Für das vor sich hinbröckelnde „Zörnerhaus“ in der Penzberger Innenstadt gibt es eine neue Idee. Die Fraktion von „Penzberg Miteinander“ (PM) schlägt vor, die Fassade mit Graffiti, Fotos oder Malerei zu einem Kunstprojekt zu machen. Es ist nicht der erste Vorschlag für das Haus, das die Stadt Penzberg vor drei Jahren gekauft hat.
Penzberg – Die PM-Fraktion hat vorgeschlagen, die bröckelnde Fassade des „Zörnerhauses“ an der Bahnhofstraße für eine Übergangszeit zu einem Kunstprojekt zu machen. Die Wände auf der südwestlichen und nordwestlichen Seite, die beide von der Straße aus zu sehen sind, könnten, so der Vorschlag, temporär „für Fassadenmalerei, Graffiti oder großflächige Fotokunst von Schülern weiterführender Schulen in Penzberg unter professioneller Begleitung freigegeben“ werden. Einen entsprechenden Antrag hat die PM-Fraktion an die Stadt und den Stadtrat gestellt.
„Bedauerlichster Anblick mitten in der Stadt“
Den gegenwärtigen Anblick würden viele Mitbürger als Zumutung empfinden, argumentiert die PM-Fraktion. Sie selbst spricht vom „bedauerlichsten Anblick mitten in der Stadt“. Vernachlässigte Orte, warnt sie, können zu „Unorten“ werden und „gar zu Fehlverhalten einladen“. Außer Zweifel steht laut PM-Fraktion andererseits, dass der Stadt momentan das Geld für eine „eigene Entwicklung“ fehlt – sprich für einen Abriss und Neubau oder für eine Sanierung. Deshalb sei Kreativität gefragt, heißt es im Antrag. Mit einer „künstlerischen Fassadengestaltung könnte die Stadt „ihr welt-, kunst- und kulturoffenes Gesicht an prominenter Stelle“ zeigen. Damit hätte sie auch Zeit gewonnen, das Haus bewohnbar zu machen.
„Fassadenkunst“ mit Graffiti, Fotos und Wandmalerei
Die PM-Fraktion schlägt vor, dass sich weiterführende Schulen oder zum Beispiel Kulturvereine bis Ende Februar darum bewerben, ein solches Projekt zu betreuen. Ein möglicher Beginn könnte im September 2024 sein. Dem Stadtrat würde das Projektthema vorher vorgestellt. Nach der Realisierung, so die PM-Fraktion, dürfte das Haus zwölf Monate lang nicht abgerissen oder bei einem Umbau die Fassade nicht beeinträchtigt werden.
In vielen Städten eindrucksvolle Beispiele
In ihrem Antrag unterscheidet die Fraktion zwischen der von ihr vorgeschlagenen „Fassadenkunst“ und „wilden, illegalen Besprühungen oder Schmierereien“, die Sachbeschädigungen darstellen. Gemeint sind ihr zufolge auch nicht die traditionelle Lüftlmalereien, „die zu Penzberg nicht passen würden“. Die PM-Fraktion schreibt, dass es in vielen Städten eindrucksvolle Beispiele von zeitgenössischen Kunstprojekten an Fassaden gebe, „die den öffentlichen Raum lebendig machen, zum Nachdenken, Staunen und Diskutieren anregen“.
Wegen des Anblicks des alten Gebäudes an der Bahnhofstraße hatte es in der Vergangenheit bereits Vorschläge gegeben. Im vergangenen Frühjahr machte SPD-Stadtratsmitglied Hardi Lenk („Es schaut verheerend aus, das kann so nicht bleiben“) den Vorschlag, an der vorderen Fassade zur Bahnhofstraße hin ein schön gestaltetes Banner anzubringen, zum Beispiel mit den Worten „Wir freuen uns auf die Landesgartenschau“.
CSU hat „grüne Oase“ vorgeschlagen
Im vergangenen August beantragte die CSU-Fraktion, das „Zörnerhaus“ abzureißen und auf dem gesamten Grundstück „eine temporäre Grünfläche“ mit Sitzmöbeln, Liegen und Spielmöglichkeit zu schaffen, als „grüne Oase inmitten in der Innenstadt“. Über den Vorschlag von Hardi Lenk sowie über die Anträge der CSU- und der PM-Fraktion wurde im Stadtrat bisher noch nicht beraten.
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Die Stadt Penzberg hat das Gebäude an der Bahnhofstraße 30 schräg gegenüber der Christkönigskirche Ende 2020 gekauft. Früher befand sich dort die Metzgerei Zörner, deren Schriftzug an der Fassade noch heute zu sehen ist. Seither wurde diskutiert, was mit dem zweistöckigen, leer stehenden Haus passieren soll. Sehr früh ausgeschlossen wurde eine Nutzung als „Haus der Vereine“, Mehrgenerationenhaus oder Seniorentreff. Der „Kunstzeche“-Verein wollte zwischendurch das Gebäude für Ausstellungen und Kunstkurse zu nutzen. Seitens der Stadt tendierte man dagegen zu einem Verkauf. Im Finanzhaushalt 2023 war das Grundstück jedenfalls mit 2,5 Millionen Euro als „Einnahmequelle“ vorgesehen. Zu einem Verkauf kam es offenbar aber nicht, was womöglich am Stadtrat selbst lag. Die CSU-Fraktion hatte im vergangenen August in ihrem „Grüne Oase“-Antrag geschrieben: „Ein Verkauf der Liegenschaft kommt für uns als Fraktion nicht in Frage.“