Zu wenige Gläubige, zu wenig Personal: Diese Kirchen stehen auf der Kippe

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Die evangelische Kirche in Glonn: Die Gemeindemitglieder werden immer weniger, die Baulast ist hoch. © Stefan Roßmann

Der evangelischen Kirche laufen die Gläubigen davon, das Personal wird reduiziert: Jetzt geraten auch Kirchenbauten in den Fokus der Sparmaßnahmen.

Glonn/Aßling – Weniger Mitglieder, weniger Personal, weniger Gebäude: Auf diesen Nenner lässt sich die Situation der evangelischen Kirche im Landkreis Ebersberg bringen. Mit dem Übertritt von Grafings Pfarrer Axel Kajnath in den Ruhestand Ende Oktober 2022 mussten die Kirchengemeinden Ebersberg und Grafing einen personellen Aderlass verkraften. Jetzt stehen auch Kirchen zur Disposition.

Die evangelische Kirche in Aßling könnte künftig auch für nichtkirchliche Zwecke genutzt werden.
Die evangelische Kirche in Aßling könnte künftig auch für nichtkirchliche Zwecke genutzt werden. © SRO

Grafings Pfarrerin Ghita Lenz-Lemberg bestätigt Informationen der EZ, wonach die Gotteshäuser in Glonn und Aßling „einer anderen Nutzung zugeführt“ werden sollen, die auch außerhalb des kirchlichen Bereichs liegen könnte. Man sei gerade dabei, Ideen zu sammeln, sagt Lenz-Lemberg, die sich bedeckt hält, solange das Thema in den Gremien noch nicht abschließend diskutiert wurde. Die Landeskirche schrumpfe, es gebe zu viele Kirchenaustritte und zu wenig Personal, sagt sie. „Die Baulast ist nicht zu tragen“. Die Entscheidung, was mit den Gebäuden geschehe, treffe die Landeskirche. Zum Verkauf stünden sie aber nicht.

Dagmar Häfner-Becker, Dekanin im Evang-Luth. Dekanat Rosenheim, zu dem Ebersberg und Grafing gehören, sagt, dass man „landeskirchenweit“ dabei sei, „Nutzungskonzepte für unsere Gebäude aufzusetzen, da die Zahlen der Gemeindeglieder und die Kirchensteuereinnahmen abnehmen, aber auch weil sich die Gesellschaft und Gewohnheiten ändern und wir uns neue Formen und Formate überlegen“.

Ghita Lenz-Lemberg, Pfarrerin in der Grafinger Kirchengemeinde.
Ghita Lenz-Lemberg, Pfarrerin in der Grafinger Kirchengemeinde. © Privat

Die seelsorgerliche Betreuung sei vor allem eine Beziehungsfrage, so die Dekanin. „Selbstverständlich werden die Menschen auch wie bisher seelsorgerlich betreut.“ Man mache sich Gedanken zu den Standorten in Aßling und Glonn und sammle Ideen. „Ein Datum für eine Umnutzung gibt es derzeit nicht“, sagt die Dekanin. „Gottesdienste finden auch weiterhin in unseren Kirchengemeinden statt, wenn auch nicht immer an den Außenorten aufgrund der abnehmenden Anzahl an Gemeindeglieder und dem Fachkräftemangel im Pfarrberuf.“

Nach Angaben des Dekanats hat die evangelische Kirchengemeinde Grafing am Standort Aßling 336 Gemeindemitglieder, am Standort Glonn 414.

Glonns Bürgermeister Josef Oswald bestätigt, von der Grafinger Pfarrerin über die Überlegungen informiert worden zu sein. Die Kommune mit ihren zahlreichen Vereinen habe stets Bedarf an Räumlichkeiten. Eine konkrete Anfrage der Kirche gebe es nicht, sagt Oswald, auch über Konditionen sei noch nicht gesprochen worden. Schon von 2022 bis 2023 habe die Gemeinde einen Raum der evangelischen Kirche für Deutschkurse genutzt. Erst kürzlich habe dort das erste Glonner Repair-Café stattgefunden.

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