Die Streichung kommt zur Unzeit für Weilheim: Dass der Landkreis ab 2025 nicht mehr für die Leitungsstelle des Jugendhauses „Come In“ zahlt, belastet den Stadtsäckel in ohnehin angespannter Lage zusätzlich. Und doch zeigen einige Stadtpolitiker Verständnis für den Schritt.
Weilheim – Der Landkreis Weilheim-Schongau steckt bekanntlich in heftigen Finanznöten – und streicht deshalb auch bei der Jugendarbeit: 350.000 Euro pro Jahr will er bei der Personalkostenerstattung für die Jugendzentren einsparen (wir berichteten). Auch der Stadt Weilheim wurde nach diesem Beschluss des Kreisausschusses mitgeteilt, dass die „freiwillige Personalkostenförderung“ fürs städtische Jugendzentrum „Come In“ zum nächstmöglichen Termin eingestellt werden solle. Zwei Wochen später gab es Konkretes: Die Förderung werde zum Jahresende 2024 gekündigt, schrieb das Landratsamt.
Landkreis war mal Personalträger des Jugendzentrums
„Zur Kenntnisnahme“ gab die Stadtverwaltung diese Information nun an den Hauptausschuss des Stadtrates weiter – und ordnete die Entscheidung ein. So sei bis 2009 Personal für das Jugendzentrum Weilheim „in Form von einer Vollzeitstelle über das Landratsamt eingestellt und beschäftigt“ worden, erläuterte Hauptamt-Mitarbeiter Stefan Popp: „In anderen Kommunen ist dies zum Teil immer noch so.“ Seit 2009 beschäftige die Stadt selbst das „Come In“-Personal. Der Landkreis beteilige sich mit einer Personalkostenförderung für die Leitungsstelle; was aktuell rund 65.000 bis 70.000 Euro im Jahr ausmacht.
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Diese Förderung fällt ab 2025 also weg. Die Stadtverwaltung „bedauert diesen Schritt sehr“, so Popp, „denn ein wichtiger finanzieller Baustein der dringend erforderlichen offenen Jugendarbeit in der Stadt Weilheim, die allen Jugendlichen zur Verfügung steht, bricht dann weg“. Er müsse von der Stadt, „die ihrerseits finanziell nicht auf Rosen gebettet ist“, kompensiert werden.
Grünen-Vertreter haben Verständnis für die Streichung
„Das geht gar nicht“ – das sei seine erste Reaktion auf die Streichung gewesen, sagte in der Ausschuss-Sitzung am Mittwoch Alfred Honisch (Grüne), der Jugendreferent des Stadtrates. Doch nach näherer Betrachtung müsse man einsehen, dass dieser Beitrag des Landkreises „nur als Anschubfinanzierung zum Aufbau der offenen Jugendarbeit seit den 1980er Jahren gedacht war“. Angesichts der Finanzlage des Kreises sei die Streichung der Förderung „nachvollziehbar“, betonte der Grünen-Vertreter, der selbst dem Kreistag angehört. Der Landkreis habe andere Aufgaben in der Jugendarbeit, das Jugendzentrum sei hingegen „Pflichtaufgabe der Kommune“. Honisch weiter: „Der Rest ist in den Haushaltsberatungen zu entscheiden.“
Karl-Heinz Grehl, der ebenfalls für die Grünen in Stadtrat und Kreistag sitzt, pflichtete seinem Parteifreund bei: Der Landkreis zähle nun mal 34 Gemeinden, und die nun gestrichene Förderung sei „letztlich ein Zuckerl für die Großen“ gewesen. Da widersprach Stefan Popp jedoch: Weil die Jugendzentren in den großen Orten auch Jugendliche aus den Dörfern rundherum anziehen, sei es „schon korrekt, dass der Landkreis ein Stück weit mitzahlt“. Und auch für die Kommune sei ein Jugendzentrum „keine Pflichtaufgabe“.
CSU-Vertreterin: „Da werden sehr viele Jugendliche aufgefangen“
So sah es auch Marion Lunz-Schmieder (CSU), die Stadtratsreferentin für Soziales und Familien. Auch weil Jugendzentren über den Ort hinausstrahlen, habe der Landkreis sie mitfinanziert. Nun aber sei die Stadt vor die Frage gestellt: „Können wir uns diese wichtige Arbeit weiter leisten?“ Wobei man da im Grunde keine Wahl hat, wie Lunz-Schmieders nächster Satz zeigte: „Diese Arbeit ist sehr, sehr wichtig. Da werden sehr viele Jugendliche aufgefangen.“