Brutale Axt-Attacke auf Philippiner: Gefährliche Eskalation im Südchinesischen Meer
Pekings Küstenwache werden Axt-Attacken und Rammversuche gegen die philippinische Marine vorgeworfen.
Die Zusammenstöße zwischen Chinas Küstenwache und philippinischen Soldaten im Südchinesischen Meer eskalieren. Schon öfters waren die Chinesen mit Wasserkanonen oder Rammversuchen gegen die philippinische Marine vorgegangen, um ihren Anspruch auf das Seegebiet zu untermauern. Doch diesmal griffen sie sogar zu Äxten, Messern und Macheten.
Die philippinischen Streitkräfte veröffentlichten ein Video eines Vorfalls vom Montag und warfen den Chinesen einen „brutalen Angriff“ vor, bei dem ein Soldat sogar einen Finger verloren habe. Die Aufnahme zeigt ein chaotisches Aufeinandertreffen, bei dem kleinere Schiffe sowie motorisierte Schlauchboote beider Seiten eng ineinander verkeilt sind. Mitglieder einer chinesischen Crew strecken Messer in Richtung der Gegenseite aus. Von der philippinischen Seite fliegt ein Gegenstand in Richtung eines der chinesischen Schiffe.
Manila wirft Peking einen „brutalen Angriff“ sowie „Piraterie“ vor: Es seien auch acht Gewehre, Ausrüstung zur Navigation und andere Objekte entwendet worden.
China will nach Zwischenfall „notwendige Maßnahmen“ ergreifen

Während des Zusammenstoßes sei ein chinesischer Militärjet über den Booten gekreist. Auch habe die chinesische Seite laute Sirenen eingesetzt, um die Kommunikation zu stören. Die Crew der chinesischen Küstenwache wollte demnach verhindern, dass die Marinesoldaten Lebensmittel und andere Vorräte zu einem philippinischen Außenposten in der Second-Thomas-Untiefe, die auch von Peking beansprucht wird, bringen.
Das Pekinger Außenministerium teilte mit, dass China „notwendige Maßnahmen“ ergriffen habe, die „in Übereinstimmung mit dem Gesetz“ seien. Die Aktion sei eine normale Strafverfolgungsmaßnahme gewesen, denn die philippinischen Boote seien in chinesische Gewässer „illegal eingedrungen“. Ein gewagtes Argument: Das Areal liegt knapp 200 Kilometer von der philippinischen Küste entfernt – und rund 1000 Kilometer von der nächsten chinesischen Landmasse. Die chinesische Besatzung habe „professionell und zurückhaltend“ agiert, behauptet Peking.
Unsere Unterstützung für die Philippinen bleibt eisern
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Das Auswärtige Amt in Berlin teilte dagegen mit, das Verhalten Chinas mit großer Sorge zu beobachten. Die vorliegenden Berichte, Bilder und Videos seien verstörend. „Gefährliche und unverantwortliche Manöver und Aktionen“ wie der aktuelle Vorfall stünden im Widerspruch zum UN-Seerechtsübereinkommen und erhöhten das Risiko einer Eskalation. Peking und Manila werfen sich gegenseitig immer wieder gefährliche Manöver in der Region vor. Insbesondere um die Second-Thomas-Untiefe streiten sich die beiden Länder schon länger.
An dem Riff, etwa 200 Kilometer westlich der philippinischen Insel Palawan, hatte Manila 1999 ein Schiff auf Grund gesetzt und damit seinen Anspruch auf das Atoll markiert. Auf dem verrotteten Kriegsschiff harren Soldaten aus, die regelmäßig auf Nachschub und Vorräte angewiesen sind.
In dem Gebiet aus weit verstreuten Riffen und Inseln westlich der Philippinen und weit südlich von China werden Erdöl- und Erdgas-Vorkommen vermutet. Aber auch die großen Fischbestände dort wecken die Begierden der asiatischen Anrainer. Denn neben den Philippinen beanspruchen auch Vietnam, Malaysia, Taiwan und Brunei dort Gebiete.
China reklamiert praktisch das gesamte Südchinesische Meer für sich
China reklamiert praktisch das gesamte Südchinesische Meer für sich. Peking setzt unter anderem Boote seiner Küstenwache ein, um in dem Gebiet zu patrouillieren. Dort kommt es immer wieder zu Zusammenstößen mit Schiffen von den Philippinen. Oft ereignen sich die Konfrontationen während der Versorgungsmissionen zu einem Außenposten der philippinischen Armee im Bereich des Second-Thomas-Riffs. Erst am 19. Mai soll die chinesische Küstenwache laut philippinischen Angaben zwei Schiffe bei der Evakuierung eines kranken philippinischen Soldaten behindert haben.
Chinesische Gebietsansprüche wurden 2016 vom Internationalen Schiedsgerichtshof zurückgewiesen. Peking ignoriert das Urteil jedoch. (kr mit dpa)