seine Person sichtlich unangenehm. „Für mich ist das nichts Besonderes“, winkt er seine „herausragende Spenderleistung“, wie es in roten Druckbuchstaben in seiner Urkunde steht, lächelnd ab. Er mache das schließlich für die vielen Menschen, für die jeder Tropfen lebensnotwendig sein kann.

Grafinger (73) für lebensrettendes Engagement geehrt

Rund 15 000 Blutkonserven werden täglich in Deutschland benötigt. Der größte Anteil davon geht an Krebspatienten. Aber auch Menschen mit Herzleiden, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Unfallpatienten benötigen regelmäßig Blutkonserven, teilt das BRK mit. Doch die Versorgungslage droht bundesweit zunehmend schlechter zu werden. Erst im Sommer hatten zahlreiche Spenderdienste in Bayern und Hessen Alarm geschlagen: Es gab zu wenig Spender, die Reserven waren fast aufbraucht. Eine Entwicklung, die sich im Landkreis Ebersberg bisher glücklicherweise noch nicht bemerkbar macht, so BRK-Kreisvorsitzende Kathrin Alte.

Für 150 Blutspenden hat das BRK Bernd Joelsohn kürzlich ausgezeichnet. Der Grafinger erhielt eine Urkunde und eine silberne Anstecknadel.
Für 150 Blutspenden hat das BRK Bernd Joelsohn kürzlich ausgezeichnet. Der Grafinger erhielt eine Urkunde und eine silberne Anstecknadel. © ali

In den vergangenen Jahren seien die Blutspenden im Ebersberger Land kontinuierlich gestiegen. Neben den rund 890 Erstspendern allein im Jahr 2023 sei das vor allem den zahlreichen regelmäßigen Spendern zu verdanken. „Sie gehören zur lebensnotwendigen Minderheit, die ohne mediale Aufrufe und Notlagen regelmäßig zur Blutspende gehen“, betont Alte.

Grafinger erleidet Schicksalsschlag und lässt sich als Spender registrieren

Zu diesen „regelmäßigen Spendern“ gehört auch Bernd Joelsohn. In knapp vier Jahrzehnten hat er sich bereits 151 Mal Blut abnehmen lassen. Rechnerisch macht das über 75 Liter, die der Grafinger bereits an kranke oder verunfallte Personen gespendet hat. Dass er über all die Jahre so engagiert geblieben ist, liegt nicht weniger an einem Schicksalsschlag, der ihn als jungen Mann ereilte.

Im Jahr 1982 kommt Tochter Stefanie mit einer schweren Erkrankung zur Welt. Mehrfach muss sie als Neugeborene operiert werden, benötigt dabei dutzende Blutkonserven. Es ist eine angespannte, hilflose Zeit für Bernd Joelsohn und seine Frau. Um etwas für seine Tochter tun zu können, lässt sich der Grafinger daher als Blutspender registrieren. „Ich habe damals gemerkt, dass man bestimmte Dinge nicht als selbstverständlich erachten sollte. Das war mein Anstoß“, sagt er. Schon kurz darauf lässt sich der Grafinger das erste Mal Blut abzapfen. Mittlerweile ist er 73 Jahre alt – und geht, dank der abgesetzten Altersgrenze, noch immer zum Spenden. „Es ist eine gute Sache“, ist sich Joelsohn sicher.

„Es ist recht schnell erledigt, tut nicht weh und rettet Menschen das Leben“: Appell an Bürger

An seinen Spendentagen verfolgt der Grafinger dabei eine über die Jahre ausgefeilte Routine: „Ich versuche viel zu trinken – mindestens zwei Liter“, erklärt er. Das helfe dem Kreislauf, den Blutverlust anschließend besser zu verarbeiten. Zudem setzt Joelsohn tagsüber auf viele kleine Zwischenmahlzeiten – und nach dem „kleinen Piks“, wie es der 73-Jährige liebevoll nennt, freut er sich immer über eine belegte Semmel.

Für ihr Engagement ausgezeichnet: 18 langjährige Blutspender hat das BRK kürzlich für 25 Spenden, 50, 75, 100 und 150 Spenden geehrt.
Für ihr Engagement ausgezeichnet: 18 langjährige Blutspender hat das BRK kürzlich für 25 Spenden, 50, 75, 100 und 150 Spenden geehrt. © BRK

„Es ist recht schnell erledigt, tut nicht weh und rettet Menschen das Leben“, betont Joelsohn seine Motivation schulterzuckend. Mit den Blutspenden zolle er seinen Beitrag für die Gesellschaft. „Solange ich fit bin, möchte ich das weiter machen. Meinetwegen, bis ich 100 Jahre alt bin“, sagt er lachend. Die anstehenden Termine hat sich Bernd Joelsohn im Acht-Wochen-Rhythmus jedenfalls schon im Kalender notiert. Denn dann zückt er wieder seinen Blutspenderausweis – zum 152. Mal.

Blutspende-Termine

Blut spenden ist möglich am heutigen Donnerstag, zwischen 15 und 20 Uhr, im BRK-Haus in Ebersberg. Ein weiterer Termin ist am 29. Oktober in Pliening.

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