„Eine Sauerei“: Großer Glasfaser-Frust in Moosburg – Bürgermeister erwartet noch weitere Probleme

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Beim Glasfaserausbau ist aus Sicht der Stadt-Verantwortlichen und vielen Bewohnern einiges schief gelaufen. © Forster

Moosburgs Ortsteile bleiben bei der Glasfaserversorgung weiter auf der Strecke. Derweil befürchtet der Bürgermeister künftige Probleme durch bereits verlegte Kabel.

Moosburg – Fernsehen und Streaming, Videokonferenzen, Online-Gaming oder einfach flott im Netz surfen: Der Alltag von Haushalten und Firmen ist voller Situationen, die stabiles und schnelles Internet erfordern. Vor allem, wenn mehrere Dienste oder Geräte gleichzeitig genutzt werden. Und so steigt die Nachfrage nach Breitbandinternet via Glasfaserkabel stetig an.

Vor allem Bewohner des ländlichen Bereichs haben beim Glasfaserausbau aber nach wie vor das Nachsehen: Je weniger Anschlüsse mit einer Baumaßnahme erreicht werden, desto unrentabler für Netzbetreiber. Auch im Moosburger Stadtgebiet herrscht nach wie vor das Problem, dass äußere Ortsteile unterversorgt sind. Anlieger etwa in Thonstetten, Aich oder Pfrombach hatten deshalb große Hoffnungen in den Kooperationsvertrag, den die Stadt 2022 mit der Firma Deutsche GigaNetz geschlossen hatte. Die versprach, ab einer bestimmten Vorvermarktungsquote im ganzen Stadtgebiet Glasfaser zu verlegen, also nicht nur im Kern.

Mit Haustürbesuchen in „Drückerkolonnen-Manier“ Bürger überrumpelt

Doch dann preschte die Telekom vor und schloss hastig Verträge mit Bewohnern des Hauptorts ab. Es war die Zeit, in der es immer wieder Meldungen über Haustür-Besuche gab, bei denen Moosburger sich von unseriösem Vertriebspersonal in „Drückerkolonnen-Manier“ überrumpelt fühlten. Manche Betroffene sprachen von „aggressivem Auftreten“ und Drohungen – etwa, dass einem der Anschluss gesperrt werde, falls man nicht unterschreibe. Gleichzeitig war nicht immer klar, in wessen Auftrag diese Leute versuchten, Verträge abzuschließen.

Die Kritik an der Telekom, nur auf die Ausbaupläne der Konkurrenz zu reagieren und sich bloß die Rosinen herauszupicken (also den Ballungsraum ohne die entfernten Ortsteile), wies der Konzern zurück. Man sei bereits vor der Kooperation zwischen Stadt und GigaNetz aktiv geworden. Diesen Vertrag musste GigaNetz schließlich wieder kündigen, weil nicht mehr genügend Anschlüsse für ihre Mischkalkulation übrig blieben. Und so blicken die Randbereiche derzeit beim Glasfaser weiter in die Röhre. Ein Vorgang, der sich so auch in umliegenden Gemeinden abspielte.

Keine Chance auf Fördergelder

Für die hochverschuldete Stadt Moosburg ist derzeit ein eigenwirtschaftlicher Glasfaserausbau in den Ortsteilen keine Option. Man hofft auf eine staatliche Förderung, deren Anforderungskriterien aber (noch) zu hoch sind, wie jüngst Thomas Graßl vom Bauamt den Stadträten berichtete: „Letztes Jahr haben wir leider keine Zusage bekommen. Jetzt, beim zweiten Förderaufruf, schaut‘s noch schlechter aus.“ Die Stadt komme im Bewertungskatalog auf 80 Punkte, Förderzusagen würde es aber erst ab 150 Punkte aufwärts geben, so Graßl. „Wir haben daher entschieden, dieses Mal keinen Antrag zu stellen.“ Man sei aber zuversichtlich, dass die Punkteschwelle in Zukunft wieder sinken werde.

Es ist es eine absolute Frechheit und eine Sauerei, was sich die Telekom bei der Stadt erlaubt hat.

Für CSU-Stadtrat Manfred Tristl, Bewohner im betroffenen Aich, „ist es eine absolute Frechheit und eine Sauerei, was sich die Telekom bei der Stadt erlaubt hat“. Der Konzern habe kurz angefangen, Löcher zu graben und auszubauen, und jetzt, wo die Konkurrenz weg sei, „sieht man überall, dass sie nichts fertig machen, weil ihnen das Personal fehlt“.

Bürgermeister warnt: „Die Probleme kommen in Jahren“

Sorge herrscht in der Stadt aber noch aus einem anderen Grund: Viele der verlegten Glasfaserkabel, vor allem zwischen Hauptleitungen und Hausanschlüssen, wurden offenbar mit zu wenig Überdeckung verlegt – also zu geringem Abstand zur Oberfläche. „Wenn man später mal ein Loch aufmacht, ist man gleich an der Leitung“, sagt Bürgermeister Josef Dollinger dem FT. „Dann kann man fast nichts mehr normal baggern.“ Betroffen seien auch Privatleute und etwa der Wasserzweckverband Isar-Vils: „Die Kabel wurden teilweise über Wasserleitungen verlegt.“ Dollinger weiter: „Die Probleme kommen in Jahren. Da fragt dann keiner mehr, welches Subunternehmen das gemacht hat.“ Die Nachbargemeinde Buch habe das gleiche Problem, so der Ortschef. „Da musste man Teile wieder zurückbauen.“

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