„Große Gnade, dass ich hier bleiben darf“: Eglings neuer Pfarrer Pater Bimo im Interview

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Neuer Arbeitsplatz: Pater Bimo ist seit Juli offiziell der neue Seelsorger in der Großgemeinde Egling. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Seit Juli ist Pater Bimo Eglings neuer Pfarrer. Im Interview erzählt der 45-Jährige, warum sich Bayern und seine Heimat Indonesien gar nicht unähnlich sind - und er verrät seine erste provokante Aktion.

Egling - Seit Juli blickt er offiziell als Eglings neuer Seelsorger von der Kanzel: Bimo Ari Wibowo, kurz: Pater Bimo. Im Gespräch mit Redakteurin Franziska Konrad erzählt der 45-Jährige, warum sich Oberbayern und seine Heimat Indonesien gar nicht so unähnlich sind, welche große Aufgaben ihm in der Großgemeinde bevorstehen – und er verrät seine erste provokante Aktion in seiner neuen-alten Wirkungsstätte Egling.

Pater Bimo, jetzt sind Sie offiziell der neue Pfarrer in Egling. Als Nachfolger von Manfred Wurzer treten Sie nicht nur in große Fußstapfen – sondern auch Ihre erste Leitungspostion in Deutschland an. Nervös?

Nein. Ich glaube, Egling ist ein guter Ort, um als Pfarrer etwas weiterzubringen. Außerdem fange ich in der Gemeinde ja nicht komplett bei Null an. Inzwischen kenne ich die Leute und den Pfarrverband schon ein bisschen.

Ich glaube, Egling ist ein guter Ort, um als Pfarrer etwas weiterzubringen.

Stimmt. Im Januar kamen Sie zunächst für ein halbes Jahr als kommissarischer Leiter in die Großgemeinde. Wie hoch waren die Chancen, dass Sie bleiben?

Mein Wunsch war groß, dass ich bleiben darf. Ich habe mein Bestes gegeben – aber ich wusste nicht genau, wie es nach dem halben Jahr weitergeht. Dass das nun geklappt hat und ich weiter in Egling bleiben darf, sehe ich als große Gnade.

Davor arbeiteten Sie in Dietramszell als Pfarrvikar. Gibt es etwas, dass Sie vermissen werden?

Meine Bekannten in Dietramszell. Einige Jahre haben wir gut gemeinsam verbracht, es gab zahlreiche schöne Begegnung㈠en und Gespräche mit den Gemeindemitgliedern. Jetzt habe ich ein anderes Publikum. Doch die Eglinger haben in Diet㈠ramszell viel Verwandtschaft. Bei meinen Gottesdiensten blicke ich daher oft in alte, bekannte Gesichter. Ich bin ja nicht aus der Welt, sondern nur eine Ortschaft weitergezogen.

Wie waren im Gegenzug Ihre ersten Eindrücke als Seelsorger in Egling?

Manches kam für mich etwas überraschend. Es ist ja meine erste feste Stelle als Pfarrer in Deutschland. Einiges läuft dort anders als in meiner Heimat Indonesien. In Egling warteten zu Beginn direkt ein paar neue Aufgaben auf mich: Etwa die ganze Verwaltungsarbeit oder Personalfragen zum Thanninger Pfarrkindergarten. Bisher war ich in erster Linie als Pfarrer in Gottesdiensten und als Seelsorger im Einsatz. Jetzt habe ich ein breiteres Einsatzgebiet, mit vielen Herausforderungen. Aber ich bin voller Hoffnung, dass mir das gelingt. (lächelt)

Bei der Predigt zu Ihrer Amtseinführung sagten Sie, dass Sie keine Wunder vollbringen können. Welche realistischen Ziele haben Sie sich für Egling gesetzt?

