Frauenpower in der Werkstatt – Beim Schreinerkurs entstehen einzigartige Möbel
Im Schreinerkurs bauen sich die Teilnehmerinnen ihre Traummöbel. Unter fachkundiger Anleitung entstehen Schränke, Regale und Garderoben aus Holz.
Königsdorf – In der Schreinerwerkstatt der Jugendsiedlung Hochland herrscht an einem Montagmorgen eine geschäftige Stille. Fasziniert blättern sechs Frauen durch die vielen dicken und dünnen Bücher und Ordner, die auf der Werkbank liegen. Sie nehmen an einem Schreiner-Grundkurs für Frauen teil. Im ersten Schritt schauen sie sich dazu Fotos verschiedener geschreinerter Werkstücke an, staunen über Holztische und Schränkchen früherer Kursteilnehmerinnen.
An zehn Vormittagen lernen die Frauen von Schreinerin Elke Waldherr-Stenuf die Grundlagen des Handwerks. Sie bauen sich ein eigenes, selbst entworfenes Werkstück. Dabei lernen die Teilnehmerinnen den Umgang mit den richtigen Werkzeugen und Maschinen. Genau wie ihre fünf Mitstreiterinnen hat sich auch Isabella zum Kurs angemeldet. „Ich habe gedacht, wir basteln ein bisschen mit Holz. Aber wenn ich mir die Sachen so ansehe, wird's mir ganz angst und bange, verrät sie und lacht.
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Teilnehmerin wollte immer Schreinerin werden
Neben ihr sitzt Veronika, für die mit dem Kurs einen lang ersehnter Wunsch in Erfüllung geht: „Nach der Schule wollte ich eine Schreinerlehre machen. Aber damals hieß es nur: Das geht nicht – du bist ein Mädel.“ Frauen in dem Beruf waren damals sehr ungewöhnlich. Die Betriebe des nach wie vor von Männern dominierten Handwerks seien damals nicht auf weibliche Fachkräfte ausgelegt gewesen. „Aber jetzt bin ich da“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu.
Ich möchte mir einfach gern selber helfen können.
Der Spaß und das Interesse selbst Hand anzulegen, verbindet die Teilnehmerinnen im Alter von 26 bis 63 Jahren. „Ich möchte mir einfach gern selber helfen können“, begründet Marlies ihre Teilnahme am Kurs und erhält zustimmendes Nicken der anderen. Besonders schön findet hingegen Lia, dass es im Kurs keine Männer gibt: „Ich kann so viel besser in Ruhe arbeiten.“ Nicht nur ihr geht es so. Die Männer hätten oftmals keine Geduld und würden die Dinge lieber selbst erledigen, anstatt die Frauen machen zu lassen, erzählt sie weiter.
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Grundlage ist eine maßstabsgetreue Zeichnung
Am ersten Kurstag bleibt die Säge noch im Werkzeugkoffer, stattdessen greifen die Frauen zu Stift und Lineal. Zur Grundlage des Möbelbaus gehört das Anfertigen einer maßstabsgetreuen Zeichnung. Denn Waldherr-Stenuf weiß: „Wenn man sein Werkstück schon im Kopf hat, ist es viel leichter zu bauen.“ Schon seit 20 Jahren bietet Waldherr-Stenuf Schreinerkurse für Frauen an. „Es ist so toll, was da herauskommt und wie es den Frauen Spaß macht“, erzählt sie.
Während die Teilnehmerinnen ihre Ideen zu Blatt bringen, tauchen immer wieder neue Fragen und Überlegungen auf. „Vielleicht muss mein Schränkchen doch ein bisschen höher werden?“, überlegt Marlies laut, und Veronika fragt die Expertin um Rat bei der Anzahl der Zinken.
Schreinerin schwärmt über vielfältige Holzarten
Beim Blick auf die vielfältigen Holzarten gerät die Schreinerin ins Schwärmen: „Es gibt wirklich tolle Hölzer. Man kann sie kombinieren und mit der Optik spielen.“ Mahagoni schimmere ganz toll, Fichte habe eine schöne Maserung und Buche sei sehr homogen.
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Einen Ausblick auf die nächsten neun Termine gab die Kursleiterin den Teilnehmerinnen vorab: Sie werden noch viel über die Verarbeitung von Holz lernen, wie etwa verschiedene Verbindungsarten, den sicheren Umgang mit Handwerkzeug und Maschinen. Nach zehn erfolgreichen Kursterminen können die sechs Frauen im Anschluss ihre Badschränkchen, Regale, stummen Diener, Garderoben, Organizer und Blumenkästen mit nach Hause nehmen.