Bundestagswahl-Studie zeigt: Pläne von drei Parteien entlasten vor allem Gutverdiener
Einem Gutachten zufolge würden gutverdienende Privathaushalte vor allem von den Reformvorschlägen der AfD, FDP oder Union profitieren.
Berlin – Laut einem wissenschaftlichen Gutachten könnte für die finanzielle Zukunft vieler Familien entscheidend sein, wo sie ihr Kreuz am 23. Februar zur Bundestagswahl setzen. Denn während die AfD, CDU/CSU und FDP, mit ihren vorgeschlagenen Steuersenkungen vor allem Menschen mit höherem Einkommen helfen, würden die SPD, Grüne, Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) besonders untere und mittlere Einkommen entlasten.
„Deutliche Besserstellungen“: Gutverdiener würden von Wahlprogramm der FDP, AfD und Union profitieren
Ein Beispiel: Ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern bei einem Brutto-Einkommen von 180.000 Euro würde ein Plus von mehr als 19.200 Euro erzielen, sollte das AfD-Wahlprogramm umgesetzt werden. Das FDP-Wahlprogramm brächte ihnen knapp 12.000 Euro mehr ein, bei der Union wären es knapp 6.000 Euro.
Mit dem SPD-Programm hätte diese Familie demnach 2.200 Euro mehr zur Verfügung. Bei den Grünen wüchse das Einkommen um 100 Euro, beim BSW bliebe es unverändert. Nur das Programm der Linken würde das Einkommen um rund 800 Euro verringern, schreiben die Forscher.

Der Auswertung zufolge wäre ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen finanziell bessergestellt, wenn die Wahlprogramme von SPD, Grünen, Linken, BSW oder der Union nach der Bundestagswahl am 23. Februar jeweils umgesetzt würden. Bei einem Bruttoeinkommen von 40.000 Euro jährlich stünden dieser Familie gerundet jeweils 6.150 (Linke), 1.010 (BSW), 870 (Grüne), 860 (SPD) sowie 300 Euro (Union) mehr zur Verfügung. Die Programme von AfD und FDP haben laut den Forschern dagegen erst ab den etwas höheren Einkommen von 60.000 Euro „deutliche Besserstellungen“
Für Bundestagswahl analysiert: Forscher werten zentrale Reformvorschläge zu Steuern und Mindestlohn aus
Berücksichtigt wurden für die Analyse die Programme der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien sowie des BSW. Finanzielle Auswirkungen im Falle bestimmter Koalitionen haben die Forscher nicht betrachtet. Auch potenzielle ökonomische Folgewirkungen, etwa Job-Verluste durch eine Mindestlohnerhöhung, seien ausgeklammert worden, heißt es.
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Die Zahlen gehen aus Berechnungen des Mannheimer Leibniz-Instituts für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor, über die die Süddeutsche Zeitung als Kooperationspartner des Projekts zuerst berichtet hatte. Das ZEW-Forscherteam hat für die Analyse die Auswirkungen zentraler Reformvorschläge der Parteien zu Steuern, Mindestlohn und Sozialleistungen auf private Haushalte untersucht und sich dabei auf Daten des Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP) gestützt. (bg/dpa)