In unserem Pfarrverband sind einige Baumaßnahmen fällig. Leider gibt das vorhandene Geld nicht allzu viel her. Daher müssen wir Stück für Stück eins nach dem anderen erledigen. Unser Kirchturm in Thanning braucht zum Beispiel eine Renovierung, der in Deining genauso. Und die Kirche in Siegertshofen hat einen großen Riss, es herrscht Einsturzgefahr. Deshalb ist das Gebäude zurzeit gesperrt. Das macht mich traurig, denn die Kirche ist nicht nur Treffpunkt für die Großgemeinde, sondern genauso für Ascholding und Diet㈠ramszell.

Stichwort Großgemeinde: Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag in Egling erinnern?

(bekommt einen kleinen Lachanfall) Ja, das war sogar etwas provokativ. Nach meiner Vorstellung im Gottesdienst am 1. Januar fuhr ich zum Pfarrhaus und sah, dass um das Haus herum sehr viel Laub lag. Mich hat das gestört. Da habe ich meinen Laubbläser geholt und erst einmal das ganze Gelände sauber gemacht. Das war recht laut. Aber so haben die Leute gleich gemerkt: Jetzt ist jemand Neues im Pfarramt eingezogen.

Ursprünglich stammen Sie aus Indonesien. Wie sind Sie überhaupt in Oberbayern gelandet?

Ich gehöre dem Orden der Missionare der Heiligen Familie an. Im Rahmen eines Zusammenwirkens der Ordensprovinzen kam ich am 12. Februar 2012 von Java nach Mainz. Danach lernte ich ein Jahr lang intensiv Deutsch beim Steyler-Missionar in Sankt Augustin bei Bonn. Nach dem Sprachkurs bekam ich eine Stelle als Pfarrvikar zuerst in Obermenzing, danach in Giesing. Ab 2016 war ich in Dietramszell im Einsatz.

Erlebten Sie am Anfang einen Kulturschock?

Eigentlich nicht. Obwohl die asiatische Kultur anders ist als die europäische, haben wir Indonesier viele ähnliche Denkweisen wie die Deutschen. Etwa darin, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Dieser freundliche Umgang mit den Nachbarn, man grüßt sich, passt aufeinander auf – in Deutschland habe ich das zum ersten Mal in Dietramszell erlebt. Ich kam an und dachte mir: Hach, das ist ja fast wie dahoam. (lacht)

Die Eglinger müssen mich nicht Herr Pater Bimo nennen. Wenn sie sagen: „Du, Bimo, gehen wir was trinken oder spazieren?“ – reicht das vollkommen.

Und was sind die größten Unterschiede?

Der Umgang mit älteren Personen oder in höheren Positionen. In meiner Kultur ist es verboten, solche Menschen zu duzen. Am Anfang war es für mich ein großer Kampf, das umzustellen. Inzwischen bin ich daran gewöhnt und froh, wenn ich in der Gemeinde geduzt werde. Diese Nähe zu den Menschen gefällt mir. Die Eglinger müssen mich nicht Herr Pater Bimo nennen. Wenn sie sagen: „Du Bimo, gehen wir was trinken oder spazieren?“ – reicht das vollkommen. (grinst)

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Sehen Sie sich inzwischen als Bayer – oder als Indonesier?

(lacht herzhaft) Bevor ich hierher kam, traf ich in Indonesien einmal einen holländischen Missionar, der schon lange in Asien lebte. Er sagte zu mir: „Wenn du im Ausland lebst, du bist nicht mehr derselbe wie in deiner Heimat. Aber du kannst auch nicht 100-prozentig wie die Menschen in deiner neuen Heimat sein.“ Daher kann ich sagen: Ich bin nicht mehr zu 100 Prozent Indonesier, aber auch nicht ganz Bayer. So halb-halb vielleicht.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit am liebsten, wenn Sie nicht als Pfarrer im Einsatz sind?

Ich fahre gerne Radl, gehe zum Wandern – und einmal im Monat fahre ich nach München zum Einkaufen.

Abschlussfrage: Verraten Sie mir Ihr bayerisches Lieblingswort?

(grinst und überlegt kurz) Mein Lieblingsspruch ist: Hier bin i dahoam. kof

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