China provoziert die USA: Machtspiele um ein Schiffswrack
Chinas Machthaber Xi Jinping will im Südchinesischen Meer austesten, wie weit er gehen kann. Ein Kommentar von Klaus Rimpel.
München – Angesichts offen kriegerischer Drohungen aus Peking blickt die Welt mit Sorge auf Taiwan. Doch im Schatten dieses Konflikts bahnt sich auch zwischen China und den Philippinen ein nicht minder gefährlicher Konflikt an: Xi Jinping beansprucht das gesamte Südchinesische Meer – und ignoriert damit ein Urteil des Internationalen Schiedsgerichtshofs in Den Haag.
Explosiv ist die Situation auch deshalb, weil die philippinische Regierung nicht minder nationalistisch und martialisch ihre Ansprüche auf die potenziellen Reichtümer dieses Meeres verteidigt. Die jüngste Eskalation gab es um ein bizarres Symbol dieses Machtanspruchs: 1997 versenkte die philippinische Marine das Ex-US-Weltkriegsschiff Sierra Madre. Seit 27 Jahren müssen dort bedauernswerte philippinische Soldaten ausharren, um zu markieren: Das Meer gehört hier uns!
Auch die USA wissen um die Symbolkraft der Sierra Madre
Die Chinesen wollten mit dem jüngsten Axt-Angriff zum einen die Versorgung dieser Soldaten verhindern. Zum anderen aber will Xi mit dieser Eskalation austesten, wie weit er gehen kann, ohne dass die USA eingreifen. Pekings Kalkül ist, dass Joe Biden für ein rostiges Schiffswrack sicher keinen Krieg vom Zaun brechen wird.
Aber da auch Washington um die Symbolkraft der Sierra Madre weiß, sind die USA im Zugzwang. Denn neue Provokationen Chinas werden folgen: China erteilte sich vor einer Woche per Gesetz das Recht, jedes Schiff zu beschlagnahmen, das nach Pekings Meinung „illegal“ ins Südchinesische Meer eingedrungen sei. (Klaus Rimpel)