Behörde auf Tauchstation: Kinder müssen gefährlichen Schulweg nehmen

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Seit vergangenem Winter dicht: Die Passage von der Eberhardstraße in Richtung Lehrer-Schwab-Gasse ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. © ROSSMANN

Weil eine Behörde auf Tauchstation geht, ist in Ebersberg ein Schulweg seit einem Dreivierteljahr gesperrt. Kinder müssen einen Umweg nehmen. Der ist nicht ungefährlich.

Ebersberg – Ein unpassierbarer Schulweg strapaziert mitten in Ebersberg seit einem Dreivierteljahr diverse Geduldsfäden, darunter die von Eltern, Kindern und des Bürgermeisters. Seit Februar blockieren Zaungitter beide Enden der Fußgängerpassage zwischen Lehrer-Schwab-Gasse und Eberhardstraße in Richtung Grund- und Mittelschule. Anlass ist der Zustand des „Mugler“-Anwesens, eines denkmalgeschützten ehemaligen Bauernhofes aus dem 18. Jahrhundert, das ein Statiker mittlerweile als gefährlich einstuft: Lose Dachplatten könnten schlimmstenfalls auf den Schulweg stürzen.

Was in der Kreisstadt auf zunehmendes Unverständnis stößt: Seit der Sperrung ist augenscheinlich nichts passiert und die Kinder müssen weiterhin den Umweg über das Hölzerbräu-Gelände nehmen, eigentlich kein öffentlicher Durchgang und von rangierenden Autos frequentiert. Das Rathaus verweist beim Denkmalschutz auf die Verantwortung des Landratsamts, die Kreisbehörde in Sachen Wegesicherheit an die Stadt. Und natürlich kreist die ganze Debatte darum, was die Eigentümerfamilie mit dem Gebäude vorhat; zugespitzt lautet die Fragestellung: Sanieren oder planieren?

Verzögerungen offenbar an höhere Stelle

Wie eine Recherche der Ebersberger Zeitung ergibt, liegt die Verzögerung aber offenbar an höherer Stelle. Dem Vernehmen nach existieren aus mittlerweile über einem Jahrzehnt Vorgangsdauer mehrere Gutachten und Einschätzungen zu dem Haus, die kein allzu hoffnungsvolles Gesamtbild zu der Frage zeichnen, ob sich das „Mugler“-Anwesen noch mit vertretbarem Aufwand renovieren lässt. Bevor die zuständige Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt den Daumen hebt oder senkt, braucht sie aber eine finale Einschätzung der übergeordneten Behörde: des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege mit Sitz in München.

Die Entscheidungsgrundlage, ein statisches Gutachten, das im Frühjahr entstanden sei, habe das Landratsamt Anfang Juni in die Landeshauptstadt geleitet – und seitdem immer noch keine Antwort erhalten. Auch die Redaktion wird mit ihrer Anfrage erst einmal über Tage hinweg vertröstet: „Aufgrund einer Tagung sind die zuständigen Referenten im Moment nicht verfügbar“, schreibt eine Sprecherin. Was die vier Monate davor in der Behörde geschah oder nicht geschah, bleibt unbeantwortet.

Landratsamt denkt an Tunnellösung

Als Übergangslösung in Sachen Passanten-Sicherheit bringt das Landratsamt gegenüber der EZ übrigens eine Tunnellösung ins Spiel: Eine provisorische Überdachung für den Fußweg, die herabregnende Dachplatten abhalten könnte. Das müsse die Stadt entscheiden. Bürgermeister Ulrich Proske ist davon wenig begeistert, so ein Gerüst aufstellen zu lassen. Das müsse mit der Eigentümerfamilie diskutiert werden, auch was die Kosten angehe, die fürs Aufstellen und die monatliche Miete anfallen. Zudem könne man an ein denkmalgeschütztes Haus nicht so einfach ein Provisorium anstückeln.

Er wolle auch keinen solchen Wellblech-Tunnel schlimmstenfalls jahrelang mitten in der Stadt stehen haben, sagt der Bürgermeister sinngemäß; ein solcher würde das Denkmal-Ensemble wohl auch nicht unbedingt bereichern. Hätte er gewusst, was das für eine Hängepartie werde, hätte er den Tunnel vielleicht sofort ins Gespräch gebracht, sagt der Bürgermeister. Man prüfe nun, auch weil es im Stadtrat Thema war, was möglich sei, aber hörbar nicht aus voller Überzeugung. Es muss eine Entscheidung her, findet Proske. „Es konnte ja keiner ahnen, wie lange das alles dauert.“

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