Skurriler Streit um „gestohlenen Hund“: Frau (59) greift Rentnerinnen an
Eine 59-jährige Frau attackiert in Forstinning zwei Rentnerinnen, weil sie glaubt, diese hätten ihren Hund gestohlen. Vor Gericht zeigt sich die Frau uneinsichtig – und schiebt die Schuld anderen zu.
Forstinning – Es sind skurrile Szenen, die sich an diesem Dienstag im Ebersberger Amtsgericht abspielen. Der Vorwurf klingt wie aus einer abstrusen Komödie, das Urteil bringt die Angeklagte ins Gefängnis – nicht zum ersten Mal.
Im Glauben, es sei ihr Rüde: Angeklagte (59) attackiert Hundebesitzer
Die Vorgeschichte: Da die arbeitslose Frau wegen einer anderen Tat bereits vor drei Jahren hinter Gitter musste, nahm ihr das Landratsamt damals ihre Haustiere weg. Die Tiere, darunter vier Hunde, kamen zunächst in einem Heim unter, konnten später jedoch weitervermittelt werden, so die Staatsanwältin. Das scheint die mittlerweile 59-Jährige bis heute nicht verkraftet zu haben. Kurz nach ihrer Haftentlassung begegnet sie 2023 beim Spazierengehen nahe Forstinning zufällig zwei älteren Frauen mit Hund. Dann brennen bei der Angeklagten die Sicherungen durch.
Im Glauben, bei dem Hund handle es sich um ihren Rüden „Hieronimo“ stürmt sie auf die beiden Frauen zu. „Sie meinte, wir hätten ihren Hund gestohlen. Ich war völlig überrumpelt“, erinnert sich die heute 66-Jährige vor Gericht. Sie lebt in Stuttgart und war damals zusammen mit ihrer Schwester wegen deren Reha nach Forstinning gekommen. Mit dabei: Briard-Rüde „Toni“.
„Ich hatte furchtbare Angst“: Hundebesitzer brechen Reha ab
Dass es sich bei dem Hund eben nicht um „Hieronimo“ gehandelt hat, will die Angeklagte allerdings nicht wahrhaben. Laut Anklage greift die 59-Jährige nach dem Halsband des Rüden und versucht, die Leine zu lösen. Es kommt zum Handgemenge mit der Hundebesitzerin und deren Schwester. Die Reha-Patientin stürzt und verletzt sich am Arm. Ein Jogger, der von der Frau ebenfalls attackiert wurde, bestätigt den Vorfall vor Gericht: „Ich wollte schlichten, aber sie war sehr aggressiv.“
Erst als die Hundebesitzerin den Notruf wählt, lässt die 59-Jährige von dem Hund ab – zuvor reißt sie jedoch noch dessen Steuer- und Tasso-Marken vom Halsband. Über die darin eingravierte Telefonnummer bombardiert sie die Rentnerin später noch mit Textnachrichten. „Ich hatte furchtbare Angst. Wir sind dann früher abgereist“, so die Hundebesitzerin.
Angeklagte bestreitet Vorwürfe und sieht sich als Opfer
Vor Gericht bestreitet die Angeklagte die Vorwürfe. Sie sieht sich als Opfer und schildert eine vollkommen andere Version des Geschehens. Demnach sei sie sehr freundlich auf die Frauen zugegangen, habe gefragt, woher sie ihren Hund hätten. „Er sah meinem Hieronimo so ähnlich und ich wollte meinen Hund wiederhaben.“ Daraufhin seien die Rentnerinnen auf sie losgegangen. „Ich habe absolut kein Aggressionsproblem“, ist sich die Frau sicher. „Ich bin unschuldig.“
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Ich bin unschuldig.
Richter Frank Gellhaus kommt zu einem anderen Schluss. „Sie wollen uns hier in ein Land der Märchenerzählungen verweisen“, resümiert er die Aussagen der 59-Jährigen. Er sehe keine Zweifel an der Schuld der Angeklagten. Wegen ihrer Vorstrafen und ihrer Uneinsichtigkeit verurteilt er die Frau zu einer Haft von sechs Monaten.