„Es tut mir so gut“: Mit der Volkshochschule tibetanisches Heilyoga lernen
Die Volkshochschulen (VHS) bieten Kurse in vielen Lebensbereichen. Dabei treffen spannende Geschichten auf interessante Menschen. In einer neuen Serie blickt die Heimatzeitung hinter die Kulissen der Volkshochschulen und begegnet den Menschen, die sie ausmachen.
Einatmen. Ausatmen. Vielmehr ist an diesem Morgen im Übungsraum der Volkshochschule Penzberg nicht zu hören. Eine Gruppe Frauen sitzt auf Matten auf dem Boden. Ihre Körper führen sanfte, langsame und konzentrierte Bewegungen in verschiedene Richtungen aus. Jede scheint ganz bei sich und ihrem Körper. Eine Yoga-Einheit? Ja, aber eine Form des Yoga, die in der westlichen Welt noch längst nicht so bekannt ist, wie andere Stile. Was Gabriele Fiedler bei der VHS lehrt, ist Lu Jong – tibetisches Heilyoga, bei dem durch einen bestimmten Atemrhythmus und durch eine achtsame Geisteshaltung physische, energetische und mentale Blockaden gelöst werden sollen, so dass Körper und Geist gesund erhalten werden oder Heilungsprozesse angestoßen werden.
Wie die ausgebildete Lu-Jong-Lehrerin erläutert, stammt diese Form des Yoga aus dem tibetischen Buddhismus und ist eng mit der tibetischen Medizin verbunden. Anders als andere Yoga-Stile beinhalte diese Bewegungslehre besonders fließende Übungen.
Nachdem sich die Teilnehmerinnen zunächst mittels Selbstmassage etwas gelockert haben, beginnt Fiedler mit der Fünf-Elemente-Übung – der Basisübungen, mit denen man im Lu Jong beginnt. Wie Fiedler erläutert, sollen diese Übungen die fünf Elemente im Körper reinigen und ins Gleichgewicht bringen. „Lu Jong ist Meditation in Bewegung“, erklärt sie. Gleichzeitig sollen die Basisübungen auf die aufbauenden, im Anschluss folgenden Übungen für die Beweglichkeit, die Vitalorgane und gegen die häufigsten Beschwerden vorbereiten.
„Es geht mehr ins Innere“
Eine, die sich zu den sanften Anweisungen der Lehrerin dreht und streckt, ist Karin Procher (58). Seit 30 Jahren mache sie Yoga, aber erst kürzlich habe sie Lu Jong für sich entdeckt und sei begeistert „Es ist einfach anders. Es geht mehr ins Innere“, findet die Iffeldorferin.
Unweit von ihr sitzt Antje Dührkop auf einem Stuhl. Aus gesundheitlichen Gründen kann die Penzbergerin nicht auf einer Matte sitzend üben. Macht aber nichts, betont Fiedler. Lu Jong sei für jeden geeignet. „Die Übungen sind sehr einfach und können auf körperliche Beschwerden angepasst werden.“ Vor allem ältere Menschen seien von dieser Yoga-Form deshalb oft begeistert, weil Lu Jong es ihnen ermögliche trotz Einschränkungen etwas für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu tun.
Aber Lu Jong will nicht nur den Körper beweglich erhalten und Blockaden lösen. „Es wirkt auch auf die Gedanken und Emotionen“, so Fiedler. Ziel sei es, durch das Üben auch geistige Blockaden zu lösen; also etwa negative Gedankenspiralen zu durchbrechen, Angst oder Wut abzubauen und so den Geist wieder ruhig und klar zu bekommen. Denn ein klarer Geist tut der Seele gut. Und wenn es der Seele gut geht, hilft das auch dem Körper. Andersherum gelte das genauso: „Im Körper lebt der Geist. Er leidet, wenn der Körper leidet.“

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Die 65-jährige Antje Dührkop ist fest überzeugt von der Heilkraft des Lu Jong. Sie erfahre sie sprichwörtlich am eigenen Leib. „Es tut mir so gut.“ Die vielen sanften Dehnübungen helfen ihr, wie sie sagt, trotz zunehmenden Alters beweglich zu bleiben, weil Verklebungen der Faszien und Verkürzungen der Muskulatur gelöst würden. „Man muss halt nur dabeibleiben“, betont sie lachend.
Das kann Fiedler nur bekräftigen, denn: „Ich habe nur diesen einen Körper.“ Um gesund zu bleiben oder zu werden, müsse man ihn achtsam behandeln – auch beim Lu Jong, weshalb man nie bis an den Schmerz oder gar darüber hinaus gehen dürfe.
Was Fiedler am Lu Jong so fasziniert, sei unter anderem, dass die Übungen schnell zu lernen seien, weshalb jeder auch zu Hause etwas für sich tun könne. Nicht nur, um beweglich zu bleiben oder Schmerzen zu mindern. Auch deshalb, um mit sanfter körperlicher Bewegung den Geist zur Ruhe bringen – eine Fähigkeit, die ihrer Ansicht nach in der heutigen hektischen Zeit, in der viele Krisen die Menschen ängstigten, immer wichtiger werde.
Lu Jong erlernen: Wer Lu Jong ausprobieren möchte, kann das am Samstag, 8. Juni, von 9 bis 12 Uhr bei einem VHS-Basisworkshop für Anfänger tun. Informationen zu diesem Kurs sowie zu anderen Lu-Jong-Angeboten findet man im Internet unter www.lujong-im-oberland.de.