Bill Gates hat beim Klima erkannt, was die Grünen noch verstehen müssen

Bill Gates fordert nichts weniger als einen Paradigmenwechsel in der globalen Klimapolitik. In einem bemerkenswerten Essay ruft der Microsoft-Gründer dazu auf, sich von moralischer Symbolpolitik zu verabschieden und den Klimaschutz als Chance für technologischen Fortschritt, Wohlstand und Gesundheit zu begreifen.

Für FOCUS-online-Chefkorrespondent Ulrich Reitz ist das eine kleine Revolution: "Drei harte Wahrheiten über den Klimawandel. Ich habe zwei Stunden gebraucht, das Ding zu lesen, weil es mich unfassbar fasziniert hat, weil es einen völlig anderen Blick auf die gesamte Klimapolitik wirft", so Reitz in seiner Video-Kolumne.

Während in Deutschland noch immer apokalyptische Szenarien dominieren, lobt Reitz Gates’ optimistische Haltung: "Weg von dem sauertöpfischen Ansatz evangelischer Kirchentage und von Grünen wie Ulrike Herrmann, Luisa Neubauer oder sonst wem, hin zu einer optimistischen, technologiebasierten, hoffnungsvollen Prognose. Ja, wir haben eine Chance. Yes, we can."

"Gesundheitspolitik ist die beste Klimapolitik"

Gates’ Ansatz ist radikal pragmatisch: Statt Verzicht zu predigen, will er Technologien fördern, die das Leben der Menschen verbessern. "Globale Temperatur", zitiert Reitz den Microsoft-Gründer, "sagt nichts über die Qualität des Lebens der Menschen."

Entscheidend sei nicht allein, CO₂-Emissionen kurzfristig zu reduzieren, sondern die Lebensbedingungen zu verbessern - durch Wohlstand, bessere Gesundheitsversorgung, Innovation. Gates schreibt: Wenn eine Flut kommt, sei die entscheidende Frage: "Schafft es meine lokale Klinik, mich zu behandeln?"

Für Reitz ist das der Schlüssel: "Gesundheitspolitik ist die beste Möglichkeit, Klimapolitik zu betreiben. Es ist ein optimistischer, technologiebasierter Ansatz, der unsere ganze moralinsaure, hypermoralische Klimapolitik völlig in den Senkel stellt."

Wachstum statt Verzicht, Kapitalismus als Klimaretter

Gates argumentiert, dass wirtschaftliches Wachstum kombiniert mit technologischem Fortschritt die Zahl der Klimatoten weltweit halbieren kann. Für Reitz ein Beweis, dass der oft verteufelte Kapitalismus Teil der Lösung ist: "Im Grunde genommen ist es das kapitalistisches Managerdenken übertragen auf die Klimapolitik. Deswegen ist es ja auch so überzeugend."

Die deutschen Talkshows dagegen seien voll von "Apokalyptikern", die den Untergang beschwören, aber keine Lösungen anbieten. Dabei liege die Kraft des Fortschritts gerade in Technologie, Ingenieurskunst und Optimismus - Tugenden, die Deutschland einst stark gemacht hätten.

"Wir waren mal eine große Technologienation, die Apotheke der Welt, die Chemieindustrie. Das waren Deutschlands grandiose Leistungen. Und dahin können wir zurück."

Am Ende zieht Reitz ein klares Fazit: "Wenn man dieses Ding gelesen hat, dann weiß man, dass die Grünen von gestern sind, dass dieser Ansatz, den sie vertreten, von gestern ist, und dass man es ganz anders machen muss." Gates’ Vision zeigt, dass Fortschritt und nicht Verzicht die Antwort auf den Klimawandel ist.