Angriff mit Messern: Der Kampf um das Südchinesische Meer eskaliert weiter

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Nach einem Angriff Chinas auf ein philippinisches Schiff wird klar, wie brutal Peking vorging. Der Vorfall könnte sogar als Kriegsgrund gelten.

Hongkong – Die Philippinen werfen der chinesischen Küstenwache vor, bei einem Zusammenstoß im Südchinesischen Meer einen „brutalen Angriff“ mit Messern und anderen Klingenwaffen gegen philippinische Soldaten ausgeführt haben. Es werden Vorwürfe der Piraterie laut, wie CNN berichtet.

Bei dem Angriff hätten die Chinesen Waffen des philippinischen Militärs erbeutet. Militärs fordern jetzt eine Rückgabe. Außerdem soll China für die entstandenen Schäden aufkommen. „Sie haben unsere Boote illegal geentert und unsere Ausrüstung entwendet“, sagte der Streitkräftechef Romeo Brawner laut Bericht der Welt. „Sie sind jetzt wie Piraten.“

Lage im Südchinesischen Meer
Bereits am 19. Mai kam es wie auf dem Bild zu sehen zu einem Vorfall zwischen philippinischer und chinesischer Küstenwache. Der Konflikt im Juni hebt die Situation auf eine neue Eskalationsstufe. © picture alliance/dpa/Philippine Coast Guard

Chinesische Motorboote überfallen laut Berichten philippinische Küstenwache

Der Vorfall habe sich bereits am Montag ereignet. Acht chinesische Motorboote haben laut philippinischer Marine zwei Schlauchboote attackiert. Dabei soll Nahrung und anderer Nachschub geraubt worden sein, der für das „Second Thomas Shoal“ gedacht war. Dabei handelt es sich um ein Riff im Südchinesischen Meer, auf das auch China Anspruch erhebt. China beansprucht „unbestreitbare Souveränität“ über fast das gesamte Südchinesische Meer und die meisten Inseln und Sandbänke darin, darunter viele, die hunderte von Meilen vom chinesischen Festland entfernt sind. Mehrere Regierungen, darunter Manila, erheben ebenfalls Ansprüche auf diese Gebiete.

Das Entern der philippinischen Boote, sowie die Art wie es passiert sei, ist laut Collin Koh ein beispielloser Vorgang. Coh ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur. „Es können zwar Schlauchboote sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es sich um Schiffe der philippinischen Marine handelt und sie nach internationalem Recht das genießen, was wir als souveräne Immunität bezeichnen“, sagte Koh gegenüber der CNN. „Das ist sehr gefährlich, denn das könnte sogar als Kriegshandlung ausgelegt werden.“

China sieht die Philippinen für den Vorfall in der Verantwortung

China machte für das Scharmützel wiederum die Philippinen verantwortlich. Das Militär der Inselgruppe hätte unbefugt das Riff betreten – trotz Warnungen. „Die chinesische Küstenwache hat vor Ort professionelle Strafverfolgungsmaßnahmen mit Zurückhaltung ergriffen, um die illegale Versorgungsmission der philippinischen Schiffe zu stoppen“, sagte Chinas Außenminister Lin Jian.

Die Feindseligkeiten um das Second Thomas Shaol eskalierten bereits 2023 zwischen China und den Philippinen. 1999 setzte das philippinische Militär dort das eigene Kriegsschiff „Sierra Madre“ auf Grund, um es als Grundlage für einen Außenposten nehmen. Das verrostende Wrack gilt immer noch als aktives Militärschiff. An Bord befindet sich dauerhaft ein kleines philippinisches Marinekontingent. Ein Angriff auf ein die Versorgung eines Militärschiffs könnte somit als Kriegshandlung eingestuft werden.

Die Ereignisse der Woche im Südchinesischen Meer haben vermutlich tiefgreifende Auswirkung auf die USA. Denn sie haben seit Jahrzehnten einen gegenseitigen Verteidigungsvertrag mit den Philippinen. Der jüngste Zusammenstoß folgt einem seit neustem in China geltenden Gesetz, das der Küstenwache des Landes das Recht einräumt, ausländische Schiffe in dem von Peking beanspruchten Gebiet festzusetzen und deren Crews für bis zu 60 Tage festzuhalten. Und das ohne Gerichtsprozess.

Angriff mit Messern: USA verurteilen das aggressive Vorgehen Chinas scharf

Der philippinische Präsident Ferdinand „Bongbong“ Marcos Jr. hatte zudem vor Wochen gewarnt, dass der Tod eines jeden philippinischen Bürgers in dieser Wasserstraße – durch die Hand eines anderen Landes – käme einem Kriegsakt „sehr nahe“. Marco betont wiederholt die „eiserne Verpflichtung“ der USA gegenüber seinem Inselstaat aufgrund des seit 1951 bestehenden Abkommens beider Länder. Auch Washington betonte bereits am Montag, sich an seine Verpflichtungen gegenüber seinen Verbündeten. „Die Vereinigten Staaten stehen an der Seite ihres Verbündeten, der Philippinen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Matthew Miller. Die USA „verurteilen die eskalierenden und verantwortungslosen Aktionen“ Chinas.

Gegenüber seinem philippinischen Amtskollegen Enrique A. Manalo sagte US-Außenminister Antony Blinken laut CNN am Mittwoch, Chinas Vorgehen „untergräbt den Frieden und die Stabilität in der Region und unterstreicht die eisernen Verpflichtungen der Vereinigten Staaten gegenüber den Philippinen im Rahmen unseres gegenseitigen Verteidigungsvertrags.“ (ske)

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