Helferkreis für Tempo 30 auf Etterschlager Straße: „Hochfrequentiert und gefährlich“
Tempo 30 auf Höhe der neuen Unterkunft für Geflüchtete in Wörthsee: Nach einer Absage durch das Landratsamt hat sich nun der Helferkreis an die Behörde gewandt. Denn seit Kurzem wohnen in dem Bereich über 100 Menschen mehr.
Wörthsee – Der Verkehr auf der Etterschlager Straße ist in Wörthsee ein Dauerbrenner. Zuletzt ging es auch im Gemeinderat um eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Höhe der neuen Wohnanlage für Geflüchtete. Das Landratsamt Starnberg hat diese in einem Schreiben an die Kommune negativ beschieden und dies auch rechtlich begründet. Entsprechend werde die Kommune vorerst laut Bürgermeisterin Christel Muggenthal keinen neuen Vorstoß unternehmen. Dafür ist der Helferkreis aktiv geworden und hat ein Schreiben an Adrian Pilgram vom Fachbereich Verkehrswesen im Landratsamt verfasst.
Sassa Bäumler, Vorsitzende des Helferkreises, und Gemeinderätin Joanna Benz (Wörthseeaktiv) wundern sich in dem Brief unter anderem darüber, dass das Landratsamt „von einer unveränderten Situation an der Etterschlager Straße“ ausgeht. Die Geschwindigkeitsbegrenzung betrifft den Abschnitt an der Gemeinschaftsunterkunft „Am Blumenfeld“ in der Etterschlagersraße 98, also zwischen Edeka und Etterschlager Kreisel. Ende Oktober waren dort mehr als 100 Menschen eingezogen (wir berichteten), 30 weitere werden in Kürze erwartet. „Von den 100 Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft sind etwa 20 Kinder, davon neun Grundschulkinder und sieben Schüler von weiterführenden Schulen im Alter von zehn bis 15 Jahren“, heißt es im Schreiben von Bäumler und Benz. Alle Kinder müssten die Etterschlager Straße morgen, derzeit noch im Dunkeln, und nach der Schule überqueren, „ohne Zugang zu einem Fußweg und ohne Kennzeichnung einer Querung“. Damit sei dieser Schulweg „hochfrequentiert und höchst gefährlich“.
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Darüber hinaus müssten auch alle Bewohner die Etterschlager Straße zum Teil mehrmals überqueren, „das gilt auch für die Mitglieder des Helferkreises und die Mitarbeiter des Landratsamts“. Bisher sei das Unfallgeschehen an dieser Stelle unauffällig, ja. Das liege aber auch daran, dass Querungen an dieser Stelle auch die Ausnahme gewesen seien. Das habe sich nun markant geändert. „Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass das Überqueren an dieser Stelle – 200 Meter hinter dem Kreisel, auf Höhe des nördlichen Endes des Fußballfeldes – nur fluchtartig möglich ist.“ Es sei zynisch, „gerade bei Gefahren für die körperliche Unversehrtheit erst einen Unfall abwarten zu wollen“.
„Erhebliche Gefahrenlage“ auf Etterschlager Straße in Wörthsee
Sehr wohl könnten Straßenverkehrsbehörden die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken aus Gründen der Sicherheit oder zur Ordnung des Verkehrs beschränken, argumentieren Bäumler und Benz weiter und verweisen auf die Straßenverkehrsordnung. „Denn der Staat ist auch verpflichtet, die Grundrechte seiner Bürger zu schützen, insbesondere das auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“
Sowohl die Gemeinde als auch die für die Unterkunft zuständige Abteilung Asyl im Landratsamt, sähen an der Stelle eine „erhebliche Gefahrenlage“. Bäumler und Benz gehen von bis zu 600 Querungen täglich aus, davon zu 20 Prozent durch Minderjährige. Das Risiko könne durch die Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h entschärft werden. „Bestenfalls sollte an dieser Stelle neben einer Geschwindigkeitsbeschränkung auch ein ‚optimal angelegter Fußgängerüberweg‘, sei es als Zebrastreifen oder als Querungshilfe, in Anbetracht der konkreten Situation vorgesehen werden“.
Die Überlassung des Grundstücks Am Blumenfeld durch die Gemeinde Wörthsee für den Bau der Gemeinschaftsunterkunft sei zudem in der Annahme erfolgt, dass die Gemeinschaftsunterkunft auch verkehrstechnisch – wie in dem vom Landratsamt vorgesehenen Leitlinien für Gemeinschaftsunterkünfte festgehalten – angebunden wird und dabei die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewähr㈠leistet ist. Seitens der Gemeinde wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die sichere, verkehrstechnische Anbindung notwendig ist und noch aussteht.
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„Die Gemeinde wünscht sich dort auch Tempo 30, aber das Landratsamt sieht das anders“, sagte gestern Bürgermeisterin Muggenthal. Immerhin habe die Behörde vor etwa zwei Wochen Schilder installiert, die auf kreuzende Fußgänger hinweisen. Auch der Helferkreis war aktiv: Er stellte kleine Tannenbäume auf und Schilder mit „Achtung, Fußgänger queren“.