Nachfolge dringend gesucht: Moosburgs einziger Kinderarzt will Praxis verlassen – Stadt wird aktiv
Mit Moosburgs einzigem Kinderarzt will ein weiterer Fachmediziner in der Region aufhören. Um die Versorgungslage zu sichern, wird nun eine Nachfolge gesucht.
Moosburg - Der Mangel an Ärzten und fachmedizinischer Versorgung für Minderjährige spitzt sich im Kreis Freising weiter zu: Nach der Schließung der Hallbergmooser Kinderarztpraxis von Desiree und Jogi Ratay droht nun auch wenige Kilometer weiter dieses Schicksal. Denn Olaf Vorbeck, Moosburgs Kinder- und Jugendmediziner, will seine Praxis am „Plan“ abgeben. Dieses Szenario wurde zuletzt nicht nur in den Sozialen Medien intensiv diskutiert, sondern war am Montag auch Thema einer Anfrage im Stadtrat.
„Viele haben‘s mitbekommen“, leitete Verena Beibl (Grüne) ihren Wortbeitrag in der Sitzung ein. „Herr Vorbeck ist sehr intensiv auf Nachfolgesuche. Er möchte wohl Ende des Jahres aufhören. Das ist nicht mehr lange, und dort werden sehr viele Kinder versorgt.“ Ob der Mediziner bereits auf die Stadt zugekommen sei und ob man ihn unterstützen könne, wollte Beibl von Ortschef Josef Dollinger erfahren. Der hatte beim Thema einige Sorgenfalten auf der Stirn und berichtete, dass das Ehepaar Vorbeck vor einem halben Jahr im Rathaus vorstellig geworden sei, um über die Pläne zu informieren. „Letzte Woche ist dann eine Mail von Frau Vorbeck gekommen, dass die Nachfolgesuche bislang nicht positiv gelaufen ist“, sagte Dollinger. Er wolle sich nun mit dem Paar abstimmen, „was wir als Stadt machen können“.
Pläne zu zweiter Kinderarztpraxis wieder verpufft
Es habe schon vor eineinhalb Jahren Gespräche mit einem Interessenten für eine zweite Kinderarztpraxis gegeben, was von Olaf Vorbeck sehr unterstützt worden sei, so Dollinger. „Das ist aber leider nicht zustande gekommen.“ Wie das FT zwischenzeitlich von der Moosburger Praxismanagerin Susanne Vorbeck erfuhr, ist nun in Kooperation mit Dollinger noch für diese Woche ein Pressetermin geplant.
Für den Fall, dass sich keine Nachfolge findet, stehen Familien in weiten Teilen des Landkreises prekäre Zeiten bevor. Ein Blick auf den Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) zeigte bereits zum Stand 1. Januar keine rosige Lage: Da standen 32 584 Minderjährigen gerade einmal zwölf Kinder- und Jugendmediziner gegenüber – konzentriert auf die Orte Freising (8), Hallbergmoos (2) sowie Neufahrn und Moosburg (je 1). Das Ampertal und die Hallertau bleiben auf dieser Karte weiße Flecken. Die von der KVB angegebene Versorgungsquote von 98 Prozent dürfte für viele Eltern wie blanker Hohn klingen: Seit Jahren kommt es bei Kinderärzten in der Region zu Aufnahmestopps, immer öfter müssen Eltern Praxen in Nachbarlandkreisen suchen. Derweil arbeitet das medizinische Personal vielerorts am Limit und ächzt neben dem hohen Patientenaufkommen noch unter einer Flut an Bürokratie und gesetzlichen Vorgaben.
Kommt bald ein Fachmediziner auf über 3600 Minderjährige?
Zieht man von der Versorgungsquote zum Jahresbeginn nun noch die drei Ärzte aus Hallbergmoos und Moosburg ab, kommen künftig auf einen Fachmediziner theoretisch über 3600 Minderjährige. Da bleibt dann nicht mehr viel Zeit für den gerade bei Kindern so wichtigen einfühlsamen Umgang und eine individuelle Diagnose sowie optimale Behandlung.