Es brodelt in den USA und das könnte Trump gefährlich werden

Steigt sie oder steigt sie nicht? Aufmerksam beobachten Ökonomen und Investoren die Entwicklung der Inflation in den USA. Sie suchen nach Anzeichen, ob die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump zu steigenden Preisen führt. Bisher scheinen die Folgen überschaubar. Zwar stieg die Inflation im Juni erneut leicht an, allerdings in überschaubarem Rahmen. Vor allem, wenn man die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel herausrechnet, sieht die Entwicklung wenig dramatisch aus: Die Kernrate stieg im Vorjahresvergleich gerade mal von 2,8 auf 2,9 Prozent.

Schaut man jedoch tiefer in die Zahlen, zeigt sich ein beunruhigender Trend. Auch wenn es bisher keinen dramatischen Sprung gegeben hat: Die Juni-Inflation war der dritte Anstieg in Folge. 

Über den Autoren

Clemens Schömann-Finck ist Finanz-Experte und steht hinter dem Youtube-Kanal "René will Rendite". Bei FOCUS online beleuchtet er aktuelle Themen rund um Börse und Geldanlage. Abonnieren Sie hier seinen Newsletter für mehr Finanz-Infos.

Auch andere Anzeichen deuten darauf hin, dass etwas in Bewegung ist. Die US-Notenbank Fed schaut auf spezielle Daten zur Teuerung, um den unterliegenden Trend besser zu erkennen. Zu diesen Kennzahlen gehören zum Beispiel Trimmed Mean Inflation, Sticky Inflation oder Supercore Inflation. Hier werden besondere Preisausreißer herausgerechnet oder bestimmte Segmente nicht berücksichtigt, um ein klareres Bild zu erkennen. Alle diese Kennzahlen haben inzwischen nach oben gedreht. Mehr noch: Sie liegen so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr (die Trimmed Mean Inflation einmal ausgenommen). Das alles weckt Erinnerungen an die 70er-Jahre, als nach der ersten Inflationswelle eine zweite, noch heftigere kam. 

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Die Inflation bewegt sich in den USA immer noch auf einem erhöhten Niveau Bloomberg

Inwieweit die Zölle die Ursache für diese Entwicklung sind, lässt sich aus den Daten noch nicht klar ablesen. Eine alternative Erklärung ist, dass sich die Inflation hartnäckiger hält als gedacht und anders als vielfach behauptet eben noch nicht besiegt ist. Allerdings: Fangen nun wie befürchtet verstärkt die Unternehmen an, ihre Preise zu erhöhen, um die gestiegenen Kosten weiterzugeben, würde sich der ungünstigen Inflationstrend noch verschärfen. 

Inflation als Wahlkampf-Thema

Auch das Weiße Haus dürfte die Inflationszahlen aufmerksam verfolgen. Schließlich nutze Trump im Wahlkampf die damals stark gestiegenen Preise immer wieder für Attacken gegen Joe Biden. Zwar konnte der Demokrat nur bedingt etwas für die Entwicklung, die viel mit der Corona-Pandemie, einem zu späten Handeln der US-Notenbank Fed und dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu tun hatte. Aber das hinderte Trump nicht, Biden die Schuld zu geben. 

Kann Trump bei den Preisen nicht liefern, droht er erneut seine Wähler zu enttäuschen, Es wäre eine weitere Ankündigung aus dem Wahlkampf wie zum Beispiel die versprochene zeitige Beendigung des Russland-Ukraine-Krieges oder die Veröffentlichung der Epstein-Akten, die er nicht einlösen kann. 

Attacken gegen die Fed

Verschärft wird die Lage durch Trumps Machtkampf mit Fed-Chef Jay Powell. Trump will unbedingt, dass die Fed die Zinsen senkt. Powell weigert sich bisher wegen der angespannten Lage bei der Inflation. Massive Senkungen, wie sie sich Trump wünscht, könnten das Preisproblem daher noch vergrößern. Das sind keine guten Vorzeichen für die Zwischenwahlen im kommenden Jahr. Fürchten die republikanischen Senatoren und Abgeordneten um ihre Wiederwahl, werden sie Trumps Kurs nicht mehr länger stillschweigend mittragen. Es droht, dass die Republikaner die Mehrheit in zumindest einer der Kammern verlieren.

Vor allem die Entwicklung der Kaffeepreise werden die Republikaner im Auge behalten müssen. Im Wahlkampf wurden die hohen Eierpreise zum Symbol des angeblichen Versagens der Biden-Regierung. Der Anstieg lag zwar an der Vogelgrippe und nicht an Biden, das machte aber keinen Unterschied. Kaum im Amt, ließ Trump Anfragen an Eier-Produzenten im Ausland verschicken, ob sie mehr exportieren könnten. So wichtig war es ihm, dass es hier Erfolgsmeldungen gibt und er sinkende Preise verkünden kann.

Wird der Kaffeepreis zum Aufreger?

Die Tasse Kaffee oder der Coffee to go haben nun das Potenzial, die Eier als Aufreger zu ersetzen. Kaffee ist auch Teil des Alltags und hier zeigte sich zuletzt entgegen dem Trend bei Getränken ein deutlicher Preisanstieg.

Kaffepreis
Der Preis für Kaffee stieg zuletzt deutlich stärker Bloomberg

Die Kaffeepreise in den USA dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen, wenn Trump nicht doch noch die angekündigten Zölle von 50 Prozent auf brasilianische Güter aussetzt, denn Brasilien ist einer der wichtigsten Lieferanten für Arabica-Kaffee. Kaum vorstellbar, dass ein anderes Land in so kurzer Zeit diesen Platz einnahmen kann, zumal auch Importe aus Vietnam, einem weiteren wichtigen Kaffeeproduzenten, mit Zöllen in Höhe von 20 Prozent belegt wurden. Schlagzeilen sind vorprogrammiert, wenn sich nach den Eiern die Amerikaner nun ihren Kaffee angeblich nicht mehr leisten können.

Teure Schulden

Die Inflationssorgen haben nicht nur unmittelbare Folgen für Preise, weswegen Trump hier aufpassen muss. Auch die Anleihe-Investoren beobachten die Lage aufmerksam. Sie verlangen immer höhere Renditen, vor allem bei Staatsanleihen im Langfristbereich. Die Renditen für 30-jährige Treasuries sind inzwischen auf über fünf Prozent geklettert. Neue Schulden werden damit für die USA teurer, aber auch Immobilienkäufer bekommen den Anstieg zu spüren. Die Zinsen für eine längerfristige Baufinanzierung bewegen sich zwischen sechs und acht Prozent, je nach Laufzeit. Der Traum vom Eigenheim wird damit für viele Amerikaner schwieriger zu erfüllen. Auch das kann für Trump gefährlich werden.

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