Auf Kongress vorgestellt: Forscher entdecken neuen Diabetes-Typ - wer davon betroffen ist

Der Internationale Diabetesverband (IDF) hat auf dem Welt-Diabetes-Kongress in Bangkok einen neuen Diabetes-Typ vorgestellt. Bei der Zuckerkrankheit handelt es sich um Diabetes Typ 5. Was hat es damit auf sich?

Anders als Typ-1-Diabetes ist diese Diabetes-Art keine Autoimmunerkrankung. Auch sind im Unterschied zu Typ-2-Diabetes weder die erbliche Veranlagung noch ein ungesunder Lebensstil ursächlich. 

Typ-5-Diabetes: Wer betroffen ist und was die Krankheit kennzeichnet

Vielmehr löst ein anderer Faktor diese Art der Zuckerkrankheit aus: chronische Unterernährung in Kindheit und Jugendzeit mit dauerhaft niedrigem Body-Mass-Index (unter 19). Offenbar sorgt die Mangelernährung dafür, dass sich die Bauchspeicheldrüse nicht richtig entwickelt und deswegen zu wenig Insulin produziert. 

Dieser Diabetes-Typ zeichnet sich durch eine erhöhte Insulindefizienz sowie eine schlechte metabolische Kontrolle aus. Der Insulinbedarf ist hoch, ebenso das Risiko für Krankheitskomplikationen. Insulinresistent sind die Betroffenen allerdings nicht.

Häufig entwickelt sich diese Krankheit vor dem 30. Lebensjahr. Männer leiden wesentlich öfter als Frauen daran; sie machen rund 85 Prozent der weltweit 20 bis 25 Millionen Betroffenen aus. Die meisten von ihnen stammen aus ärmeren Ländern in Asien und Afrika.

Insulin half Patienten mit Typ-5-Diabetes nicht

Meredith Hawkins, Endokrinologin und gründende Direktorin des Global Diabetes Institute am Albert Einstein College of Medicine in New York, die mit weiteren Forschern des IDF in einer Arbeitsgruppe diagnostische Kriterien und therapeutische Richtlinien für Typ-5-Diabetes erstellt, berichtet von ihren ersten Begegnungen Betroffenen folgendermaßen: 

„Die Patienten waren jung und dünn, was vermuten ließ, dass sie Typ-1-Diabetes hatten, der mit Insulinspritzen behandelt wird, um die Blutzuckerspiegel zu regulieren. Aber Insulin half diesen Patienten nicht und in einigen Fällen verursachte es gefährlich niedrigen Blutzucker.“ Außerdem hätten die Patienten keinen Diabetes Typ 2 gehabt. „Es war sehr verwirrend.“

Diabetes-Typ schon seit über 70 Jahren bekannt

Obwohl Diabetes-Typ-5 schon seit über 70 Jahren bekannt ist, spielte er in der weltweiten Diskussion um öffentliche Gesundheit bislang keine Rolle, sagen die IDF-Forscher. Anfangs wurde er noch fälschlicherweise als Typ-1- oder Typ-2-Diabetes eingestuft. 

Damals gingen die Wissenschaftler noch davon aus, dass sich dieser Typ wegen einer Insulinresistenz entwickelt hatte. Neuere Forschung zeigt jedoch, dass Typ-5-Patienten ein klar abzugrenzendes Stoffwechselprofil haben.

Behandlung mit Oralia, Expertin rät zu proteinreicher Ernährung

Behandelt wird diese Form von Diabetes mit Medikamenten, die über den Mund eingenommen werden – sogenannten Oralia. Damit lässt sich der Stoffwechsel besser kontrollieren als mit Insulinspritzen. Außerdem sind diese Medikamente kostengünstiger. 

Um besser mit der Krankheit umzugehen, empfiehlt Hawkins den Betroffenen, höhere Mengen an Proteinen und weniger Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Gleichzeitig sollten sie auf Mikronährstoffe achten. „Aber das muss noch sorgfältig untersucht werden.“

"Hier geht es um Gerechtigkeit"

IDF-Präsident Peter Schwarz sprach angesichts der Kategorisierung von Typ-5-Diabetes derweil von einer „historischen Veränderung“ im weltweiten Umgang mit Diabetes. „Diese Krankheit wurde viel zu lange verkannt, wodurch Millionen von Menschen betroffen waren und ihnen der Zugang zu einer angemessenen Versorgung verwehrt wurde“, sagte er. 

Mit Gründung der Arbeitsgruppe unternehme der IDF wichtige Schritte, um das zu ändern. „Hier geht es um Gerechtigkeit, Wissenschaft und die Rettung von Leben.“