Sechs Monate ohne Internet: Junges Paar erlebt Telekom-Albtraum

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Ins Internet kamen Ricarda Grenzer und Dominic Huber ein halbes Jahr lang nur mehr schlecht als recht per mobilem Router. Im April war die Oberleitung in Großrohrsdorf gerissen – und erst nach Anfrage unserer Zeitung bei der Telekom wieder repariert worden. © S.ROSSMANN

Ein Schaden an der Oberleitung hat dazu geführt, dass ein junges Paar aus der Gemeinde Baiern ein halbes Jahr lang ohne Internet dastand. Die Telekom war auf Tauchstation gegangen.

Baiern – Es war ein schöner Frühlingstag im April dieses Jahres. Ricarda Grenzer und Dominic Huber saßen mit ihren Eltern auf dem Sofa zu Hause in Großrohrsdorf (Gemeinde Baiern). Man ratschte, plante den Garten ums Haus, das das junge Pärchen ein Jahr zuvor bezogen hatte. „Auf einmal tat es einen heftigen Schnalzer“, erzählt Huber. Der 30-Jährige geht nachschauen – und findet vor dem Haus das abgerissene Kabel der Oberleitung, die unterm Giebel befestigt war. Telefon und WLAN: tot.

Seither ist ein halbes Jahr vergangen. Der Schaden wurde sechs Monate lang nicht behoben. Grenzer kann ihre Beschwerden beim Kundenservice gar nicht mehr zählen, sagt sie. Die beiden sind Telekom-Kunden. Der Konzern ist auch für die Oberleitung zuständig, die in dem kleinen Weiler nur ihr Haus und das des Nachbarn ans Netz anbindet. Erst als unsere Zeitung bei der Pressestelle nachhakt, geht es schnell. Keine 24 Stunden nach der Anfrage per E-Mail ist der Schaden behoben. „Wir sind echt happy, dass dieser Spuk ein Ende hat“, jubiliert Ricarda Grenzer am Telefon. „Wir könnten gerade echt auf den Stühlen tanzen.“

„Unser Leben findet online statt“

Doch die sechs Monate zuvor waren hart. Kein Internet, das hieß für die beiden nicht nur kein Google und keine E-Mails. „Unser Leben findet online statt“, sagt Grenzer. Arbeiten, Musik hören, fernsehen, Weihnachtsgeschenke bestellen, telefonieren, Kochrezepte lesen und mit Freunden in Kontakt bleiben – „wir machen alles übers Internet“. Sogar einige Lampen im Haus laufen nur übers WLAN. Die beiden sind jung, ihr Haus ist smart.

Zwölf Mal hatte die Telekom einen Termin auf Reparatur anberaumt – und zwölf Mal kurzfristig wieder abgesagt. Die ersten Male sei er noch extra von der Arbeit zu Hause geblieben, sagt Huber. In der Hoffnung, die Handwerker würden anrücken. Schließlich müssten die auch auf seinen Grund, um die Oberleitung wieder am Giebel zu befestigen. „Jetzt warte ich nicht mehr auf die“, sagt der 32-Jährige, zückt sein Handy und zeigt eine ganze Reihe an immer gleich lautenden Nachrichten: „Es tut uns leid, dass wir unsere Arbeiten noch nicht beenden konnten“, steht da. „Bitte haben Sie noch etwas Geduld.“

Arbeitgeber zahlt Gigacube

Anfangs hätten sie ja Verständnis gehabt, dass die Telekom den vergleichsweise kleinen Schaden nicht ganz oben auf die Prioritätenliste setzt. „Aber sechs Monate hinhalten kann man uns doch nicht“, ärgert sich Grenzer. Sie sei nur noch genervt. „Irgendwann wird man wütend, weil man so hilflos ist.“

Notgedrungen hat sich das Paar in den vergangenen Monaten umgestellt. „Ich lese mehr“, sagt Grenzer. Und sie habe wieder angefangen, Klavier zu spielen. Die beiden leiten zusammen die Verwaltung für die Herrmann GmbH in Glonn. Seit Corona viel im Homeoffice. Damit sie überhaupt weiterarbeiten konnten, stellte das Familienunternehmen den beiden einen Gigacube bereit, einen mobilen Wlan-Router, mit dem sie übers Handynetz online gehen konnten. Bis zu 160 Euro zahlte der Tierfutterhersteller dafür im Monat.

Über den Gigacube konnten die jungen Leute auch mal abends einen Film streamen. Allerdings ist das Mobilfunknetz in der kleinen Siedlung Großrohrsdorf bescheiden. „Sonntags schauen wir gerne Football“, erzählt Grenzer. „Dann musste aber alles andere aus sein, die Handys und Tablets auf Flugmodus gestellt sein, sonst reichte die Übertragung nicht.“

Das ist jetzt Geschichte. Einen Tag nach der schriftlichen Anfrage unserer Zeitung haben Arbeiter das Kabel repariert und damit die beiden Häuser wieder online geschaltet. Laut Grenzer hat dieser Vorgang 40 Minuten gedauert. Am selben Tag meldete sich die Telekom per E-Mail in der Redaktion und kündigte den Techniker überraschenderweise für den nächsten Tag an. Das wiedergewonnene Internet feierte das junge Paar mit einem ausgiebigen Film-Abend. Endlich wieder ohne Hänger im Bild.

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