„Cannabis-König“ will in den Bundestag – aber er fällt durch

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Er wollte vorwiegend für das Thema Cannabislegalisierung in den Ring steigen, hatte aber bei den FDP-Mitgliedern am Ende keine Chance: Wenzel Cerveny aus Vaterstetten bei seiner Vorstellung in Anzing. © Dziemballa

Er gilt als Bayerns größter Hanf-Händler: Wenzel Cerveny. Für die FDP im Wahlkreis Ebersberg-Erding wollte er sich um ein Bundestagsmandat bewerben. Aber er fiel durch.

Anzing – Martin Hagen aus Vaterstetten, aktuell Vorsitzender der bayerischen FDP und deren Fraktionsvorsitzender, als die Partei noch im Landtag saß, ist der Kandidat der Ebersberger und Erdinger Liberalen für die Bundestagswahl im nächsten Jahr. Hagen setzte sich bei einer Wahlversammlung in Anzing gegen „Cannabis-König“ Wenzel Cerveny durch, der als Bayerns größter Hanf-Händler gilt und in Aschheim (Landkreis München) Bürgermeister werden wollte.

Der Sieger: Ebersbergs FDP-Kreisvorsitzende Susanne Markmiller gratuliert Martin Hagen.
Ebersbergs FDP-Kreisvorsitzende Susanne Markmiller gratuliert Martin Hagen zur Bundestagskandidatur. © Dziemballa

Kuschelig-eng war es im Nebenzimmer des Kirchenwirts. So mussten die 36 stimmberechtigten Mitglieder eben ein wenig zusammenrücken. Da sich zum Zeitpunkt der Einladung zur Wahl des Bundestagskandidaten nur Martin Hagen seinen Hut in den Ring geworfen hatte, dachte man wohl, dass der formelle Teil des Abends sowieso schnell abgehakt sei. Doch weit gefehlt: Kurzfristig hatte sich Wenzel Cerveny als Gegenkandidat gemeldet. Der 63-jährige Vaterstettener war gerade mit seinem Vorhaben gescheitert, bei den Aschheimern als parteiloser Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen zu können.

Cerveny war schon oft in den Schlagzeilen

Verblüfft gab sich Hagen bei der einstündigen Vorstellungs- und Diskussionsrunde dann auch, dass Cerveny nun gleich in den Bundestag wolle. Cerveny ist seit zehn Jahren FDP-Mitglied und vorwiegend durch seinen Streit mit der Staatsregierung rund um das Thema Cannabislegalisierung bundesweit bekannt. So schaffte er es mehrmals in die Schlagzeilen, seit die Aschheimer Gemeinde ihm im vergangenen Jahr einen Spielplatz direkt vor seinen Hanfladen „Natur Erlebniswelt“ gesetzt hat, um die Gründung eines Cannabisclubs zu verhindern.

Wie Cerveny bei seiner Vorstellung in Anzing selbst zugab, wolle er vorwiegend für das Thema Cannabislegalisierung in den Ring steigen. Bei der Gesetzesänderung sei die FDP ja auch der ausschlaggebende Antrieb gewesen, erinnerte er. Gleichzeitig sei mit geschätzten 20 Prozent Kiffern in der Bevölkerung hier ein riesiges Wählerpotential abgreifbar.

Hagen: Region mit besonderen Herausforderungen

Hagen dagegen findet die Legalisierung eigenen Worten zufolge zwar richtig und gut, will diese jedoch nicht zum Hauptaspekt des anstehenden Wahlkampfs machen. Ihn beschäftige neben der Migration, der man einen vernünftigen Riegel vorschieben müsse, eher das Bevölkerungswachstum in den beiden Landkreisen. Schließlich seien etwa mangelnde Kitaplätze, fehlender bezahlbarer Wohnraum und der zähe Ausbau der Bildungseinrichtungen in den Gemeinderäten an der Tagesordnung: „Die Attraktivität unserer Region führt uns eben auch zu Herausforderungen.“

Als „ständiges Ärgernis“ nannte der Baldhamer für die Erdinger den Flughafen sowie für die Ebersberger den Brenner-Nordzulauf. Projekte, bei denen sich eine Regierung deutlich mehr einmischen müsse. Gleichzeitig ließ er kein gutes Haar an der Ampel-Regierung. Er hoffe auf den „Herbst der Entscheidungen“ und dass man bei der anschließenden Wahl nicht als Ampelpartei antrete, sondern „für unsere liberalen Grundsätze“. Dass so viele Wähler zu anderen Parteien abgewandert seien, dass die FDP in Umfragen bei gerade einmal drei Prozent liege, hänge nicht am Konzept der Partei: „Was die Leute ablehnen, ist nicht die FDP, ist nicht unser Programm, sondern einzig und allein diese Koalition.“

Cerveny gibt Ampel noch eine Chance

Cerveny dagegen gab der Ampel an diesem Abend noch eine Chance: „Es gab Fußballspiele, die sind erst in der 92. Minute gewonnen worden.“ Schließlich habe man derzeit erst einmal 16 Jahre Merkel-Regierung aufzuarbeiten, das gehe eben nicht von heute auf morgen.

Mit 34 Stimmen ging Hagen am Ende als der deutliche Sieger hervor. Cerveny nahm die Niederlage gelassen: „Das Ergebnis war von vornherein klar. Aber ich wollte den Martin herausfordern, damit wir noch mehr Informationen aus ihm rausbekommen“, erklärt er schmunzelnd. Sein nächstes Ziel: die Kommunalwahl 2026.

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