Genauer als PSA-Wert: Wie ein schneller Urintest Prostatakrebs erkennt
Jedes Jahr erkranken gemäß dem Zentrum für Krebsregisterdaten rund 75.000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs. Damit ist er die häufigste Krebsart bei Männern hierzulande.
Aufschluss über eine mögliche Prostatakrebserkrankung kann der PSA-Wert geben. Dabei handelt es sich um ein prostataspezifisches Antigen (PSA) – ein Eiweiß, das die Prostata zur Verflüssigung des Samens herstellt und das gelegentlich im Blut nachweisbar ist.
Doch auch Prostatakrebszellen sondern PSA ab, und das in wesentlich größeren Mengen. Folglich kann ein hoher PSA-Wert auf Prostatakrebs hinweisen – muss er aber nicht, da eventuell andere Ursachen dahinterstecken.
Wissenschaftler aus Schweden, dem Vereinigten Königreich und China haben deswegen nach Biomarkern geforscht, die noch aussagekräftiger sind. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt in der Fachzeitschrift „Cancer Research“.
Internationales Forscherteam findet neue Biomarker für Prostatakrebs
Hierfür untersuchten die Forscher des Karolinska Institutet, Imperial College London und des Xiyuan Krankenhauses Gewebeproben von Prostatakrebs-Patienten, die in der Datenbank HEST-1K hinterlegt waren.
In dem Zuge analysierten sie die mRNA-Aktivität der menschlichen Gene in den Tumorzellen, um herauszufinden, wo sich die Krebszellen befinden und wie weit der Krebs in den Zellen fortgeschritten ist.
Diese Erkenntnisse halfen den Wissenschaftler dabei, digitale Prostatakrebs-Modelle zu konstruieren.
Anschließend scannte eine Künstliche Intelligenz (KI) die Prostatakrebs-Modelle, um Proteine zu finden, die als Biomarker taugen können. Jene Biomarker wurden dann in Blut- und Urinproben sowie Prostatagewebe von fast 2000 Patienten analysiert.
Urintest zur Früherkennung von Prostata-Tumoren?
Dabei identifizierten die Wissenschaftler eine Reihe von Biomarkern im Urin, die auf das Vorhandensein und den Schweregrad des Prostatakrebs hinwiesen – und zwar mit großer Genauigkeit. Nach Berechnungen der Forscher übertreffen diese Biomarker sogar den PSA-Wert in puncto Aussagekraft.
„Das Messen von Biomarkern im Urin bringt viele Vorteile mit sich“, erklärte Studienleiter Mikael Benson vom Institut für Klinische Wissenschaft, Intervention und Technologie des Karolinska Institutets. „Es ist nicht-invasiv sowie schmerzlos und möglicherweise zu Hause durchführbar. Die Urinprobe kann dann durch Routinemethoden in klinischen Laboren ausgewertet werden.“
„Biomarker, die neuer und präziser als PSA sind, können zu einer besseren Prognose führen“
Um diese Biomarker weiter zu erforschen, stehen im nächsten Schritt umfangreiche klinische Versuche an. Einen davon diskutieren die Forscher aktuell mit Rakes Heer vom Imperial College London, dem Zweitautor der Studie und Leiter von Transform – der nationalen Prostatakrebs-Studie des Vereinigten Königreichs, die eine Plattform für die beschleunigte Prüfung der vielversprechenden Biomarker bietet.
„Biomarker, die neuer und präziser als PSA sind, können zu einer früheren Diagnose und besseren Prognose für Männer mit Prostatakrebs führen“, sagt Benson. „Außerdem kann so die Zahl der unnötigen Prostata-Biopsien bei gesunden Männern reduziert werden.“
Wie Sie Prostatakrebs vorbeugen können
Einige Risikofaktoren für Prostatakrebs lassen sich durch bestimmte Maßnahmen beeinflussen.
Dazu zählen
- täglich bewegen
- auf gesundes Gewicht achten
- ausgewogen ernähren
- prostatafreundliche Lebensmittel konsumieren
- auf Alkohol verzichten