„Maria de la Paz“ spaltet die Gemeinde

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

KommentareDrucken

Rede und Antwort standen Bürgermeister Hans Sailer (3.v.r.), die Markträte, Architekt Michael Wacker (3.v.l.) und Kindergartenleiterin Anja Brunner (2.v.l.). © Hermann

Im Tauziehen um die Zukunft des Kindergartens „Maria de la Paz“ in Au hat nun ein emotionaler Info-Abend stattgefunden. Dem Architekt unterläuft ein Malheur.

Au/Hallertau - Beim Thema Kindergarten „Maria de la Paz“ kochen aktuell die Emotionen hoch: Der Kindergarten soll – gemäß eines Beschlusses des Marktrats vom 10. Mai 2022 – von dem historischen Gebäude am Klosterberg in einen Neubau an der Schlesischen Straße umziehen. Die Gründe dafür wurden am Dienstag erstmals bei einer Informationsveranstaltung offen dargelegt – ein Dialog zwischen Gemeinderat und Bürgern, der längst überfällig war.

Einrichtungsleiterin Anja Brunner berichtete, dass „der Kindergarten nicht für die Kinderzahl, die wir jetzt haben, ausgelegt ist“. Es würden „einige Räume fehlen“, darunter ein Personalzimmer. „Wir sitzen bei Sitzungen im Turnraum am Boden“, erklärte sie den Notstand.

Großes Interesse haben die Auer Bürger, wie es mit dem Kindergarten „Maria de la Paz“ weitergeht. Entsprechend kamen viele Besucher zur Informationsveranstaltung.
Großes Interesse haben die Auer Bürger, wie es mit dem Kindergarten „Maria de la Paz“ weitergeht. Entsprechend kamen viele Besucher zur Informationsveranstaltung. © Hermann

Und es gibt laut Bürgermeister noch mehr Probleme: Die Verkehrssituation am Klosterberg sei „angespannt“ – die Straßen seien eng, Parkplätze schon jetzt in zu geringer Anzahl vorhanden. Würde man den Kindergarten erweitern und weitere Parkplätze errichten wollen, ginge das auf Kosten des großen Gartens.

Mehr noch: Da sich eine Sanierung über „viele, viele Jahre“ hinziehen würde, so Sailer, müsste man die Kinder „über Jahre in Container unterbringen“. Hier seien Probleme vorprogrammiert, wie er aus Erfahrungen vom „Vogelhölzl“-Kindergarten weiß – und hier seien die Kinder nur ein paar Monate „ausgelagert“ gewesen. Schimmel im Keller und in einem der fünf Gruppenräume, fehlende Barrierefreiheit in dem zweigeschoßigen Gebäude sowie der grundsätzliche Sanierungsbedarf des Kinderhauses sprächen ebenfalls für einen Neubau, betonte der Bürgermeister.

„Die Entscheidung, den Kindergarten an anderer Stelle wieder aufzubauen zu lassen, haben wir uns nicht leicht gemacht“, betonte Erika Wittstock-Spona ebenso wie einige Markträte. Und entgegen aller Gerüchte, dass man das historische Gebäude verkaufen oder gar abreißen lassen wolle, habe man sich schon erste Gedanken über die weitere Nutzung nach der Sanierung gemacht, sagte Hans Sailer.

Bürgerantrag eingereicht – so geht‘s weiter

Über 1100 Bürger haben sich über die von Birgit und Karl-Heinz Kodritsch initiierte Unterschriftenaktion für den Erhalt des Kindergartens Maria de la Paz ausgesprochen. Die Unterschriftenlisten wurden kürzlich an 2. Bürgermeister Martin Linseisen übergeben, ein Bürgerantrag eingereicht. In der Sitzung am Dienstag, 25. Juni, wird der Marktrat darüber entscheiden, ob der Bürgerantrag zugelassen wird. Sollte dies der Fall sein, hat die Gemeinde drei Monate lang Zeit, das Thema noch einmal auf den Tisch zu bringen, noch einmal grundlegend über die Zukunft des Kindergartens zu diskutieren – und neu zu entscheiden. Sollte der Bürgerantrag nicht zugelassen werden, kann ein Bürgerbegehren beantragt und mit einer bestimmten Anzahl an (neuen) Unterschriften ein Bürgerentscheid erreicht werden. Dann würden die Auer Bürger über die Zukunft des Kindergartens entscheiden – im Rahmen einer offiziellen Abstimmung.

Denkbar wäre, die benachbarte Kinderkrippe mit aktuell zwei Gruppen unterzubringen sowie im Obergeschoß Räume etwa für die Vhs oder Bücherei zu schaffen – gemeindliche Einrichtungen, für deren Räume man aktuell Miete bezahle. Aber: „Das sind nur Überlegungen – da ist noch nichts spruchreif“, betonte Sailer. Fest stehe nur: „Wir werden das Gebäude erhalten.“

Details zum neuen Areal an der Schlesischen Straße wollte – wie viele andere Bürger auch – Heiner Barth wissen, etwa die Größe des Grundstücks oder die Gartenfläche, die nach dem Bau eines sechsgruppigen Kindergartens bleibt. Zumal auch noch die Mittagsbetreuung dort Platz finden soll. Doch die Eckdaten blieb Architekt Michael Wacker schuldig – er habe die Unterlagen dazu „vergessen“, wie er sagte. Das wiederum fand nicht nur der frühere Bürgermeister Karl Ecker „schwach“, auch in den Zuschauerreihen gab es ein Raunen.

Carol Lorenz appellierte dafür, zweigleisig zu fahren, sprich: Einerseits die Pläne für einen Neubau weiterlaufen und zudem einen Entwurfsplan für den Umbau und die Sanierung des Klostergebäudes erstellen zu lassen. Beide Entwürfe sollte man dann gegenüberstellen – sowohl planerisch, als auch kostenmäßig. „Erst wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, würde ich die bessere Lösung wählen“, sagte er. Ein Vorschlag, der bei den Bürgern für Applaus sorgte.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Möglich, dass es zu einem Bürgerentscheid kommt.

Auch interessant

Kommentare